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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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ist offen, vorm Tresen ein Betrunkener mit grauem Haarkranz und weißem Vollbart. Unterhemd, Bermudashorts, die Badelatschen sind hinten auf Briefmarkenstärke abgelaufen.
    »Ihr seid doch alle Scheißbullen«, starkes Lallen, »euch hat man doch allen ins Gehirn geschissen. Korrupter Haufen. Büttelpack!« Starker Ausfallschritt nach hinten, er fängt sich gerade noch ab.
    Die drei hinterm Wachtisch haben Spaß. Ohnsorgtheater, Matineevorstellung. Er kommt wieder nach vorn, stützt sich mit beiden Händen auf dem Tresen ab.
    »Wenn ihr noch mal bei mir vorbeikommt, schieße ich euch die Eier weg.« Bei jedem Wort fliegen Rotzflocken auf den Tresen. »Ich schieß euch die Scheiße aus dem Hirn.« Er fuchtelt mit dem Zeigefinger, wird immer lauter. »Ihr seid doch alle Söhne einer Blut pissenden Negerhure.«
    »Walter, jetzt ist aber gut!« Theo kommt von hinten, theatralisch böses Gesicht. »Was hast du denn wieder für’n Umgang gehabt in letzter Zeit.« Er kommt an den Tresen, durchbohrt ihn aus zwei Metern. »Und was erzählst du da für schlimme Sachen über meine Mutter? Soll ich das mal deiner Mama erzählen?« Walter sieht ihn an wie ein Säugling, wankt, ganz friedlich.
    »Solche Worte sagt man doch nicht, Mensch! Wenn Mama das erfährt, gibt’s wieder Ärger, mein Lieber, mächtig Ärger.« Walter wankt, grummelt was.
    »Weißt du was, Walter, du gehst jetzt schön wieder nach Hause und ins Bett.« Theo jetzt ganz Papa. »Dann sagen wir Mama auch nichts. Versprochen. Und nicht wieder den alten Schnaps trinken, Walter. Also, ab, Marsch!«
    Walter löst sich mit Zögern, winkt ab, schlurft nach draußen, noch ein Blick über die Schulter, weiter im Zickzack. Die drei jungen Kollegen geiern, Theo schüttelt den kahlen Schädel.
    »Einmal im Monat braucht er das, meistens sonntags oder nachts. Keiner kann so schimpfen wie Walter. Aber sonst absolut harmlos.« Das Lächeln verfliegt. »Ist aber eigentlich ’ne völlig arme Sau. Laut Personalausweis hat er sogar ’nen Doktor. Weiß gar nicht, wofür.« Ernster Blick hinter ihm her.
    »Was man so gehört hat, wahrscheinlich Germanistik.«
    Er lacht durch die Nase. »Könnte sein.« Schulterklaps. »Mach’s gut.« Im Weggehen. »Was machst du heute überhaupt hier? Kein Zuhause?«
     
    Aus dem Frühstücksraum Tassenklappern. Edda, Ernst und Glowatzki.
    »Ah, die Brötchen.« Edda gießt weiter ein, stellt Ernst die Tasse hin, er bedankt sich. Glowatzki reicht seinen Pott, Papas Tasse, schwarz auf gelb. Käse und Aufschnitt mit Weintrauben und Radieschen. Auf so was legt Edda wert. Rebecca fehlt noch. Ja, ich auch Kaffee, vorher noch etwas Milch. Sie schüttet die Brötchen auf eine Cromarganplatte.
    »Schlage vor, wir fangen schon mal an. Rebecca kommt sicher gleich.« Das Messer gleitet krachend durch die Brötchen, schweigendes Kauen. Noch nicht ganz wach die Bande heute Morgen.
    »Morgen.« Rebecca kommt reingesprüht. Die Locken etwas wirr, wenn sie sich bewegt, blitzt zwischen T-Shirt und Hose ein Streifen Haut.
    »Mein Gott, du bist ja schon gut gelaunt heute Morgen.« Edda schmunzelt und kaut. »Wohl frisch verliebt?«
    Rebecca holt tief Luft, wieder Haut. »Genau.« Ganz langgezogen, verzücktes Gesicht. »Seit einer Woche.«
    »Und da ist man so gut gelaunt? Kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern«, Glowatzki, lässiger Scherz, nicht ohne Neid.
    »Es ist einfach super.« Sie nimmt Kaffee, setzt sich, stößt Ernst leicht von der Seite an. »Solltest du auch mal probieren, macht ein fröhliches Gesicht.« Na, na, na, wenn das man nicht zu kess war.
    »Kulturell verbrämtes Fortpflanzungritual zur Arterhaltung, mehr nicht.« Ernst, mit versteckter Verbitterung, ohne den Blick vom Brötchen zu nehmen.
    »Ach, keine Ahnung. Hoffentlich werd ich nicht auch mal so im Alter.« Herzhafter Biss in ihr Marmeladenbrötchen. Ulla kommt rein, holt sich zwei Tassen aus dem Schrank, ja, wir sind auch da, machen auch Frühstück, und wieder weg.
    »Lasst uns mal nebenher ein paar Sachen besprechen, Leute. Ich habe einige von euch gestern Abend nicht mehr gesehen«, Glowatzki und Edda nicken, »damit wir alle wieder auf dem gleichen Stand sind. Ich habe gestern noch drei Hinweise auf den Zeitungsartikel bekommen. Auf den ersten Blick nichts, was uns weiterbringt. Ein verdächtiger Spaziergänger, außerdem hat jemand mal ein Messer am Feldrand gefunden, ist aber auch schon etwas länger her. Dann war ich noch im Dorf, ’n bisschen rumgefragt. Bei der Sache mit

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