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Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4)

Titel: Todesmut - Gardiner, M: Todesmut - N.N. (Jo Beckett 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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stolperte den Weg zurück, den sie gekommen waren, den Blick auf den Boden gerichtet. Irgendwo musste es sein.
    Sie hatte ihr Armband verloren. Es war einfach weg. Irgendwann nach dem Aufbruch von der Unfallstelle war es ihr vom Handgelenk gerutscht. Sie ballte die durchfrorenen Hände zu Fäusten. Sie musste es unbedingt wiederhaben.
    Durch die Bäume sickerte Mondlicht auf den Boden. Bestimmt würde es sich in dem Armband widerspiegeln. Sie konnte es finden. Sie musste.
    Kurz schaute sie sich um, ob ihr auch wirklich niemand nachkam. Keiner von ihnen würde es verstehen. Sie hätten sie zurückgehalten. Sie behandelten sie sowieso schon wie eine Idiotin, dabei hatten sie keine Ahnung. Sie unterdrückte ein Schluchzen. Nein, sie begriffen es nicht.
    Sie musste es finden. Es war ein Geschenk ihrer Großmutter. Und Griers Ring mit dem lächelnden Schädel hing daran. Mehr war ihr nicht geblieben von ihm. Es war alles, und sie konnte nicht darauf verzichten.
    Stolpernd und mit wehenden Haaren suchte sie den Boden ab. Neben ihr brüllte der Fluss. Sobald sie das Armband entdeckt hatte, konnte sie zurücklaufen und die anderen einholen. Sie würden gar nichts von ihrer Abwesenheit mitbekommen.
    Aber sie musste das Armband finden, bevor sie wieder zu weinen anfing und vor lauter Tränen nichts mehr sehen konnte. Mit torkelnden Schritten schlurfte sie durch Büsche und über Steine. Voller Hoffnung.
    I mmer wieder mussten Gabe und Jo die Köpfe einziehen, um Kiefernästen auszuweichen, die im Dunkel kaum zu erahnen waren. Die Sorge nagte an Jo. Vielleicht war Peyton ausgerutscht und in den Fluss gestürzt. Im Donnern des Wassers hätten sie das Platschen nicht gehört.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte sie.
    »Was du nicht sagst.«
    Obwohl er flüsterte, empfand sie seinen Ton als kränkend. Sie hatte die Nase voll. »Warum bist du sauer auf mich?«
    Mit einem unwilligen Kopfschütteln setzte er seinen Weg unter den Kiefern fort.
    »Hey«, wisperte sie. »Gib mir wenigstens einen Hinweis. Wir sind hier in einer brenzligen Situation. Also, was ist los?«
    Er bückte sich und hob die Hand. Jo erstarrte. Sie hatte es ebenfalls gehört.
    Kurz darauf zischte ein gespenstischer Schemen an ihnen vorbei. Flügel schnitten durch die Luft. Ächzend duckte sie sich.
    »Eule«, sagte Gabe.
    Am ganzen Körper verkrampft, blieb Jo stehen.
    Auch Gabe verharrte reglos. Mit weit offenen Augen und Ohren ließ er die von allen Seiten heranbrandende nächt liche Szenerie auf sich einwirken. Höchstes Situationsbe wusstsein.
    Sie starrte ihn an, bis er sich ihr zuwandte.
    Schließlich fand er Worte für seinen Unmut. »Du bist Dustin und Kyle nachgejagt, ohne uns zu verständigen.«
    »Es war keine Zeit. Und ich konnte dich nicht anrufen.«
    »Du bist einfach verschwunden. Das darf man nicht, wenn man in der Wildnis ums Überleben kämpft. Das weißt du genau, Jo.«
    Trotz des eiskalten Winds wurde ihr heiß. »Es war ein Notfall .« Sie spürte ein Würgen im Hals. »Ich musste versuchen, Dustin zu erreichen.«
    »Du bist nur ein zusätzliches Risiko eingegangen.«
    Sie spürte, was er eigentlich meinte: Und ich war krank vor Sorge.
    Mondlicht spülte über sein Gesicht. »Deine Entscheidung war impulsiv. Du hast dir nicht überlegt, in welche Gefahr du dich bringst.«
    Ihr dröhnte der Kopf. Am liebsten hätte sie ihn gepackt und mit ihm gestritten. Aber dann fiel ihr auf, wie widersprüchlich es war, dass sie ihre Handlungsweise rechtferti gen wollte, während sie nach Peyton suchten. Peyton, die ebenfalls verschwunden war, ohne Bescheid zu sagen. Es war eine schmerzliche Erkenntnis. Sie schluckte ihren Stolz hinunter und schwieg.
    Er klang gequält. »Du wolltest ihn retten. Das war unglaublich mutig von dir. Aber du hättest genauso enden können …«
    »Bitte nicht.«
    Er hielt ihren Blick. Die Intensität in seinen Augen war schier unerträglich. Und die Furcht.
    »Nächstes Mal denke ich vorher nach«, sagte sie.
    Einen Moment lang blieb er stumm. Dann packte er sie an den Schultern und legte den Mund an ihr Ohr. »Ich will nicht der sein, der es deinen Verwandten erzählen muss. Es dir zu sagen war schrecklich genug.«
    Jo konnte sich nicht bewegen. Sie wollte ihn schlagen und wegrennen, in Tränen ausbrechen und das Gesicht an seiner Brust vergraben, alles gleichzeitig.
    Gabe war als Sanitäter an den Unfallort geeilt, als ihr Mann Daniel beim Absturz eines Rettungshubschraubers ums Leben kam. Er hatte ihr die schlechte Nachricht

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