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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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der Gegend, in der sich die Telefonzelle befindet, die Rose Shepherd mehrmals angerufen hat. Und vergessen Sie nicht, dass wir im Adressbuch des Opfers die internationale Vorwahl von Bulgarien gefunden haben – die ominöse 359.«
     
     
    Fry kochte noch immer vor Wut, als sie zu ihrem Schreibtisch zurückging. Bulgarien. Der Balkan, ja? Ein ehemaliges Ostblockland, eine kommunistische Bastion in der Ära des Kalten Kriegs. Doch was wusste sie sonst noch darüber? Nichts.
    Fry war noch damit beschäftigt, sich vorzustellen, wie ein Bulgare wohl aussehen mochte, als ihr Telefon klingelte.
    »Hallo. Detective Sergeant Fry.«
    » Alo . Mein Name ist Sergeant Georgi Kotsev von der Polizei Pleven. Ich rufe im Auftrag des bulgarischen Innenministeriums an.«
    Fry bemühte sich, ein Seufzen zu unterdrücken. »Oh, Sergeant Kotsev. Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, mit uns zu sprechen.«
    »Es ist mir ein Vergnügen, mit unseren Kollegen in Großbritannien zusammenzuarbeiten.«
    Er hatte eine tiefe Stimme und sprach nur mit leichtem Akzent; damit hatte Fry überhaupt nicht gerechnet. Es passte nicht zu dem Klischee, das sie irgendwo im Hinterkopf hatte – vom slawischen Bösewicht mit kantigem Gesicht aus
einem James-Bond-Film. Kotsev klang, als sei er der Mann, der für die Pressearbeit auserkoren worden war: wortgewandt und mit hervorragenden Englischkenntnissen.
    »Ich habe Ihr Fax über die beiden Mordopfer in Pleven gelesen«, sagte Fry. »Mich würde interessieren, ob Sie noch weitere Informationen haben.«
    »Wir wissen, dass beide mit einem Maschinengewehr erschossen wurden, vermutlich mit einer Kalaschnikow AK47.«
    »Kann man eine AK47 in Bulgarien ohne weiteres käuflich erwerben?«
    »Wenn man die richtigen Leute kennt, ja.«
    Fry seufzte, obwohl sie nicht überrascht war. Kalaschnikows gab es überall. Sie gehörten inzwischen an allen Krisenherden rund um den Globus zum Inventar.
    »Bei uns in Bulgarien werden Kalaschnikows in großen Stückzahlen hergestellt«, erklärte Kotsev, der ihr Schweigen womöglich missverstand. »Ja, sogar noch heute.«
    »Und werden sie von kriminellen Banden benutzt, Sergeant?«
    Kotsev lachte. » Da, razbira se . Selbstverständlich. Aber die US-Regierung hat zigtausend Kalaschnikows für den Einsatz im Irak gekauft. Sie funktionieren unter staubigen Bedingungen besser als amerikanische M-16, deshalb produzieren unsere Hersteller eine Waffe nach NATO-Standards. Kalaschnikows kommen im Ausland gut an, wie unser Wein.«
    Fry hätte ihm noch eine Zeit lang zuhören können, so interessant klang seine Stimme. Sie vermutete, dass er zu den Menschen gehörte, die schrecklich enttäuschend waren, wenn man sie persönlich kennenlernte, da ihr Gesicht nicht zu dem Bild passte, das man sich aufgrund ihrer Stimme von ihnen gemacht hatte. Wahrscheinlich hatte er doch ein kantiges Gesicht.
    »Haben Sie irgendeine Idee, wie das Motiv für diese Morde ausgesehen haben könnte?«, fragte sie.
    »Sicher. Geldgier. Manchmal finden Leute einen Weg, wie
sie ihre Taschen füllen können, ohne dafür belangt zu werden.« Als Fry Kotsevs Tonfall hörte, konnte sie ihn beinahe mit den Schultern zucken sehen. »Und dann werden sie in Ereignisse verwickelt und haben den falschen Umgang.«
    »Und das Gesetz holt sie ein?«
    »Das Gesetz? Nicht sehr oft.«
    Fry fühlte sich nicht imstande, in sein Lachen einzustimmen. Sie wandte sich wieder dem Bericht über den Doppelmord zu. »Dimitar Iliev war in organisiertes Verbrechen verwickelt, ist das richtig?«
    »Ja, davon gehen wir aus. Aber Iliev war nur eine kleine Nummer in dem Spiel. Wir vermuten, dass er zu gierig wurde. Er und Yotova wurden in ihrem Wagen auf der Schnellstraße R83 außerhalb von Pleven gefunden. Wir wissen nicht, wohin die beiden unterwegs waren.«
    »Erzählen Sie mir, was Sie über Simcho Nikolov wissen.«
    »Nikolov ist fünfundfünfzig und stammt aus den Rhodopen. Ein Armee-Veteran. Er war viele Jahre lang ein Gefährte von Iliev – die beiden haben sogar zusammen als Soldaten gedient, sind aber nach ihrer Entlassung aus der Armee auf die schiefe Bahn geraten. Wie so viele andere auch wurden sie kriminell. Ihre Verbindung mit mächtigen Verbrecherbossen schützte sie lange Zeit vor der Verfolgung.«
    »Aber dann ging ihnen das Glück aus«, sagte Fry.
    »Zumindest Iliev. Nach Simcho Nikolov wird seitdem gefahndet. Wir haben keine Neuigkeiten von ihm.«
    »Der Doppelmord liegt bereits ein Jahr zurück. Anscheinend haben Sie

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