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Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Todesmelodie: Ein neuer Fall für Julia Durant (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz , Daniel Holbe
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der letzten Zeit kaum Kontakt gehabt. Julia folgte der Stimme in den Wohnungsflur, wo die Pathologin gerade ihre letzten Haarsträhnen unter einer Schutzhaube verbarg.
    »Ich wünsche auch dir einen guten Morgen, liebe Andrea«, entgegnete Julia und betonte die Worte überspitzt höflich. »Scheint, als wärst du auch noch nicht lange da, wie?«
    »Ja, ich kostümiere mich noch, wie du siehst«, bestätigte Sievers und verdrehte die Augen. Dann wandte sie den Kopf in Richtung Schlafzimmer und ergänzte: »Ohne Schürze und Lätzchen lässt mich Platzeck nicht an die Schlachtplatte.«
    »Schlachtplatte?«
    »Ich hoffe, die Mühe lohnt sich auch«, nickte Andrea und deutete mit dem Finger an sich hinunter und dann wieder hinauf. Tatsächlich trug sie heute die gesamte Spusi-Kleidung und nicht einfach nur die üblichen Gamaschen, Handschuhe und das Haargummi.
    »Müssen wir etwa auch?«
    Hellmer war hinter sie getreten, begrüßte Andrea mit einem lächelnden Nicken und blickte die beiden Frauen fragend an. Aus dem Schlafzimmer erschien das Gesicht Platzecks, zumindest nahm Julia das an, sie erkannte zunächst nur die Augen eines Mannes. Dann aber zog Platzeck den Mundschutz zur Seite und winkte die Ermittler zu sich.
    »Guten Morgen miteinander. Bitte Schutzüberzug an die Schuhe, dann natürlich Handschuhe, nur zur Sicherheit, versteht sich, Anfassen ist verboten. Laufen bitte nur innerhalb des abgesteckten Korridors.«
    »Ja, wir machen schon nichts kaputt, keine Angst«, murrte Hellmer.
    »Mit Sicherheit nicht«, entgegnete Platzeck mit einem gleichgültigen Schulterzucken. »Kaputter geht wohl kaum. Hier«, er zog einen Personalausweis aus seiner Tasche, »das dürfte Sie interessieren.«
    »Danke«, sagte Julia und nahm das laminierte Papier an sich. Janine Skorzy, geboren am 23. Mai 1987 in Dessau. Halb so alt wie ich, dachte Julia schwermütig, und eine ganz Hübsche noch dazu. Der Blick des Mädchens war friedvoll, ihre Augen wirkten nachdenklich, sie lächelte schmal. Platzecks Kommentar unterbrach Julias Gedanken.
    »Noch etwas, bevor Sie ins Schlafzimmer kommen«, sagte er trocken. »Zum Kotzen bitte wieder in den Flur gehen!«
    Während Julia und Frank sich aus dem bereitstehenden Koffer die angeforderte Einwegkleidung heraussuchten, verschwand Andrea Sievers bereits im Raum.
    »Jesus, Maria und Josef!«, hörte Julia ihren entgeisterten Ausruf. »Das sieht hier ja aus wie bei Jeff Dahmer.«
    Beinahe wäre Julia Durant über die eigenen Füße gestolpert, als sie sich hastig, die rechte Ferse noch in der Luft, in Richtung Schlafzimmer wandte.
    »Ich versteh nur Bahnhof, Andrea, lass mich doch erst mal …« Was sie dann sah, verschlug ihr die Sprache.
    Auf dem Bett und neben dem Bett lagen Körperteile, hier ein abgetrennter Arm, da ein Bein, und überall war Blut. Der Torso, ohne Kopf und Extremitäten, thronte schaurig inmitten des verkrusteten Lakens, das Blut war weitgehend getrocknet. Zwischen den Kissen lag der Kopf, daneben ein Brecheisen, das Gesicht war nach unten gedreht. Braune, lange Haare in verklebten Strähnen, am Fuße des Betts eine gebogene Astsäge mit grünem Plastikgriff. Wie Gespenster wirkten inmitten dieser grausamen Szene die drei Kollegen der Spurensicherung.
    Julia Durant wurde kreidebleich, taumelte kurz, sah sich hilfesuchend nach Hellmer um, dem es offenbar nicht besser ging. Sie schluckte zweimal, der Würgereiz ließ nach, doch sie ließ sich Zeit, bis sie es wagte, einen weiteren Blick zu riskieren. Julia achtete auf ihre Atmung, dreimal ein, dreimal aus, du bist ganz ruhig .
    »Wer um alles in der Welt richtet so etwas an?«, hauchte sie entsetzt.
    »Ein abscheuliches, perverses Schwein«, gab Hellmer zurück. Von Andrea Sievers war nichts zu hören, sie kniete noch immer zwischen den Leichenteilen. Dann erhob sie sich, im Hintergrund näherte sich einer der Männer in Weiß mit der Kamera, es blitzte und klickte.
    »Ich messe jetzt die Temperatur«, erklärte sie. »So, wie es aussieht, dürfte ich mit der Leber eine einigermaßen brauchbare Schätzung hinbekommen. Viel mehr kann ich aber erst sagen, wenn ich die Teile gereinigt und zusammengesetzt habe. Ich meine, es ist ja alles möglich, ich muss nachprüfen, ob etwas fehlt, ihr wisst schon, Kannibalismus und so …«
    »Danke, ist schon gut«, winkte Julia Durant ab. »Mach du nur deinen Job, ich glaube, wir haben genug gesehen.«
    Hellmer hatte gerade mit Platzeck getuschelt und nickte nun bestätigend. »Ja, wir

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