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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Wisteria hochrankten und in dessen Blumenkästen Geranien wuchsen. Es sah aus wie aus einem Märchen.
    Ein paar Meter weiter bog die Straße beim alten Pig-of-Lead-Pub und den Spinnereien, die sich unterhalb des Ball-Eye-Steinbruchs in die Bonsall-Hollow-Senke schmiegten, nach rechts ab. Auf der anderen Seite des Teichs in Cromford gab es eine schrullige kleine Buchhandlung. Läden dieser Art waren inzwischen von den meisten Hauptstraßen verschwunden und nur noch in entlegenen Winkeln des Peak District zu finden. Cooper konnte die Buchhandlung über das Wasser hinweg sehen, als er nach Cromford hineinfuhr. An einem Tag wie diesem hätte er gerne eine Stunde Zeit gehabt, um in den Regalen zu stöbern, Entdeckungen zu machen und eine Tasse frisch gemahlenen Kaffee zu trinken. Vielleicht hätte
sogar hausgemachter Kartoffelauflauf auf der Speisekarte gestanden.
    Doch er musste weiterfahren und sich an der Kreuzung mit der A6 links einordnen. Im Vergleich zu den dicht gedrängten Cottages von Cromford wirkte die Masson-Mill-Spinnerei, die zwischen der Straße und dem Fluss thronte, geradezu riesig. Dieser Abschnitt des Derwent Valley zählte seit ein paar Jahren zum Weltkulturerbe. Nach dem Umzug der Baumwollindustrie nach Manchester waren die Spinnereien und die Siedlungen der Spinnereiarbeiter in der tiefsten Provinz von Derbyshire unangetastet geblieben.
    Einige der ehemaligen Spinnereiarbeiter behaupteten, der Geist von Arkwright höchstpersönlich würde noch immer über die knarrenden Fußbodendielen der Masson Mill wandeln. Man bekam leicht den Eindruck, dass er noch vor kurzem hier gewesen war, wenn man die verstaubten Kisten sah, die sich in den Regalen in der Spinnstube stapelten. »Zurück an Sir Richard Arkwright.« Selbstverständlich war allgemein bekannt, dass er ein Stück die Straße hinunter in Cromford begraben war. Die Villa, die er gebaut, aber niemals selbst bewohnt hatte, stand direkt gegenüber der Spinnerei am anderen Flussufer zwischen Bäumen, die er gepflanzt, jedoch nie zu voller Größe hatte heranwachsen sehen.
    Die Rückfassade der Spinnerei überblickte den Fluss. Ihre fünf Geschosse waren voller Fenster – lange Reihen von ihnen wurden von gemauerten Zwischenpfosten in Paare unterteilt. Sie waren mit viktorianischer Präzision über die Fassade verteilt, aber so klein und dunkel, dass hinter den Scheiben nichts zu erkennen war. Die Fenster starrten wie blinde Augen auf das fließende Wasser hinaus. Dutzende, vielleicht sogar hundert Augenpaare – eine hohe Backsteinwand voller toter Gesichter.
    Flussaufwärts hatte sich ein angeschwemmter Baumstamm am Rand des Wehrs verfangen. Er schaukelte in den Fluten
hin und her, und seine toten Äste schlugen aufs Wasser wie die Arme eines Ertrinkenden. Die Strömung musste ihn am gegenüberliegenden Flussufer mitgerissen haben, sonst wäre er in den Kanal gespült worden, der das Wasserrad der Spinnerei speiste.
    Als Cooper das Einkaufszentrum betrat, war Frances Birtland gerade angekommen und zog ihre Jacke aus.
    »Meine Nachbarin?«, sagte sie. »Rose Shepherd?«
    »Sie erinnern sich nicht daran, dass Ihre Nachbarin am Samstag hier war?«
    »Nein. War sie hier? Wie peinlich. Aber ich habe sie so selten zu Gesicht bekommen, dass ich sie wahrscheinlich nicht erkannt habe.«
    »Ihre Kollegin, Mrs. Hooper, hat sie auf dem Foto wiedererkannt, das in den Zeitungen war.«
    Mrs. Birtland schüttelte den Kopf. »Ich lese nicht viel Zeitung. Das ist immer so deprimierend, finden Sie nicht?«
    »Aber Sie waren ganz sicher den ganzen Nachmittag hier?«
    »Selbstverständlich. Hat Eva etwas anderes behauptet?«
    »Nein.«
    Als Cooper merkte, dass ein Kunde hinter ihm stand, trat er kurz zur Seite. Er nutzte die Gelegenheit, um sich das Warenangebot in den Auslagen anzusehen. Obwohl er sich gerne mit seiner Beobachtungsgabe rühmte, hatte er die Holzspielzeuge bei seinem letzten Besuch völlig übersehen.
    Cooper nahm eines davon in die Hand. Es handelte sich zwar nicht um einen Dinosaurier, doch das Holz sah genauso aus wie bei dem Spielzeug, das Fry ihm gezeigt hatte, und der Schnitzstil war identisch.
    Er warf Frances Birtland einen Blick zu, die ihn anlächelte, als hoffte sie, ihm etwas verkaufen zu können.
    »Woher kommen die?«, erkundigte er sich.
    »Eva importiert sie direkt aus Bulgarien.Traditionell gefertigt und umweltfreundlich. Ich finde sie sehr hübsch, Sie nicht?«

    »Haben Sie auch einen Dinosaurier im Sortiment?«
    »Ja, aber den

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