Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
Vom Netzwerk:
bereit, die Sache anders anzugehen, als Vivien weitersprach. »Und du würdest mir garantieren, dass ich es mir ansehen und dann entscheiden darf?«
    »Aber natürlich«, sagte er rasch und setzte das vertrauensseligste Lächeln auf, das er auf die Schnelle hinbekam. »Ist doch Ehrensache.«
    »Und das Geld bekomme ich vorher?«
    »Gerne. So eine Art Pfand?« Gar nicht dumm, die Kleine. Er zog das Bündel heraus und entnahm ihm weitere Scheine. »Hier hast du noch mal dreihundert.« Bertram machte eine theatralische Pause und ließ das Bündel langsam wieder verschwinden. Er erhob sich, ging zu dem Getränkeschrank und sagte mit einem lässigen Blick über die Schulter: »Wenn mir das Video gefällt, wäre mir der ganze Abend sogar siebenhundertfünfzig wert.«
    Er musterte den Bestand, es waren die üblichen Wodka- und Whiskeymarken, eine Flasche Kräuterschnaps, Gin und Doppelkorn. Vermutlich befanden sich in der Küche Erdbeerschaumwein, weißer Sekt und Cola und Saft zum Mischen von Longdrinks.
    »Du bist gut sortiert«, kommentierte er und wusste, dass Vivien sich ihm näherte, angespornt von der Aussicht auf einen höchst lukrativen Abend, denn wann bekam eine Hure wie sie schon die Gelegenheit, für ein-, zweimal Beinebreitmachen siebenhundertfünfzig Euro zu kassieren. Sie würde sich vor ihm räkeln, ihn nach Strich und Faden verwöhnen, und tatsächlich spürte er bereits ihren Atem im Nacken und ihre Hände an seiner Brust und im Schritt.
    »Komm, wir machen es uns drüben bequem«, flüsterte sie.
    »Ja, ich mache uns noch einen Drink. Was darf es denn sein, hast du Zitrone oder so im Haus? Dann bekommst du einen erstklassigen Whiskey Sour von mir.«
    »In der Küche ist Limette. Kannst also sogar Caipirinha machen. Ich kann aber auch …«
    »Nein, ich kümmere mich da gerne drum. Erwarte du mich mal lieber im Schlafzimmer, so langsam komme ich in Stimmung.«
    Kein Widerwort. So hatte Alexander Bertram es gerne: Einer Autorität hatte man Gehorsam zu leisten, andernfalls wurde man sanktioniert. Nichts anderes hatte er als Kind gelernt. Er ging in die Küche und fand nach kurzem Suchen zwei grüne Limetten. Eine davon schnitt er auf und prägte sich dabei genau ein, welche Küchenbereiche er mit den Händen berührte. Ein paar Euro extra, und sie lässt mich hier überall herumlaufen, dachte er, als er das Messer in die Spüle legte. Niemals hätte er es zugelassen, dass jemand bei ihm zu Hause unbeaufsichtigt herumstöberte, aber so sind sie, die Huren, wenn der Preis stimmt, bekommst du alles.
    Mit einem Teelöffel rührte er das Flunitrazepam in einen der Drinks, feines, hellblaues Pulver, dessen unangenehmer Geschmack unter der Säure der Limette verschwinden würde. Die Pharmaindustrie versetzte das streng kontrollierte Betäubungsmittel schon seit geraumer Zeit mit Farb- und Bitterstoffen, doch es war noch immer eines der besten Mittel für einen zuverlässigen Knockout.

    Eine halbe Stunde später rollte Alexander Bertram das gefüllte Kondom von seinem noch immer pulsierenden Geschlechtsteil, verstaute es in einer kleinen, verschließbaren Plastiktüte und wischte sich mit seinem T-Shirt den Schweiß von Stirn und Nacken. Er achtete penibel darauf, dabei den Fokus der Kamera zu umgehen, die auf ihrem Stativ ruhte und das cremefarbene Satin des Doppelbetts aufnahm, in dessen Mitte Vivien auf dem Rücken lag, nackt, mit gespreizten Schenkeln, den Kopf auf ein Kissen gebettet, damit man ihr Gesicht gut sehen konnte. Ihre Mundwinkel waren zu einem seltsamen Lächeln verzogen, weder verursacht durch Erregung noch durch die Vorfreude auf das viele Geld; es war auch nicht der glückliche, verklärte Gesichtsausdruck nach einem Orgasmus. Vivien lächelte, weil die wohldosierte Droge ihre Wirkung entfaltet hatte. Sie war zunächst hemmungslos geworden, hatte dann recht überschwenglich begonnen, sich mit ihrer losen Zunge an Alexanders Lenden abzuarbeiten, danach hatte sie sich ihm hingegeben, und er hatte bei jedem Stoß gewusst, dass es ein perfektes Video werden würde, ein freiwilliger sexueller Akt mit einer schönen Brünetten, das sollte sein persönlicher Bonus sein.
    Doch nun rief die Arbeit. Bertram kniete sich auf den Boden und zog ein rotes Brecheisen und eine dünne schwarze Plane aus dem Rucksack, die er auf dem Teppich ausbreitete. Über ihm atmete Vivien flach und langsam, eine Nebenwirkung des Sedativums. Er überlegte kurz, ob er mit Zoom arbeiten solle, entschied dann aber, dass er dies

Weitere Kostenlose Bücher