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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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der französischen Redewendung erinnerte Fry an Kotsevs Ciao und Merci . Allerdings war Georgi Kotsev zu Recht stolz darauf, dass er mehrere Sprachen beherrschte. In wie vielen Sprachen konnte Henry Lowther sich unterhalten? Bislang hatte er sich noch nicht einmal auf Englisch besonders geschickt angestellt. Zumindest dann nicht, wenn man eine Unterhaltung als den Austausch von Informationen definierte.
    »Sie müssen uns gegenüber mitteilsamer sein, Sir.«
    Lowther erhob sich von seinem Stuhl und ging ruhelos im Wintergarten auf und ab. Er war ein stattlicher Mann – etwas zu füllig in der Taille, aber trotzdem einschüchternd, wenn er vor einem stand.
    »Sie müssen sich bewusst machen, dass die beiden eine schwierige Erfahrung durchgemacht haben«, sagte er. »Der Adoptionsvorgang in Bulgarien war nicht einfach. Die Sache lief ganz und gar nicht so, wie wir es uns vorgestellt hatten. Es war ein ziemlicher Schock, als wir in diesem Waisenhaus ankamen. So etwas hatten wir noch nie zuvor gesehen.«

    »Erzählen Sie mir, wie es dazu kam.«
    »Ich habe einige Geschäftspartner in Bulgarien«, sagte Lowther. »Sie kamen vor ein paar Jahren hierher, um mit mir darüber zu sprechen, Handelsbeziehungen aufzubauen, eventuell sogar ein Gemeinschaftsunternehmen. Sie waren äußerst beeindruckt von unserer Organisation, und wir sorgten dafür, dass sie sich während ihres Aufenthalts gut amüsierten. Um sich für unsere Gastfreundschaft zu revanchieren, haben sie mich nach Bulgarien eingeladen.«
    »Und haben sie dann dafür gesorgt, dass Sie sich ebenfalls gut amüsierten?«
    »Oh, es gab etwas Wodka und eine Menge Rotwein. Wir haben das Land ein bisschen erkundet.«
    »Wohin sind Sie gefahren? Nach Pleven?«
    Lowther zögerte ein wenig. »Nach Dounav.«
    »Wodka und Rotwein? Haben Sie auch rakia getrunken?«
    »Ich habe ihn probiert, aber ich mag Weinbrand nicht besonders.«
    »Und Rose Shepherd?«
    »Einer meiner Geschäftspartner hat den Kontakt zu ihr hergestellt. Er kannte jemanden, der ihre Dienste bereits in Anspruch genommen hatte. Das ist der Vorteil von Beziehungen, wissen Sie. Man bekommt fast alles, wenn man die richtigen Leute kennt.«
    »Haben Sie Ihrer Tochter eine Adoption vorgeschlagen?«
    »Ich habe die Möglichkeit erwähnt.«
    »Ich verstehe.«
    »Letzten Endes hat es ganz gut funktioniert«, rechtfertigte sich Mr. Lowther. »Wir wollten unbedingt ein Mädchen haben – Lindsay zumindest. Doch nach Liams Geburt sagten die Ärzte Lindsay und Brian, dass sie keine Kinder mehr bekommen könnten. In diesem Land hier ist eine Adoption ein Glücksspiel und dauert ewig. Und Babys kann man hier ohnehin nicht mehr adoptieren. Lindsay wollte kein Kind im
selben Alter wie die Jungs. Wir hatten von Waisenhäusern in Osteuropa gelesen, in denen zahllose Babys auf Eltern warten. Nachdem Lindsay davon erfahren hatte... Na ja, Sie können sich ja vorstellen, was dann los war.«
    »Nicht wirklich, fürchte ich.«
    »Na ja, wir konnten sie gerade noch daran hindern, ins nächste Flugzeug nach Rumänien zu steigen. Wir wussten, dass sie keine Ruhe geben würde, bis sie es mit eigenen Augen gesehen hatte. Aber wir haben uns ein bisschen eingelesen – im Internet, wissen Sie. Und wir haben herausgefunden, dass heutzutage Bulgarien die erste Wahl ist. Also sind wir hingeflogen. Anfangs hatte es den Anschein, als wäre alles ganz einfach.«
    »Sie sagen immer ›wir‹.«
    »Ich konnte Lindsay nicht allein fliegen lassen.«
    »Nein, aber es wäre doch naheliegender gewesen, dass ihr Mann sie begleitet.«
    Lowther ging einmal quer durch den Raum. »Für Brian war das nicht so einfach. Er hat einen Job, und er kann sich nicht einfach frei nehmen, wann er will. Aber ich kann mir meine Zeit nach Belieben einteilen. Ich habe Leute, an die ich Arbeit delegieren kann. Und meine Tochter hatte sowieso immer Vorrang vor dem Geschäft. Ich war bereit und gewillt, mit ihr nach Bulgarien zu fliegen.«
    »Und Rose Shepherd hat Ihnen dabei geholfen, eine Adoption zu arrangieren?«
    »Sie hat mit den Leuten im Waisenhaus zusammengearbeitet.«
    »Oh, natürlich. Das Waisenhaus.«
    Er hörte auf, auf und ab zu gehen, und starrte zum Fenster hinaus auf den Verkehr. Es hatte den Anschein, als ließe er die Schultern hängen, als er gezwungen war, die Erinnerungen aufleben zu lassen.
    »Es befand sich in einer kleinen Stadt, ungefähr dreißig
Meilen von Pleven entfernt. Als wir dort ankamen, stellte sich heraus, dass es sich um ein

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