Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
belastet hat.«
Auf diese Idee schien Skinner noch nie gekommen zu sein. »Denken Sie, sie hat womöglich Brian die Schuld dafür gegeben, dass sie auf natürliche Weise kein Kind mehr bekommen konnten? Lindsay wollte nämlich unbedingt eine Tochter, wissen Sie.«
»Ja, das weiß ich.«
Skinner nickte. »Ich kann mir schon vorstellen, dass sie deshalb ein bisschen sauer auf ihn war.«
»Na ja«, sagte Fry. »Und es gibt noch andere Dinge, die sie verärgert haben könnten – woher ihr Mann überhaupt eine Geschlechtskrankheit hatte, zum Beispiel.«
»Hey, da haben Sie recht. Ich kann mir vorstellen, dass es da zu einer Auseinandersetzung gekommen ist.«
»Aber Brian hat Ihnen gegenüber nie irgendetwas in dieser Richtung erwähnt?«
»Wissen Sie, manchmal war er schon ein bisschen genervt, und dann habe ich vermutet, dass er vielleicht gerade Probleme zu Hause hat. Aber er hat nie gesagt, warum – über solche Sachen haben wir nie gesprochen.«
Fry fluchte vor sich hin, nachdem sie sich von Jed Skinner verabschiedet hatte und zu ihrem Wagen zurückging. Männerfreundschaften, was für eine Zeitverschwendung. Um etwas über den Zustand der Ehe der Mullens zu erfahren, musste sie mit Lindsays Mutter sprechen. Doch sie schätzte ihre Chancen nicht besonders hoch ein, Mrs. Lowther Informationen entlocken zu können.
Mit einem Stirnrunzeln wandte sich Fry ihren Notizen über die Gespräche mit Brian Mullen zu und suchte nach irgendeinem
winzigen Hinweis. Nach ein paar Minuten griff sie zum Handy und rief Cooper an.
Als sein Handy klingelte, stand Cooper gerade bei einem Schacht, der in den Hügel führte und mit einem Stahlgitter verschlossen worden war. Ein Busch raschelte und ließ Wassertropfen zu Boden regnen. An einem Zweig rutschte ein kleines graues Etwas entlang und hielt immer wieder inne, um Beeren abzuzupfen.
»Ben, was hat es mit diesem Lichterfestival auf sich, das Brian Mullen erwähnt hat?«
»Lichterfestival?«
»Ich bin mir sicher, dass er gesagt hat, das wäre in Matlock Bath. Das einzige Lichterfestival, das ich kenne, ist in Blackpool.«
»Na ja, das ist nicht ganz dasselbe. In Matlock Bath gibt es auch Lichter entlang der Promenade und über dem Fluss, aber wenn die Leute vom Lichterfestival sprechen, meinen sie eigentlich die Parade der Boote.«
»Boote?«
»Ruderboote werden mit Lichtern geschmückt, bevor sie auf dem Fluss entlangfahren – natürlich erst, wenn es dunkel ist. Was man dann sieht, ist nicht das Boot, sondern etwas wie, sagen wir mal... ein beleuchteter Londoner Bus, der auf dem Wasser treibt. Außerdem gibt es ein Feuerwerk und verschiedene andere Darbietungen. Man kann alles von der Derwent-Gardens-Parkanlage aus beobachten.«
»Okay. Und wann findet das Ganze statt?«
»Im September und Oktober, aber immer nur am Wochenende. Das sind die sogenannten ›Venezianischen Nächte‹. Ich weiß auch nicht, warum, aber es muss irgendwas mit den Booten zu tun haben. Das lockt immer ganze Scharen von Menschen an. Woran denkst du denn?«
»Als ich Brian Mullen im Krankenhaus befragt habe, hat er
gesagt, dass er und Lindsay Luanne und den anderen Kindern versprochen hätten, mit ihnen zum Lichterfestival nach Matlock Bath zu fahren. Das sollte eine Belohnung werden.«
»Ja, aber er wäre doch sicher so vernünftig...«
Cooper hielt mitten im Satz inne, und Fry lachte.
»Was hattest du vorher gesagt, Ben? Über Leute, die sich unvernünftig verhalten?«
»Emotionen kommen immer mit vernünftigem Verhalten in Konflikt.«
»Genau das war’s.«
»Diane, warum warst du dir so sicher, dass Mr. Mullen etwas mit dem Brand zu tun hat?«
»Auf mich hat er nie besonders traurig gewirkt. Einige der Leute, die Blumen vor das Haus gelegt haben, sahen betrübter aus als Brian Mullen.«
»Er stand vermutlich unter Schock, Diane. Außerdem zeigen manche Menschen ihre Gefühle nicht in der Öffentlichkeit. Es könnte gut sein, dass er sie unterdrückt hat, als er noch im Krankenhaus lag. Wahrscheinlich hat ihn die Wahrheit am härtesten getroffen, als er entlassen wurde und nach Hause kam, glaubst du nicht? Ich meine, zu merken, dass nur Luanne auf ihn wartet, und sich darüber klar zu werden, dass er den Rest seiner Familie nie wiedersehen wird. Es muss einen Moment gegeben haben, als er dieses Wissen nicht mehr verdrängen konnte. Vermutlich ist dann seine Welt zusammengebrochen. Wenn er im Krankenhaus mit einem psychologischen Betreuer gesprochen hat, war er jedoch
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