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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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sie an die Luft gelangen konnten.
    Dann lächelte er sie aus heiterem Himmel an. Es war ein reizendes Lächeln, freundlich und unschuldig. Was für eine nette Unterhaltung wir doch führen schien sein Gesichtsausdruck zu sagen.
    »Haben Sie noch eine Frage?«
    Fry seufzte. »Ja, Mr. Lowther, haben Sie das hier jemals gesehen?«
    Sie zeigte ihm ein Foto des Holzdinosauriers.
    »Tyrannosaurus.«
    »Haben Sie ihn schon einmal gesehen?«
    »Nein. Ist er aus dem Ausland?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Manche Leute fahren ins Ausland und machen Jagd auf Huren. Nein, auf Babys.«
    »Wie bitte?«
    »Entschuldigen Sie, ich bin manchmal etwas durcheinander. Ich bin mir nicht sicher, was Sie mich gefragt haben. Ist es schon Zeit?«
    Fry sah automatisch auf die Uhr. »Zeit?«
    »Zeit zu gehen.«
    »Möchten Sie gehen, Sir? Sie sind freiwillig hier, also können
Sie gehen, wann immer Sie möchten. Wir können Sie nicht gegen Ihren Willen hier behalten. Aber wir möchten Ihnen nur ein paar Fragen stellen, Mr. Lowther. Wir versuchen herauszufinden, wie Ihre Schwester und Ihre Neffen ums Leben gekommen sind.«
    »Was sagen sie denn?«, fragte Lowther.
    Wieder schien er irgendetwas hinter ihr zu fixieren. Oder vielleicht fixierte er auch nicht etwas, sondern lauschte nur.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen, Sir?«, erkundigte sie sich.
    »Man muss nicht alles glauben, was die Leute einem sagen, wissen Sie.«
    »Tut mir leid, Sir, ich kann Ihnen nicht ganz folgen.«
    »Die Dinge, die sie sagen«, beharrte er. »Die stimmen nicht immer. Man muss sie nicht glauben.«
    »Welche Leute meinen Sie damit im Besonderen?« Lowther wirkte verängstigt. Ein Schweißtropfen bildete sich an seiner Schläfe und rann langsam zu seinem Mundwinkel.
    »Je nachdem, wem man zuhört. Ich weiß nicht, wer sie sind. Ich weiß von keinem, wer er ist.«
    »Was haben die Leute zu Ihnen gesagt, Sir? Sind Ihnen Gerüchte zu Ohren gekommen? Bitte geben Sie uns alle Informationen weiter, die Sie haben.«
    Lowther neigte den Kopf zur Seite. »Ich höre außergewöhnlich gut, habe ich mir sagen lassen. Ich kann jetzt gerade die Leute im Zimmer nebenan hören.«
    Fry versuchte noch eine Weile, Informationen über seine Gefühle gegenüber Brian Mullen und über seinen letzten Besuch im Haus der Mullens in der Darwin Street zu bekommen. Doch sie spürte, dass sie nichts erreichte. Das Gespräch schien in Richtungen abzubiegen, über die sie keine Kontrolle hatte, und sie wusste nicht, wie sie die Situation wieder in den Griff bekommen konnte. Sie hatte einfach nichts Gewichtiges gegen Lowther in der Hand, mit dem sie ihn hätte festnageln können.

    Nachdem die Befragung schließlich vorbei war, beobachteten sie Lowther, als er das Gebäude verließ. Dann ging Fry zurück und warf einen Blick in den Vernehmungsraum Zwei.
    »Im Zimmer nebenan war niemand«, sagte sie.
    »Was hat er dann gehört?«, fragte Cooper.
    »Keine Ahnung.«
    »Irgendwas im Freien? Jemand, der sich im Korridor unterhalten hat?«
    »Vielleicht.«
    »Manche Menschen hören außerordentlich gut. Es heißt zum Beispiel, dass sich bei Blinden zum Ausgleich die anderen Sinne weiterentwickeln.«
    »Und was muss John Lowther ausgleichen?«, fragte Fry. »Machen wir uns nichts vor – er hat ein psychisches Problem.«
    »Langsam, Diane. Das könnte auch geschauspielert sein.«
    »Geschauspielert?«
    »Na ja, das war doch alles nur verbal. Eine Art Ablenkungsmanöver. Dir ist doch sicher aufgefallen, dass er eigentlich keine deiner Fragen beantwortet hat.«
    »Eigenartiger Typ«, sagte Fry nachdenklich.
    »Was?«
    »Das stammt von Gavin.«
    »Tja, wir sollten Gavins Menschenkenntnis nicht unterschätzen.«
    »Ich glaube, ich werde John Lowthers Hintergrund mal überprüfen lassen«, sagte Fry. »Geschauspielert oder nicht.«
    Als Cooper sich anschließend die Tonbandaufzeichnung der Befragung anhörte, fiel ihm ein Muster in John Lowthers Antworten auf. Manchmal sprach er schnell, und die Worte sprudelten ohne Veranlassung hervor. In diesen Phasen schien er unzusammenhängendes Zeug zu reden und vom Thema abzuschweifen, wobei er häufig gar nicht auf die Frage einging. Dann zögerte er wieder und machte lange Pausen, ehe er antwortete.
    Manchmal war Lowther offenbar bemüht, vorwegzunehmen,
was Fry sagen wollte, und versuchte, ihre Sätze für sie zu vollenden, erriet anhand des ersten Buchstabens oder Lautes aber häufig das falsche Wort. Das Ganze kam Cooper vor wie das verbale Äquivalent zur

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