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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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er passierte, mit gestrecktem Hals nach Doris Ausschau. Sie maß kaum eins fünfundsechzig, inmitten der träge bummelnden Wochenendpassanten kein einfaches Unterfangen, aber plötzlich glaubte er, ihren blonden Schopf zu erkennen und darunter das markante, türkisfarbene Poloshirt, welches erst vorgestern von einem Versandhaus geliefert worden war.
    »Doris!«, rief er durch seine wie ein Sprachrohr vor den Mund gehobenen Hände. Doch außer einigen verstörten Blicken vorbeieilender Personen erzielte er keine Reaktion. Der blonde Kopf verschwand in Richtung S-Bahn – hinterher! Kullmer rannte, so schnell er konnte, spornte sich zu Höchstleistungen an, er musste Doris um jeden Preis erreichen.

    Mason sprang die Stufen hinab, gekonnt nahm er mit seinen langen, durchtrainierten Beinen dabei zwei auf einmal, ein Tempo, das Doris Seidel kaum halten konnte. Keuchend verharrte sie für einen tiefen Atemzug am oberen Absatz, weiße Sterne blitzten vor den Augenlidern auf, doch sie musste weiter, zwang sich zum Durchhalten. Eine Gruppe japanischer Touristen kam am unteren Ende um die Ecke gebogen, ein gutes Dutzend junger Menschen, lachend und ausgelassen plaudernd, mit bunten T-Shirts und Kameras oder Handys in der Hand. Euch schickt der Himmel, dachte Doris, als sie sich gegen die schmale Rolltreppe entschieden und die breiten Stufen wählten. Mason musste unweigerlich abbremsen, sich einen Weg durch die Menge bahnen.
    »Damn!«, klang seine Stimme auf, dann kam Doris eine Idee. Wozu hatte sie einen schwarzen Gürtel in Karate, wenn sie ihre sportlichen Fähigkeiten nicht auch ausübte? Sie hatte von ihrer Beweglichkeit nichts eingebüßt, noch nicht …
    Schnell vergewisserte sie sich, dass niemand in ihrer unmittelbaren Nähe stand, dann streckte sie sich aus nach dem schwarzen Gummiband der Rolltreppe und schwang sich mit einem eleganten Satz über das Betongeländer auf die nach unten fahrenden Metallstufen. Mason hatte die kleine Menschentraube beinahe durchquert, doch er hatte noch mindestens fünf Schritte vor sich, während Doris das untere Ende der Rolltreppe schon so gut wie erreicht hatte. Keuchend hastete sie erneut um das Geländer, nahm drei Stufen in einem Sprung und stand dann Auge in Auge mit dem Feind, der auf der Stufe über ihr stand und sie um mindestens vierzig Zentimeter überragte.
    Bevor sie etwas sagen konnte, spürte sie seine Handfläche auf ihrem Brustkorb, wie ein Prellbock musste er sie ausgefahren haben, und ihr blieb der Atem weg. Der zweite Schlag ging in den Solarplexus, nur Sekundenbruchteile später, und raubte ihr die Sinne. Sie verlor den Boden unter den Füßen, glaubte zu schweben und in der Ferne eine vertraute Stimme zu hören, die ihren Namen rief.

    Erst viel zu spät realisierte Kullmer den Grund für die Ansammlung von Menschen, die sich um einen Punkt geschart hatten, den er von oben nicht einsehen konnte. Eine Menge junger Japaner, dazwischen eine Handvoll Einheimischer, von allen Seiten strömten Personen heran, um einen Blick zu erhaschen.
    »Aus dem Weg, Kriminalpolizei«, sagte er zwei-, dreimal, bis er sich endlich zum Zentrum der Ansammlung vorgearbeitet hatte. Auf dem Boden lag eine blonde Frau in einem türkisfarbenen Poloshirt, die Augen waren geschlossen und das Gesicht blutig.

Samstag, 9.13 Uhr
    G ottverdammt.«
    Hellmer ließ zitternd die Hand mit dem Telefon von seinem Ohr herabsinken.
    »Was ist denn?«, fragte Durant. Die beiden standen rauchend vor dem Geisterhaus, und Julia erschrak über Hellmers entgeisterten Blick, denn ihren Kollegen brachte in der Regel nichts so schnell aus der Fassung. Zumindest nichts Berufliches.
    »Scheiße, Julia«, stammelte er. »Doris und Peter … Wir müssen sofort …« Er ließ die Zigarette fallen und wollte loslaufen in Richtung Einfahrt, doch Julia hielt seinen Arm fest. »Stopp!«
    Ihr Herz begann schneller zu schlagen. »Würdest du mal in ganzen Sätzen sprechen, bitte?«, forderte sie energisch.
    Hellmer wand sich und befreite seinen Arm, packte dann Julia an der Hand und zog sie mit sich.
    »Komm mit, schnell, keine Zeit«, keuchte er, als sie den unebenen Weg hinabeilten. »Ich erklär’s dir im Wagen!«
    Mit quietschenden Reifen startete der Porsche durch, Kieselsteine und Moosfetzen stoben aus den hinteren Radkästen, und Julia umklammerte angespannt den Innengriff der Beifahrertür.
    »Okay, ich höre«, forderte sie erneut, als Hellmer über die Bundesstraße brauste. Wie gebannt starrte dieser auf

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