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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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erste seit über einem Jahr gewesen.
    »Ja, ist mein erster Mord diese Saison«, sagte sie und klang dabei etwas zynisch. »Herr Bock, Sie sprachen eben von frischer DNA. Meinen Sie damit, dass es auch alte DNA gibt?«
    »Natürlich gibt es alte DNA, und das sicher in rauhen Mengen.«
    »Was ist damit? Können Sie diese Spuren von den frischen zuverlässig unterscheiden?«
    Durant wusste, dass sie sich mit dieser Frage auf dünnes Eis begab. Schon der kleinste Fehler in ihrer Wort- oder Tonwahl könnte den empfindlichen Professor vermuten lassen, dass man im Präsidium seine Fähigkeiten in Frage stellte. Und ein eingeschnappter Professor Bock war so ziemlich das Letzte, was sie momentan gebrauchen konnten. Tatsächlich meinten die Anwesenden förmlich zu spüren, wie sich dem Pathologen die Nackenhaare aufstellten, er seine Lesebrille zurechtrückte und mit ausholenden Armen zu einem entrüsteten Monolog anzusetzen drohte. Doch es kam ganz anders.
    »Sie haben recht, Frau Durant«, klang es ruhig und beinahe sogar freundlich aus dem Lautsprecher. »Die Spuren bedürfen noch weiterer Untersuchungen, um solche Möglichkeiten auszuschließen. Wer weiß schon, wie ausgeprägt das Liebesleben dieser WG sich gestaltete. Sei es am Tag der Party selbst oder an den Tagen davor, so lange eben, wie das Laken aufgezogen war.«
    »Um noch einmal auf die weibliche DNA zurückzukommen«, warf Durant ein, als der Professor eine kurze Pause machte.
    »Warten Sie’s doch ab«, brummte Bock. »Da komme ich jetzt sowieso hin. Die DNA des Opfers ist ja überall verteilt, da haben wir eine sichere Vergleichsprobe. Ob sich aus den Sekreten nun ein oder zwei verschiedene Stränge ergeben, müssen wir noch abwarten. Aber eines ist sicher, das hat mir Frau Sievers soeben noch einmal bestätigt. Haarproben und Hautpartikel stammen von einer weiblichen Person.«
    Durant überlegte, ob von den beiden WG-Bewohnerinnen Speichelproben entnommen worden waren. Blutproben mit Sicherheit, schon allein für den Schnelltest auf Drogen und Alkohol. Diese Informationen mussten im Falle eines Kreislauf- oder Nervenzusammenbruchs dem behandelnden Arzt schnellstmöglich bekannt sein, ebenso etwaige Medikamente oder Diabetes. Diese Blutproben jedoch verließen das Labor nicht, und es war davon auszugehen, dass es von den Mädchen noch keinen genetischen Fingerabdruck gab.
    »Einen Moment bitte, Herr Bock«, sagte sie laut. Dann beugte sie sich mit fragendem Blick in die Runde: »Sagt mir mal bitte, ob irgendjemand den Studentinnen Blut oder Speichel abgenommen hat.«
    Hellmer und Kullmer zuckten die Schultern und schüttelten den Kopf. Auch Seidel verneinte. Kaufmann hingegen nickte und flüsterte: »Gestern habe ich jeweils eine Probe von Riva und Johnson für die Rechtsmedizin nehmen lassen. Hatte die nötigen Formalitäten mit den Ärzten vor Ort abgeklärt. Wartet kurz.« Sie erhob ihre Stimme und richtete sie an Bock: »Es müssten zwei Vergleichsproben bei Ihnen eingegangen sein oder noch eingehen. Helena Johnson vom St. Markus und Adriana Riva von der BGU. Wenn nicht, hake ich da noch mal nach.«
    Sievers antworte aus dem Hintergrund: »Sind schon da. Dauert aber noch mit der Zuordnung.«
    »War eine der beiden Frauen Afroamerikanerin?«
    Professor Bocks Frage ließ Durant zusammenzucken. Wenn die DNA-Sequenzen noch nicht ausgewertet waren, woher konnte er dann wissen …
    »Ja, Helena Johnson«, unterbrach Hellmer ihren Gedanken. Schnell setzte Durant nach: »Aber woher wissen Sie das?«
    »Das Haar, Frau Durant, und die Hautpartikel unter Masons Fingernägeln. Ich gehe davon aus, dass Sie schon einmal etwas von ethnischen Markern gehört haben?«
    Julia Durant schluckte. Tatsächlich war ihr die Möglichkeit durchaus bewusst, dass man über das genetische Profil eines Menschen nahezu jede Information abrufen konnte. Die Hautfarbe war dabei eine der leichteren Übungen, wobei die Methode an sich höchst umstritten war. Der sogenannte genetische Fingerabdruck jedenfalls, also der unkomplizierte DNA-Test für die Kriminaldatei, enthielt diese Informationen nicht. Nicht in den relevanten Allelen jedenfalls. Doch Durant ging es ganz und gar nicht um die ethischen Hintergründe dieser Information. Viel wichtiger war die Information, dass Jennifer Mason in ihrem Todeskampf offenbar einem der Täter Haut abgeschürft und Haare entrissen hatte. Und es handelte sich dabei allem Anschein nach ausgerechnet um Helena Johnson, jene junge Frau, die völlig

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