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Todesmelodie

Todesmelodie

Titel: Todesmelodie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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riesigen Geysirs direkt aus dem Innern der Erde. Es kam ihr so vor, als nähere sich ihr der Fluß genauso schnell, wie sie ihm entgegenstürzte.
    Sie sah auch die Felswand, nur ein paar Zentimeter entfernt und die Schlucht schrumpfte in ihren Dimensionen durch Anns beschleunigte Wahrnehmung förmlich in sich zusammen. Wenn sie die Arme ausgestreckt hätte, so schien es ihr, hätte sie beide Seiten mit Leichtigkeit berühren können.
    Nur spürte sie ihre Arme nicht. Sie waren zu bleiernen Flügeln geworden, die sie sich vergeblich zu entfalten bemühte. Es war ein Teil ihres Planes gewesen, ihre Geschwindigkeit abzubremsen, indem sie den Körper ausstreckte, wie sie es beim Bungee-Springen gelernt hatte.
    Aber jetzt schien nichts ihren Fall bremsen zu können, nicht einmal das Seil an ihrem Rücken, und sie fragte sich zum erstenmal, ob sie nicht einen schrecklichen Fehler begangen hatte. Und ihr wurde klar, daß sie noch immer schrie…
    Ann sah noch etwas, während sie fiel: den Winter Lake; und dieser Anblick überraschte sie, denn sie hatte den See nicht so nahe vermutet. Ihr fielen die beiden Brückenbauer wieder ein, deren Leichen in den See gespült worden waren und die man nie gefunden hatte. Doch sie sollte keine Zeit finden, weiter darüber nachzudenken.
    Plötzlich war das Seil zu Ende, und sie hörte auf zu fallen. Der Ruck riß sie fast auseinander, aber irgendwie nahm sie ihn rein körperlich gar nicht ganz wahr, sondern verlor in dem Moment das Bewußtsein, als der Schock sie durchfuhr – nein, es war vielmehr so, daß ihre Seele für einen Augenblick aus ihrem Körper geschleudert wurde. Jedenfalls folgte ein Moment völliger Orientierungslosigkeit, ganz ohne Schmerzen, und dann nahm sie zum erstenmal seit ihrem Absprung wieder etwas deutlich wahr: Sie schwang nicht etwa sachte am Seil über dem Flußufer auf und ab, sondern wurde mit rasender Geschwindigkeit seitlich vom peitschenden Ende des Seils weggeschleudert – sie hatte zuviel Anlauf genommen!
    Die Felswand befand sich nicht gerade vor ihrer Nase, sondern dreißig Meter entfernt. Ann war zu weit von der Wand weggesprungen, und das bedeutete, daß sie viel zu schnell zurückschwingen würde. Genau in diesem Moment wurde ihr klar, daß sie mit unglaublicher Wucht gegen die Felswand geschleudert werden würde.
    Als der brüllende Fluß unter ihren Füßen dahintobte, versuchte sie verzweifelt, ihre Arme hochzubekommen, um sich vor dem Aufprall zu schützen. Aber zwei Dinge behinderten sie: Erstens hatte der Ruck am Seilende ihrer Wirbelsäule ziemlich übel mitgespielt, und es machte ihr Schwierigkeiten, die Arme gezielt zu bewegen. Sie schaffte es zwar, sie zu heben, aber zu langsam. Und außerdem hatte der Ruck sie auch noch ins Kreisen gebracht, so daß sie in einer Sekunde die Wand, in der nächsten den Rest der Schlucht vor sich sah. In Panik erkannte sie, daß sie vielleicht mit der hinteren Kopfseite aufprallen würde; und wie in einer Momentaufnahme sah sie wieder das Kissen vor sich, auf dem sie Jerry gefunden hatte…
    Ann prallte gegen die Wand – zuerst mit ihrem rechten Ellenbogen, der die Hauptwucht des Stoßes abfing. Aber auch ihre rechte Kopfseite bekam einen kräftigen Schlag ab. Diesmal wurde sie nicht ohnmächtig, denn der wahnsinnige Schmerz, der ihren Körper durchfuhr, erlaubte es nicht. Sie hatte sich den Arm gebrochen, das spürte sie im selben Augenblick.
    Auf dem ganzen Weg nach unten hatte sie absichtlich geschrien, und jetzt brachte sie nicht einmal einen geflüsterten Schmerzenslaut heraus! Tränen strömten ihr über die Wangen, als sie Gott anflehte, ja ihm befahl, sie in das Land der Empfindungslosigkeit abdriften zu lassen. Aber er hatte noch nie auf sie gehört – warum sollte er jetzt damit anfangen?
    Vielleicht drei Minuten hing Ann vor Schmerz zusammengekrümmt da, bevor es ihr gelang, sich zusammenzunehmen. Jeder andere hätte dafür drei Stunden gebraucht. Aber Ann war stark, und sie war auch hart im Nehmen!
    Ruhig bleiben! befahl sie sich selbst. Sie war verletzt, ihr Arm war gebrochen, und ohne Zweifel hatte sie auch eine Gehirnerschütterung – sie spürte, wie das Blut an der verletzten Kopfseite heruntertropfte. Aber sie lebte, sie hatte den Fall überstanden – und sie war genau da, wo sie hatte sein wollen, nämlich ungefähr zwölf Meter über der Erdoberfläche, es war keine Katastrophe – sie konnte immer noch ihr neues Leben beginnen!
    Paul?
    Plötzlich mußte sie ihre Gedanken

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