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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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entlangführte, hatte sich die Position der Kamera mehr oder weniger von selbst ergeben. Der Lagerraum im ersten Stock über dem Wohltätigkeitsladen bot gute Sicht und befand sich im richtigen Winkel, um das Gesicht jeder Person einzufangen, die das Geschäft verließ. Hinzukam, dass am Fenster des Lagerraums ein Gitter angebracht war und bereits aufeinandergestapelte Kisten herumstanden, die die Umrisse der Kamera unkenntlich machten.
    Ein Funkgerät knisterte. »Haben die beiden das Geschäft verlassen?«
    »Ja, sie sind jetzt auf der Straße und laden gleich den Rollstuhl in den Wagen. Sieht so aus, als wollten sie nach Hause fahren.«
    »Also Fehlanzeige.«
    Auf dem Monitor war zu sehen, dass Lazar Zhivko den Rollstuhl seines Bruders hinter dem Renault in Position gebracht hatte und ihn dort stehen ließ, um zur Fahrertür zu gehen. Für einen Kontakt wäre noch immer Zeit gewesen, wenn auch nicht mehr viel, da die Brüder sich in ein paar Minuten vom Ort des Geschehens entfernen würden.
    »Zwei Burschen gehen aus Richtung Knifesmithgate auf den Laden zu.«
    »Burschen?«
    »Entschuldigung. Zwei junge Männer mit weißer Hautfarbe, zwischen achtzehn und zwanzig Jahre alt, mit Jeans und Sweatshirt bekleidet. Jetzt kommen sie zum Auto und gehen etwas langsamer. Nein, sie bewundern nur den Wagen.«

    »Sie zeigen kein Interesse an den Zhivkos?«
    »Sie gehen weiter. Kein Kontakt. Aber wir haben sie sowieso gefilmt.«
    »Nichts. Sobald die Brüder losfahren, machen wir hier für heute Schluss. Team zwei kann sie dann zu Hause übernehmen.«
    Die Aluminiumrampe klappte sich von selbst durch die geöffneten Hecktüren des Kangoo aus. Lazar beugte sich in den Wagen, um einen Knopf unter dem Armaturenbrett zu drücken, und die Rampe senkte sich langsam zu Boden. Der Innenraum des Fahrzeugs war hoch genug, um Anton in seinem Rollstuhl aufzunehmen, ohne dass entwürdigendes Hieven nötig war, um ihn auf einem Sitz zu platzieren. Es war nicht die eleganteste Form der Fortbewegung, doch für die Zhivkos war sie praktisch, und außerdem war sie derart auffällig, dass sie ein Segen für die Überwachungsteams war.
    Aus dieser Entfernung war das Surren des Elektromotors, der die Rampe antrieb, nicht zu hören. Da er aber offenbar zu laut war, oder aus irgendeinem anderen Grund, sprachen die beiden Brüder nicht miteinander. Lazar stand an der Fahrertür und wartete, bis die Plattform den Asphalt berührte, damit er die Winde einhängen konnte. Anton wirkte erschöpft und hatte den Blick nach unten gerichtet. Er musste den Vorgang bereits viele Male gesehen haben und empfand ihn womöglich als Ärgernis. Es war eine mechanische Hilfe mehr, die er nicht gebraucht hätte, wenn er nicht verletzt worden wäre.
    Anton hätte unter der Decke über seinen Knien, an deren Rändern er nervös mit den Fingern zupfte, durchaus eine Waffe versteckt haben können. Vielleicht hielt er auf diese Weise einen Revolver außer Sichtweite griffbereit.
    Doch nichts in den Geheimdienstberichten hatte darauf hingedeutet, dass die Zhivkos womöglich bewaffnet waren. Auf jeden Fall bestand nicht die Absicht, die Brüder zu verhaften, zumindest nicht hier auf offener Straße, wo Dutzende
von Passanten in die Quere hätten kommen können. Falls es jemals zu einer Festnahme kommen sollte, würde sie in der Morgendämmerung im Haus der Brüder durchgeführt werden, wo man sich das Überraschungsmoment und zahlenmäßige Überlegenheit zunutze machen könnte, wo man mit einem hydraulischen Rammbock die Eingangstür aufbrechen könnte und Polizisten in schusssicherer Schutzkleidung die beiden aus den Betten zerren würden, ehe sie überhaupt aufwachten.
    Bevor die Polizisten im Überwachungseinsatz sich vom Monitor abwendeten, geschah etwas Merkwürdiges. Beide Brüder Zhivko reagierten simultan auf irgendetwas. Sie hoben abrupt den Kopf, als habe sie ein plötzliches Geräusch erschreckt. Ihre Blicke trafen sich über dem Dach des Kangoo, und zum ersten Mal öffnete Anton den Mund, um zu sprechen. Nein – nicht um zu sprechen, sondern um zu schreien.
    Doch der Schrei kam nie. Falls Anton überhaupt irgendeinen Laut von sich gegeben hatte, war es der letzte seines Lebens gewesen. Die Wucht der Explosion schleuderte ihn über die Motorhaube eines Taxis und mitten auf die Straße. Sein Rollstuhl wurde von einem Bus überfahren, doch Antons Körper löste sich aus den Trümmern und schlug mehrmals auf dem Asphalt auf, bis er als schwelender Haufen

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