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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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dem anderen Automaten hatte sich eine kleine Schlange von Kunden gebildet, die mit ihren Tragetaschen und Portemonnaies herumhantierten.
    »Falls Sie irgendeinen Widerstand spüren, dann benutzen Sie ihn nicht. Das ist der beste Rat. Normalerweise sind hier ein paar winzige Zacken. Da, sehen Sie?«
    Mit einer schnellen Fingerbewegung zog der Mann eine dünne, durchsichtige Hülle aus starrem Plastik heraus. Als er sie hochhielt, war auf der Rückseite eine Schlaufe zu sehen.
    »Das ist der alte ›libanesische Schlaufentrick‹. Wenn man seine Karte hineinsteckt, hält die Schlaufe sie fest. Da der Automat den Magnetstreifen nicht lesen kann, fordert er einen
immer wieder auf, dass man seine PIN eingeben soll. Wenn man wieder weggeht, holt der Verdächtige die Karte heraus und räumt das Konto leer. Bingo.«
    »Aber eine solche Vorrichtung ist doch sicher leicht zu erkennen, oder?«, sagte jemand von den Zuschauern. »Wir haben ja gerade gesehen, wie Sie es gemacht haben.«
    »Aber ich weiß auch, worauf ich achten muss.«
    Police Constable Steve Judson hatte leicht ergrautes Haar, das er etwas länger trug als unter Polizisten üblich. Er gehörte der Einheit für Scheckkartenkriminalität an, die mit einer zunehmenden Flut von Geld- und Kreditkartenbetrug zu kämpfen hatte. Neuesten Statistiken zufolge war das ein lukratives Geschäft – das landesweit jedes Jahr mindestens vierzig Millionen Pfund abwarf.
    Judson betrachtete die Schlange an dem anderen Geldautomaten. »Das ist eine typische Situation. Die Geldautomaten wären im Inneren sicherer, aber der Laden hat nicht rund um die Uhr geöffnet. Manche Kunden möchten sie spätabends benutzen, wenn dieser Parkplatz vermutlich leer ist.«
    »Ist das Risiko dann höher als bei viel Betrieb an den Geldautomaten?«, fragte eine Polizistin der B-Division, die zusammen mit einem Kollegen über die Hügel hergefahren war, um an dem Seminar über Scheckkartenkriminalität teilzunehmen.
    »Das Risiko ist ein anderes. Wenn Sie sich die Leute dort in der Schlange anschauen, sehen Sie, dass sie dicht genug hintereinanderstehen, um dem Vordermann problemlos über die Schulter blicken zu können. Nachts dagegen, wenn hier nichts los ist, würde man sofort Verdacht schöpfen, wenn jemand herkommen und einem über die Schulter spähen würde, oder etwa nicht?«
    Auf dem Parkplatz waren auch Polizisten, die aus Nottinghamshire oder sogar aus Leicestershire angereist waren. Sie kannten sich nicht, waren aber vermutlich zukünftige Kollegen.
An diesem Vormittag sprach niemand über die Zukunft, obwohl bei der Begrüßung sicher alle daran gedacht hatten.
    »Vor nicht allzu langer Zeit hat das National Coroners Information System in amtlichen Bekanntmachungen davor gewarnt, dass sich Geldautomatenbanden von London aus entlang der M4 in Richtung West Country ausbreiten. War das eine Falschmeldung?«
    »Nein, ganz und gar nicht. Diese Banden haben im West Country gute Geschäfte gemacht, deshalb haben sie beschlossen, landesweit zu agieren. Inzwischen operieren sie überall dort, wo sie genug Illegale rekrutieren können.«
    »Illegale?«
    Cooper konnte hören, wie einige Antennenpaare ausgefahren wurden, um in Alarmbereitschaft für abfällige Bemerkungen zu sein. Es war immer schwierig, zu entscheiden, wann man einen Kollegen wegen politischer Inkorrektheit melden sollte. Wenn man es tolerierte, setzte man die eigene Karriere aufs Spiel.
    »Einige Illegale werden binnen vierundzwanzig Stunden, nachdem sie aus dem Boot aussteigen, für die Geldautomatenarbeit ausgebildet. Auf diese Weise können sie ihre Schulden bei den Schiebern begleichen. Das ist vermutlich besser, als sich für zwei Pfund in der Stunde auf einem Karottenfeld in East Anglia abzurackern.«
    Niemand wagte es, zustimmend zu nicken, geschweige denn zu lachen. Ein Polizist aus Nottinghamshire neben Cooper trat in der abgebröckelten Rinde, die um die Wurzeln einer Zierbirke verstreut war, von einem Fuß auf den anderen.
    Weiter vorn stellte jemand eine Frage zu Identitätsraub, die Judson vom Thema abschweifen ließ. Der Polizist aus Nottinghamshire beugte sich zu Cooper hinüber.
    »Arbeiten Sie in Derbyshire?«, fragte er leise.
    »Ja, ich bin direkt hier in Edendale stationiert. Detective Constable Cooper.«

    »Ross Matthews. Hallo. Und wie ist es, hier zu arbeiten?«
    »Ganz okay«, erwiderte Cooper vorsichtig.
    Matthews nickte. »Ich bin aus St. Ann’s, und dort ist es ein Albtraum. Vielleicht beantrage ich

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