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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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griff nach seinem bereitstehenden Netbook.
    »Alex?« Die Tür öffnete sich langsam. Eine der vielen Unarten seines Vaters war, dass er nach dem Anklopfen sofort den Raum betrat. Ein-, zweimal mit seinen kräftigen Knöcheln auf das Türblatt trommeln und danach unmittelbar die Klinke betätigen. Mutter würde das im Traum nicht einfallen.
    »Was’n los?«, gähnte der junge Mann und gab sich antriebslos. Mehr als einen kurzen, gelangweilten Blick gönnte er dem Eindringling nicht. Samstagnachmittags um diese Zeit verzogen sich seine Eltern meist hinaus in den Garten, einmal im Monat fuhren sie außerdem in den nahe gelegenen Großmarkt.
    »Hör mal«, begann der beleibte Sechzigjährige, dessen Tonfall hin und wieder einen unangenehmen Hauch militärischen Drills hatte. Doch Alexander ließ sich nicht beirren. Er rechnete kurz nach und kam zu der Erkenntnis, dass heute tatsächlich der erste Samstag des Monats war. Also Großmarkt.
    »Ich bleib daheim. Hab keine Lust«, sagte er mürrisch. Doch offenbar hatte sein Vater etwas ganz anderes sagen wollen.
    »Unten ist ein Polizeibeamter«, beendete Wolfgang Bertram seinen begonnenen Satz. »Er will dich sprechen.«
    Alexanders Magen zog sich zusammen. »Mich?«, fragte er und musste seine Ungläubigkeit nicht einmal spielen.
    »Ja, es geht wohl um gestern Abend«, nickte der Vater. »Mann, Junge, du steckst doch nicht etwa in Schwierigkeiten, oder?« Plötzlich klang die Stimme überhaupt nicht mehr streng, er trat einen Schritt näher, und sein Blick wirkte ernsthaft besorgt.
    »Ach Quatsch«, entgegnete sein Sohn, der sich mittlerweile wieder gefangen hatte. Bin mal gespannt, wer sein loses Mundwerk nicht halten konnte, dachte er im Stillen.
    »Hilf mir mal bitte hoch, Papa«, forderte er seinen alten Herrn mit einer entsprechenden Handgeste auf.
    »Wusste doch gleich, dass diese Dinger nichts taugen«, murrte der Alte und griff mit seiner riesigen Pranke nach dem ausgestreckten Arm seines Sohnes.
    »Ich revanchier mich dann, wenn du mal wieder nicht aus dem Z1 kommst«, ulkte Alexander. »Aber jetzt sag doch mal, was will die Bullerei denn?«
    Das bereits etwas freundlicher gewordene Gesicht von Wolfgang Bertram verwandelte sich sofort wieder in eine tadelnde Miene. »Sprich nicht so respektlos!«
    »Ja, sorry«, entgegnete Alexander schnell. Bitte bloß nicht schon wieder die Leier über Recht, Ordnung und den Schutz der Bürger vor der Verwahrlosung der Gesellschaft. »Die Polizei meine ich natürlich. Was wollen die denn?«
    »Weiß ich noch nicht genau.« Der Alte zuckte mit den Schultern. »Unten sitzt ein Kommissar, der sich bislang lediglich erkundigt hat, wo wir gestern Abend waren, also wir alle. Dann hat er auch gleich nach dir gefragt.«
    Alexander Bertram hatte nichts anderes erwartet. Unter den kritischen Blicken seines Vaters kramte er eine zerknitterte Jeans hervor, die er gegen die Jogginghose tauschte. Das weiße T-Shirt war noch frisch genug, zumindest für sein Empfinden. Er spürte den kritischen Blick, der jeder seiner Bewegungen zu folgen schien. Gänzlich unbeeindruckt davon schlüpfte er in ein Paar Badelatschen und drehte sich in Richtung Tür.
    »Wollen wir? Oder soll ich unterwegs in eine Galauniform schlüpfen?«
    Kopfschüttelnd folgte der pensionierte General seinem Sohn nach unten.
    Die Eingangshalle im Erdgeschoss der Villa war ein hoher, in Weiß und Altrosa angelegter Raum, dessen einzige Aufgabe darin bestand, die Besucher zu beeindrucken. Bittsteller wurden sich hier ihrer niederen Position bewusst, und potenzielle Rivalen wurden daran erinnert, dass sie es hier mit einem mächtigen Gegenspieler zu tun bekommen würden. Ein zwölfarmiger Kronleuchter aus leicht angelaufenem Silber, behängt mit Kristallen und ausgestattet mit elektrischen Kerzenbirnen, schwebte über dem Zentrum des Raumes, von dem man sich in drei Richtungen ins Haus hinein bewegen konnte. Zwei Türen waren verschlossen, eine dritte führte zurück in den Windfang des Eingangs und eine nach beiden Seiten geöffnete Schiebetür gegenüber der Treppe in das geräumige Wohnzimmer. Dort lagen wertvolle Perserteppiche mit dunklen rotbraunen Farbmustern, und eine riesige, glänzend braune Ledercouch mit zwei zugehörigen Sesseln lud in einem fünf Meter breiten Erker zum Verweilen ein. Antike Kommoden, ein zugeklappter Sekretär und zwei Bücherwände, die links und rechts die gesamten Seitenwände ausfüllten, ließen den Raum wie einen königlichen Lesesaal

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