Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
Mullen.«
Fast alle Häuser in der Gegend von Bonsall waren im regionalen Stil gebaut – Kalksteinwände mit kontrastierenden Ecksteinen sowie Tür- und Fensterumrahmungen aus Sandstein. Da sich Kalkstein aus Derbyshire bekanntlich äußerst schwer bearbeiten lässt, hatten die Maurer an manchen Stellen unbehauene Steine verbaut, ohne auch nur zu versuchen, eine glatte Oberfläche zu erzielen. Cooper sah kleine gemauerte Gebäude, die über die ganze Landschaft verstreut waren. Bei einem Großteil davon handelte es sich um Feldscheunen,
die zur Lagerung von Futter und Gerätschaften oder zur Unterbringung von Tieren genutzt wurden. Einige von ihnen waren vermutlich auch ehemalige Minenschuppen, die Bleiminenarbeiter in der Nähe ihrer Schächte errichtet hatten.
Mit geräuschvoll schlagenden Flügeln kam eine Schar Brieftauben aus einem Taubenhaus geflattert und umkreiste Coopers Wagen. Taubenhäuser schienen ebenfalls typisch für Bonsall zu sein. Und die Telefonzelle vor dem Barley-Mow-Pub – war die nicht angeblich vom selben Architekten entworfen worden, der auch die Liverpool Cathedral und die Waterloo Bridge gebaut hatte?
In Bonsall verjüngte sich die Straße zu einer einspurigen Fahrbahn mit ein paar Ausweichbuchten, die sich in die Steinmauern schmiegten. Die Farm, auf der Simon Nichols arbeitete, lag auf dem Plateau westlich des Masson Hill. Cooper musste durch Uppertown fahren und anschließend einigen kleineren Straßen folgen, ehe er den Asphalt ganz hinter sich ließ, um eine Route zu nehmen, die in Straßenkarten als »schlecht ausgebaut« bezeichnet worden wäre. Es gab überhaupt keine Beschilderung, und bei vielen der Wege handelte es sich um alte Minenarbeiterstraßen, die an den Überresten nicht mehr genutzter Bleischächte vorbeiführten und einen dorthin zurückbrachten, woher man gekommen war. In einer Gegend wie dieser musste man sich auskennen.
Obwohl Cooper dem Detective Inspector etwas anderes gesagt hatte, kannte er sich nicht genau aus. Das hatte zur Folge, dass er anhalten musste, um seine amtliche topografische Karte zu Rate zu ziehen und zu versuchen, das Spinnennetz aus schwarzen und grünen Linien zu deuten, die die Flächen zwischen den kleineren Straßen füllten. Zu seiner Linken sah er die seltsamen Höcker in der Landschaft, die auf abgedeckte Schächte hindeuteten, und die zugewucherten Hügel von abgebautem Material aus einer längst verlassenen
Mine. Allerdings hatte er keine Ahnung, ob es sich dabei um die Low Mine, die Whitelow Mine oder die Beats and Bacon Mine handelte. Oder vielleicht sogar um eine von dem halben Dutzend anderer Minen, die in der Karte einfach nur als Mine (nicht mehr genutzt) eingezeichnet waren.
Schließlich fuhr er auf der Suche nach einem Farmhaus, das eine halbe Meile zuvor von einem verwitterten Schild angekündigt worden war, einen steinigen Weg entlang. Doch bevor er die Lea Farm fand, stieß er auf einen Pritschenwagen und einen Farmer mittleren Alters, der Pfosten ablud, um einen Zaun zu reparieren.
»Guten Morgen. Detective Constable Cooper, Polizei von Edendale. Ich bin auf der Suche nach Mr. Simon Nichols.«
»Simon? Der ist nicht hier. Wahrscheinlich hat er sich in seinem Wohnwagen verkrochen.«
»Er lebt in einem Wohnwagen?«
»Ja, da unten am Ende des großen Feldes.«
»Gehört Ihnen die Farm, Sir?«
»Ja, ich heiße Finney. Michael Finney.«
»Dann arbeitet Mr. Nichols also für Sie?«
Der Farmer stöhnte, als er zwei weitere Pfosten auf die Seite hievte. »Sozusagen.«
»Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen?«
»Eigentlich schon seit ein paar Tagen nicht mehr.«
»Ist das normal? Ich meine, wenn er hier angestellt ist?«
Finney rückte seine Kappe zurecht, drehte sich um und sah Cooper an, um ihn mit scharfem Blick zu taxieren.
»Tja, das Problem mit Simon ist, dass er ziemlich viel trinkt. Manchmal geht er auf Sauftour und bleibt gleich ein paar Tage lang weg. Ein andermal schläft er seinen Rausch einfach im Wohnwagen aus. Aber letzten Endes taucht er immer wieder auf. Er ist ein guter Arbeiter, wenn er nüchtern ist. Deshalb werfe ich ihn auch nicht raus.«
»Und er ist billig, nehme ich an?«
Der Farmer zuckte mit den Schultern. »Er verrichtet Hilfsarbeiten. Über den Lohn hat er sich noch nie beklagt.«
»Dürfte ich einen Blick auf den Wohnwagen werfen?«
»Wenn Sie wollen. Lassen Sie mich noch das letzte von den Dingern hier abladen, dann zeige ich Ihnen den Weg.«
Der Wohnwagen stand in
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