Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
keine großen Fortschritte gemacht.«
»Leider ist das bei dieser Art von Ermittlungen nichts Ungewöhnliches.«
»Tja, könnten Sie uns trotzdem auf dem Laufenden halten?«
»Ich werde Ihnen alle relevanten Informationen zufaxen, sobald es neue Entwicklungen gibt. Wäre das in Ordnung?«
»Ja, ausgezeichnet.«
Kotsev machte eine Pause. Sie glaubte, ihn trinken zu hören, und stellte sich eine Tasse kräftigen Kaffee in seiner Hand vor.
Gab es in Bulgarien guten Kaffee? Schon allein bei der Vorstellung bekam sie einen trockenen Mund.
»Und was ist mit Ihnen, Sergeant Fry?«, fragte er. »Wie ist die Lage bei Ihnen?«
»Einer meiner Kollegen verfolgt eine Spur, die möglicherweise zu Nikolov führt. Genau genommen, ist er gerade in diesem Augenblick auf dem Weg zu der Adresse. Und wir haben Komplizen von Nikolov ausfindig gemacht, die in der Gegend wohnen. Zwei Brüder namens Zhivko.«
Sergeant Kotsev schien sich an seinem Kaffee zu verschlucken. »Zhivko? Anton und Lazar?«
»Ja.«
»Ist einer der beiden behindert? Sitzt er im Rollstuhl?«
»Ich glaube schon.«
»Sie sollten die beiden auf der Stelle verhaften.«
Von der plötzlichen Dringlichkeit seines Tonfalls überrascht, sah Fry ihre Kollegen im Büro mit hochgezogenen Augenbrauen an, wie alle es taten, wenn sie einen merkwürdigen Gesprächspartner am Telefon hatten.
»Wie es scheint, haben sich die beiden hier bislang nichts zuschulden kommen lassen, Sergeant«, sagte sie. »Aber sie stehen unter Beobachtung.«
»Das sind gefährliche Leute. Und ihre Komplizen ebenfalls. Anton Zhivko wurde bei einem Angriff einer rivalisierenden Bande fast getötet. Aus diesem Grund haben die beiden das Land verlassen.«
»Das ist uns schon bewusst. Aber bislang betreiben sie allem Anschein nach ein rechtmäßiges Geschäft.«
»Das ist ein Witz.«
»Nein.«
»Die Zhivkos sind zum Äußersten entschlossene Männer. Sie müssen um ihr Leben fürchten, und deshalb sind sie gefährlich.«
»Ich werde meine Vorgesetzten über Ihre Bedenken in Kenntnis setzen.«
Am anderen Ende der Leitung herrschte einen Augenblick lang Stille. Die Verbindung mit Pleven war so gut, dass sie Kotsev atmen hören konnte und sogar das entfernte Murmeln einer Unterhaltung im Hintergrund vernahm und dass irgendwo eine Tür geschlossen wurde.
»Wenn Sie möchten, dass jemand nach England kommt, ließe sich das arrangieren«, sagte er.
»Wozu?«
»Um Sie bei den Ermittlungen zu unterstützen. Wir würden sehr gerne helfen. Kooperation mit unseren europäischen Kollegen wird von höchster Ebene gefördert.«
»Tja, ich glaube nicht, dass das vorerst nötig sein wird, aber ich werde Ihr Angebot weitergeben.«
»Es war mir ein Vergnügen, mit Ihnen Verbindung aufzunehmen, Sergeant Fry. Ich hoffe, wir sprechen uns bald wieder.«
»Also dann, auf Wiederhören.«
» Ciao .«
Fry legte den Hörer auf. Ciao . War das ein bulgarisches Wort?
Dann bemerkte sie, dass Murfin verzweifelt mit dem Telefonhörer in ihre Richtung gestikulierte.
»Was ist los, Gavin?«
»Ich habe die Kellnerin am Telefon – die aus Matlock Bath, die wegen der Phantombilder hier war. Ich glaube, du solltest dich mit ihr unterhalten.«
»Okay, stell sie durch.«
Murfin stellte das Gespräch durch, und Fry nahm ab.
»Guten Morgen, Miss Rawson. Mir wurde gesagt, Sie hätten
Neuigkeiten für uns. Worum geht’s? Ist Ihnen noch etwas eingefallen?«
»Na ja, eigentlich habe ich nur was gesehen. Die Frau vom letzten Samstag – das war die, die in der Zeitung ist. Diejenige, die ums Leben gekommen ist.«
Fry war enttäuscht. »Ja, Rose Shepherd. Das wissen wir bereits, Tina. Wir versuchen, die anderen beiden Personen zu identifizieren.«
»Nein, nein. Das will ich Ihnen ja gerade sagen. Sie ist hier in der Zeitung. Ich meine die Frau, mit der sie sich getroffen hat, die Jüngere.«
»Wer ist in der Zeitung, Tina? Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen.«
»Hören Sie, ich sage es Ihnen doch. Die Frau, mit der sich Rose Shepherd in der Teestube getroffen hat. Diejenige, von der Sie eine Beschreibung von mir wollten – ich habe ein Foto von ihr in der Zeitung gesehen. Das ist sie. Das ist sie ganz sicher.«
Tina holte tief Luft, als würde ihr bewusst, dass sie sich nicht verständlich machen konnte, wenn sie nicht langsamer sprach.
»Ich habe das Foto von ihr gerade vor mir, Sergeant. Sie ist die Frau, die bei dem Hausbrand in Edendale umgekommen ist. Hier steht, sie heißt Lindsay
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