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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Sie kommt, ihre Wange ist eingecremt, Kurt winkt flüchtig im Hintergrund.
    Eine hagere Alte mit Trolli müht sich die Treppe hoch. Zahnbürste in der Tasche? Ja. Sie wird sich nur kurz wundern.
    11 Uhr 14
    Auf dem Hof wieder kein Parkplatz. Wer ist denn heute Morgen alles hier? Dann eben in die Garage. Der blaue Mondeo rollt durch das Tor, Ulla mit Hans Lehmann und Schmidt. Die haben ja noch einen hinten drin. Sie halten direkt vor dem Eingang. Der Typ hat die Hände in der Acht auf dem Rücken, steigt nur mühsam aus. Sie sieht rüber, hebt versteckt den Daumen nach oben. Glückwunsch, Mädchen. Wenn wir so weit man schon wären. Beide Fahrstühle in der siebten, dann eben die Treppe. Im vierten Bernd von den Einbrechern. Sieht aus dem Fenster. Vor sich den Aschenbecher, die Reval in der Rechten ist noch anderthalb Zentimeter lang.
    »Na, du, haben se dich als Raucher vertrieben.«
    Er dreht den Kopf, müde Augen, die Haare fettiges Grau. Der ist auch ganz schön alt geworden die letzte Zeit.
    »Ne, heute Nacht sind drei aus Burkina Faso festgenommen worden, die vernehmen wir seit acht Uhr mit Dolmetscher, da brauchte ich mal ’ne Pause.« Lungenzug, noch ein Zentimeter. Über den Dächern kreist ein Schwarm Tauben, jede Richtungsänderung synchron.
    »Wir werden wenigstens nicht arbeitslos, Jung. Geklaut wird immer.«
    Verächtliches Räuspern. »Weißt du, uns gibt es doch nur«, weiter aus dem Fenster, »weil es auf der einen Seite Leute gibt, die sich fünf Ferrari kaufen müssen, um Steuern zu sparen, und auf der anderen Seite einige nicht wissen, wie sie ihre Miete zahlen sollen. Wenn ich in Bukarest in der Kanalisation leben müsste oder in Ghana nichts zu fressen hätte«, noch ein Zug, die Glut versengt ihm fast die Finger, »ich würde auch hierhin gehen, wo die Paläste sind.« Er drückt sie aus, endlich. »Und wir müssen die dann festnehmen, damit die goldbehängten Parfummösen in der City mit der Platinkarte ihres Alten unbehelligt ein Paar Schuhe für zweitausend Euro kaufen können.« Er putzt die kleine Plattform im Ascher mit dem Stummel sauber. »Ach, Arschlecken …« Flüchtiger Gruß, im Gehen verwirbelt der Rauch hinter ihm.
    Im Zimmer kleine Versammlung. Glowatzki liest, Zirner lehnt am Schrank, Pohlmann sitzt hinterm Schreibtisch, steht mit entschuldigender Geste auf. Stille, haben alle einen leichten Durchhänger. Sah vorher ganz gut aus, die Sache mit Walcher, stimmt schon.
    »Macht nicht so ’n Gesicht, Leute, setzen wir einfach neue Prioritäten. Ein paar ganz gute Sachen haben wir doch noch.« Petra kommt rein, Zettel in der Hand, sie legt ihn auf den Schreibtisch.
    »Hier, in eurer Abwesenheit sind ein paar Anrufe auf den Zeitungsartikel gekommen. Ich hab es notiert. Einige bitten um Rückruf. Der Pfarrer ist auch dabei.« Der Pfarrer? Kurz überfliegen, Person gesehen, Rückruf, Nachbar geistig behindert, vor Jahren mal Tochter angefasst.
    »Ist schon richtig«, Glowatzki, streicht sich durch die Haare. »Ich war grad bei Edda, die Sache mit dem Vergewaltiger sieht gar nicht so schlecht aus. Außerdem hat sie heute morgen einen Vermissten ermittelt, der unserer Person sehr ähnlich sieht. Aber sie kommt gleich, sie kann dann selbst was dazu sagen.«
    »Und Ernst hat wenigstens noch eine interessante Sache …«
    »… die mit dem Jäger?«
    »… genau, die mit dem Jäger. Da passen ein paar Aussagen nicht zusammen, außerdem ist der Typ da oben gesehen worden und einschlägig vorbestraft. Dann haben wir noch ’ne ganze Menge anderer Spuren, die Arbeit kommt uns schon nicht abhanden.«
    »Wäre ganz gut, wenn wir beide noch ’ne kurze Einführung bekämen.« Pohlmann lässt den Zeigefinger pendeln.
    »Mache ich gleich im Anschluss. Wenn Edda da ist, besprechen wir kurz die Marschroute, danach.« Die Zahnbürste und die Folien müssen heute noch zum Institut, das muss drin sein. Muss aber keiner mitbekommen.
    Zirner zeigt auf wie in der Schule. »Was ist eigentlich …«
    Die Tür geht auf, Ernst Funk, Rebecca und Edda kommen gemeinsam rein, unterhalten sich: Wahrscheinlich nicht, bemerkenswerter Typ, mal die Untersuchungen abwarten. Ernst stellt seine Tasche hin, Rebecca holt Kaffee, ja, Ernst will auch einen. Edda pflanzt sich auf den Computertisch.
    »Da haben wir unsere kleine Familie doch mal wieder ganz zusammen.« Edda lacht anstandshalber, Rebecca kommt wieder, zwei dampfende Kaffeepötte in der Hand, Zirner hilft beim Türenschließen. Edda wartet, bis Ruhe

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