Todesmuster
Holzsammler die Leiche gefunden, dass wir da auch nachhaken.«
Ernst notiert, sieht auf die Armbanduhr. Rebecca nickt, beide stehen auf. Sie quetscht sich am Tisch vorbei, stöhnt hörbar, zieht das T-Shirt hoch. Über dem Bauchnabel ein breites Pflaster.
»Was hast du denn gemacht?« Edda zieht die Nase kraus.
»Ein Partnerschaftspiercing.« Mit süßlich schmerzhaftem Gesicht. »Tut noch ein bisschen weh, ist aber sehr sexy.«
»Sexy.« Ernst schüttelt den Kopf. »Fremdmotivierte kollektive Autoaggression einer ganzen Generation«, beim Rausgehen. Rebecca streckt ihm die Zunge hinterher. Der ist so was von trocken. Edda reckt sich, sieht auf die Uhr.
»Oh, ich hab mich um Viertel nach neun telefonisch beim BKA angemeldet. Ich hätte gern mit abgeräumt, aber das könnte länger dauern.« Sie steht auf, scheinheiliges Grinsen.
»Berechnendes Biest.«
Strammer Klaps von hinten auf die Schulter. Glowatzki zuckt mit den Schultern, steht auf, greift sich den Teller mit dem Aufschnitt.
09 Uhr 45
Vom Rand der Kaffeetasse läuft ein Tropfen, erreicht fast den Schreibtisch, wegwischen. Jetzt eine rauchen. Zum Kaffee, das sind die besten. Das Eingangskörbchen ist voll.
Vermerk
Frau
Gerlinde Löcher, 14.07.52 in Lüneburg,
wh. hier, Weidenweg 52,
teilte telefonisch mit, ihr Vater, der 1996 gestorben ist, sei früher Angestellter im Steinbruch in den Kummerhügeln gewesen. Sie meint sich zu erinnern, von ihm gehört zu haben, dass die besagte Mine früher als Sprengstoffbunker genutzt worden sei. Wann und wie lange das gewesen sei und wie man die Mine damals verschlossen habe, könne sie nicht sagen. Sie könne sich nur an die ses Gespräch mit ihrem Vater erinnern.
Bauer, KHKin
Handschriftlicher Zettel. Von wem ist der denn? Ernst.
Wir mussten raus, daher nur kurz zur Information. Einer der Jäger, die für den Bereich einen Begehungsschein hatten, ist reichlich einschlägig vorbestraft (Gewalt- und Sexualdelikte). Er sagte, er wäre da oben seit Monaten nicht gewesen. Wir können ihm aufgrund von Zeugenaussagen aber vermutlich nachweisen, dass er gelogen hat. Nachher mündlich mehr
Ernst F.
Schon möglich. Ein Jäger. Praller Rucksack, es tropft rot. Nur ein paar Hasen. Schöpft keiner Verdacht. Gute Tarnung.
Vermerk
Auf Nachfrage beim hiesigen Handelsregister, Frau Schmidt, war die Firma
Stemmer Hoch- und Tiefbau GmbH
zunächst nicht bekannt.
Frau Schmidt rief heute zurück und gab an, man habe im Archiv noch Unterlagen gefunden. Demnach sei unter der genannten HRG-Nr. tatsächlich die o.g. Firma eingetragen gewesen. Das Unternehmen habe 1979 wegen Zahlungsunfähigkeit Konkurs angemeldet. Verantwortlicher Gesellschafter sei damals Dipl. Ing.
Paul Stemmer, 18.12.18 in Reichenberg,
gewesen.
Stemmer Ist It. Auskunft des hiesigen Standesamtes, Frau Mühbach, am 19.03.1994 verstorben.
Blew, KK/Ain
Der Kaffee ist fast schon kalt. Wieder ein Tropfen abwärts, kämpft, schafft es nur bis zur Hälfte. Glowatzki kommt, stellt sich breitbeinig vor den Schreibtisch, grinst breit, wirft einen Vermerk hin.
»Manchmal erlebt man ja Sachen bei der Polizei … Hier«, er zeigt auf das Papier, »kann sein, dass wir das Pommespapier zuordnen können. Arno Gieseking hat draußen an der Bundesstraße, so sechs, sieben Kilometer raus, ’ne gut gehende Pommesbude. Fernfahrer, alles Mögliche. Der Typ sieht auch so aus. Eins fünfundneunzig groß, drei Zentner. Arno lässt nicht alle Würstchen durch die Kasse laufen.«
»Aber das machen doch die meisten Wirte.«
»Jaha«, Nicht-so-eilig-Miene, »aber Arno ist ein Genauer. Der möchte auch, dass seine schwarze Kasse stimmt. Darum reißt er immer, wenn er ein Gericht nicht abrechnet, vom roten Bogen oben ein kleines Quadrat ab, schreibt den Preis darauf und steckt es in die Schublade.«
»Und das hat der dir gesagt? Das ist Steuerhinterziehung.«
»Ja, wir haben einen Deal gemacht. Ich musste ihm versprechen, dass ich das nicht so vermerke. Aber er sagte, da es ja um einen schlimmen Mord gehe … Hat Courage. Sollte belohnt werden.« Er sieht die Zweifel. »Ja, ja, ich weiß, wird keiner erfahren. Wir nehmen jetzt Vergleichsfinger und schauen erst mal weiter. Aber findeste nicht, manches läuft doch echt bescheuert. Ach so, irgendwas aufgefallen ist ihm nicht, ’ne blonde Frau in Begleitung oder so was.« Er geht. »Morgen früh kommt er. Hoffentlich passen die Griffel überhaupt auf den Abdruckbogen.«
Telefon.
»Kirchenberg,
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