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Todesmuster

Todesmuster

Titel: Todesmuster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Norbert Horst
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Sternenkarte ein Bücherregal, astronomische Titel.
    »Das meiste kann ich von hier aus sehen, nur den tiefen Süd- und Osthimmel nicht. Da sind die Kummerhügel davor. Außerdem habe ich hier durch die blöden Straßenlaternen auch mehr Fremdlicht. Da oben ist es wesentlich besser.« Er verschränkt die Arme, überlegene Pose. Bei der Größe passt der kaum in diesen Raum. »Da oben kann ich natürlich nur das kleine hier mitnehmen.« Er streicht mit der Hand über das kurze Teleskop. »Aber mit Stativ und Laptop ist es besser, als man denkt.«
    »Daher der Rucksack.«
    »Genau. Daher der Rucksack.«
    Scheiße, Scheiße, Scheiße. Okay.
    »Tolle Bilder. Selbst gemacht?«
    Er nickt.
    »Und dafür lohnt es sich, so früh aufzustehen?«
    Seine Augen verändern sich, er denkt nach. »Wissen Sie, wenn Sie eine Stunde in die Sterne gesehen haben, kriegen die Dinge hier unten eine andere Relation.« Völlig ohne Pathos. »Wirklich. Probieren Sie es mal.«
    »Gut, gehen wir.«
    Er drückt wieder den Schalter, die Elemente schieben sich zusammen. Hat was von James Bond.
    Die anderen stehen auf der Diele. Beckmann fehlt noch. Der Hundeführer winkt nach draußen. Er bleibt vor der Tür stehen.
    »Nichts. Ich habe ihn durchs Gelände gejagt, die Fahrzeuge, hier in den Räumen und an der Kleidung. Er hat nirgendwo verbellt.« Er krault nebenbei.
    »Wart ihr im Keller?«
    »Klar. Ich war in allen Räumen, auch auf dem Boden. Nichts.«
    »Alles klar. Eigentlich kannst du dann abhauen. Vielen Dank für deine Unterstützung. War vielleicht nicht dein letzter Einsatz in dieser Sache. Du schreibst was dazu?«
    »Ja, klar, wie üblich. Ich bringe es dir nachher vorbei. Spätestens morgen.« Er holt einen Ball aus der Tasche, wirft ihn weg, der Hund wie gestochen hinterher.
    Drinnen wird geraucht, ach ja. Zirner bietet eine an. Nein, danke. Walcher steht vor der Küchentür, lehnt an der Wand.
    »So, Herr Walcher, der Kollege Funk und die Kollegin Blew werden sich jetzt noch mit Ihnen unterhalten und das aufschreiben. Außerdem kriegen Sie noch ein Durchsuchungsprotokoll. Ich nehme an, Ihnen passt es besser, wenn wir das hier machen und nicht im Präsidium.« Beiläufige Zustimmung. Ernst und Rebecca erwidern die Aufforderung, gehen in die Küche, die anderen zu den Autos, Schlüssel klimpern.
    »Auf zur nächsten Spur.« Glowatzki. Gespielt motiviert. Recht hat er.
    10 Uhr 48
    Die Falten um die Augen werden mehr. Und tiefer. Das liegt am Spiegel. Doch, das liegt am Spiegel. Werden das Tränensäcke? Einen Schritt zurück. Ne, das liegt an der Beleuchtung. Oder?
    Freust du dich schon. Draußen wartet er. In der Mine. Angekettet wie Prometheus. Er ist fast wahnsinnig vor Angst, ja, da musst du lächeln. Er wird sich winden, wenn du ihm die Arterien auftrennst und es fließen lässt. Und wie verfliegende Wärme wird das Leben seinen Körper verlassen. Weil du es so willst. Oder wir würgen ihn vorher und er stirbt mit einer Erektion und es wird dich erregen. Da haben wir beide einen Ständer. Vielleicht darf er dir noch einen blasen, kurz vor Schluss. So als letzte gute Tat. Du meinst, das sei unvorsichtig? Nachher ist er noch ein kleiner Kannibale. Ja, freue dich, diese Tage sind gute Tage. Er wartet nicht auf dich, nein, er fürchtet dich. Gottesfürchtig. Und welch ein wunderbares Versteck. Niemand wird ihn finden. Du bist gut.
    Was denkt so einer, wenn er in den Spiegel sieht?
    Die Herr-der-Ringe- Zahnbürste gehört Dominik. Die im Kulturbeutel ist mit Sicherheit die von Kurt. Doch. Das hier ist Gerdas. Ganz sicher. In die Spurentüte. Noch einmal das Wasser laufen lassen, aus Showgründen. Das war’s. Aufschließen.
    Gerda kommt aus der Küche mit Geschirrhandtuch. Kurt sitzt im T-Shirt am Tisch, trinkt Kaffee. Auf dem Unterarm eine Tätowierung. Was macht der eigentlich montagmorgens zu Hause? Schwester, Schwester.
    »Willste nicht noch auf einen Kaffee bleiben?« Sie hängt sich das Tuch über die Schulter.
    »Das ist lieb, Schwesterchen, aber ich bin auf dem Weg zum Präsidium und wollte nur mal auf Toilette und mir die Hände waschen. Nach so ’ner Durchsuchung ist das immer nötig und du lagst grad auf dem Weg.«
    »Schade. Nie hast du Zeit. Ich wollte gleich zu Mutter. Du warst zwei Tage nicht da.«
    »Ich hatte furchtbar viel zu tun, es war immer was. Sag ihr, spätestens morgen komme ich vorbei. Dominik ist in der Schule?«
    »Natürlich, es ist Montag.«
    »Grüß ihn. Sag ihm, das Geschenk bringe ich die Tage vorbei.«

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