Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
brauchen keinen.«
Er zog mit einem Ruck an der Tür, doch sie war verzogen und klemmte im Rahmen. Cooper stützte sich mit dem Fuß an der Trittstufe ab und zog fester an. Das weiche Aluminium verbog sich in seinen Händen, und die Tür öffnete sich mit einem lauten Quietschen. Das Geräusch ging Cooper durch Mark und Bein und ließ ihn zusammenzucken, wobei sich seine Muskeln automatisch anspannten.
Als die Tür offen stand, erstarrten die beiden Männer für einen Augenblick und zögerten plötzlich, den Wohnwagen zu betreten oder sich auch nur einen Schritt zu nähern. Eine fette Schmeißfliege flog surrend durch die Türöffnung und in langsamem Zickzack an ihnen vorbei, zu müde und aufgebläht, um zu entkommen.
Finney atmete scharf ein, als habe er einen Schlag in den Magen bekommen. Sein unfreiwilliger Ausruf des Ekels ließ eine Schar Saatkrähen aufflattern und in Panik krächzen, wobei ihre schwarzen Federn zwischen den Ästen raschelten. Dann gab der Farmer einen erstickten, gurgelnden Laut von sich und taumelte in Richtung Mauer. Noch bevor er dort angelangt war, beugte er sich vor und übergab sich ins Gras.
Cooper deckte sich mit der Hand Mund und Nase ab, als er in der Türöffnung des Wohnwagens stand und eine Lache dunkler, klebriger Flüssigkeit betrachtete, die an der Kante der Trittstufe verharrte, ehe sie langsam zu Boden tropfte und eine ölige Pfütze auf der Erde bildete. Ihr süßlicher Geruch war, als würde ihm ein Finger in den Hals gesteckt, und ließ ihn schlucken, als er gegen ein Gefühl der Übelkeit ankämpfte.
Cooper musste nicht lange suchen, um die Quelle des Geruchs zu finden. Er brauchte nicht einmal den Wohnwagen zu betreten, was eine Erleichterung war. Mr. Finney hatte nämlich noch in Bezug auf eine andere Sache recht gehabt: Da drin erwartete ihn tatsächlich kein schöner Anblick.
20
S ie muss eine Fremde gewesen sein, sagte Brian Mullen. »Ich kann mir nicht vorstellen, wer diese Frau sonst gewesen sein könnte.«
Mullen saß im Wintergarten des Hauses der Lowthers in Darley Dale. Sein Schwiegervater saß neben ihm, um ihm moralische Unterstützung zu geben. Von Zeit zu Zeit warf Mullen einen Blick ins Haus, wo seine Schwiegermutter mit Luanne spielte. Fry hatte kein großes Interesse an Kindern, doch dieses schien einigermaßen zivilisiert und ruhig zu sein.
»Hat Ihre Frau erwähnt, dass sie sie getroffen hat, Sir?«
»Nein. Ich wusste natürlich, dass sie am Samstag unterwegs war. Lindsay hat mich für ein paar Stunden mit den Kindern alleingelassen. Sie hat nur gesagt, dass sie ein paar frühzeitige Weihnachtseinkäufe machen möchte. So war sie nämlich, wissen Sie – sie hat gern vorausgeplant.«
»In welche Geschäfte ist sie gegangen?«, erkundigte sich Fry.
»Ich weiß nicht. Das hat sie mir nicht gesagt.«
»Und anschließend hat sie auch nichts erzählt?«
Mullen dachte nach.
»Wenn ich es mir recht überlege, glaube ich, Lindsay hat erzählt, dass sie im Café mit zwei Fremden geplaudert hat. Ich habe allerdings keine Ahnung, wer die beiden waren.«
»Hat sie keine Namen erwähnt?«
»Nein. Wahrscheinlich hat sie die beiden gar nicht nach ihren Namen gefragt, wenn das nur eine beiläufige Unterhaltung war.«
»Möglicherweise.«
»Sie wissen ja, wie es ist. Man möchte mit völlig Fremden nicht unbedingt gleich Bekanntschaft schließen. Heutzutage kann man ja nie wissen, mit was für Gaunern man es zu tun hat. Die Leute tun erst freundlich, und dann stellt sich heraus, dass sie es nur auf Geld abgesehen haben.«
»Hat sie diese Leute überhaupt nicht beschrieben?«
»Nein, warum hätte sie das tun sollen? Sie hat beiläufig erwähnt, dass sie mit zwei Leuten gesprochen hat. Ich nehme an, sie haben sich nur über das Wetter unterhalten oder über die schwierige Parkplatzsituation oder ob der Tee was taugt. Warum hätte sie die beiden beschreiben sollen? Das klingt ja fast so, als würden Sie Lindsay beschuldigen, weil sie nichts erzählt hat.«
Als Fry merkte, dass Mullen die Fassung verlor, schwieg sie, bis er sich wieder beruhigte.
»An mehr kann ich mich nicht erinnern«, sagte er. »Denken Sie, diese Leute könnten für das Feuer verantwortlich sein?«
»Das wissen wir nicht, Sir. Aber es ist sehr wichtig, dass Sie versuchen, sich an alles zu erinnern, was Ihre Frau gesagt hat. Falls Ihnen noch einfallen sollte, mit wem sie sich getroffen haben könnte, oder sich an irgendwelche anderen Details erinnern, die sie
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