Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
Donnelly wurde anscheinend freigesprochen.«
»Könnte es sein, dass er Karriere gemacht hat und inzwischen mit gefährlicheren Gaunern zusammenarbeitet?«
»Als Fahrer für einen Profikiller?«, sagte Hitchens. »Tja, dann machen wir uns doch einfach auf den Weg und fragen ihn selber, Diane.«
»Wenn diese Informationen aus dem Police National Computer stammen, können wir nur hoffen, dass die Adresse ausnahmsweise mal stimmt.«
Die Seile und Räder surrten und ratterten noch immer, doch inzwischen schien es sich nicht mehr nur um das Getöse von Maschinerie zu handeln, um das Zischen von extrem zugfestem Stahl, der sich durch die Luft bewegte. Die Geräusche bildeten Worte, murmelten und flüsterten, nuschelten und plapperten.
Und dann blickte John Lowther wieder hinunter ins Tal. Das zerbrechliche Kristall seines Verstandes war zersplittert. Er sah die Bruchstücke am Boden liegen, wo sie verblassten
und sich braun verfärbten, als bestünden sie aus gewöhnlichem Lehm. Durch den Riss in seinem Bewusstsein hörte er die unwiderrufliche Stimme. Noch war sie leise, doch er erkannte sie trotzdem. Oh, und wie er sie erkannte. In der Vergangenheit hatte diese Stimme ihn dazu gezwungen, Dinge zu tun, die er nie hatte tun wollen. Und jetzt war die Stimme zurückgekehrt. Er hatte keine Ahnung, wozu sie ihn als Nächstes auffordern würde.
» Du weißt, was du zu tun hast, Johnny .«
Sie würden bald nach ihm suchen. Sie würden ihn aufspüren, würden die Angst in seinem Schweiß riechen. Sie würden Hunde einsetzen, die auf seine Stimmen lauschen sollten, wenn diese zu laut wurden. Und sie würden ihm folgen, wenn er aus dem Haus ging, würden jedem seiner Schritte folgen, wohin er auch ging. Und eines Tages würde der Suchscheinwerfer ihn an einer Straßenecke einfangen, und das Licht würde tief in seine Gedanken eindringen und erkennen lassen, was sich dort verbarg. Dann würde die ganze Welt von seinen Schandtaten erfahren.
Cooper sah John Lowther oben auf der Plattform des Steinturms stehen, wo er sich über die Brüstung lehnte. Schon von weitem war zu erkennen, dass Lowther heftig zitterte wie ein Blatt, das vom Wind, der über den Hang wehte, gebeutelt wurde. Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn, und sein Blick war starr auf den Horizont gerichtet. Vielleicht lauschte er einem Ruf aus der Ferne, der ihn herbeizitierte, einem Echo, das ihn von weit her aus dem Süden erreichte.
Lowther schien die Schar von Menschen, die sich nach und nach am Fuß des Turmes versammelten, überhaupt nicht wahrzunehmen. Sie hatten den Kopf in den Nacken gelegt und starrten nach oben auf die Silhouette, die sich schwarz vor dem Himmel abzeichnete. Doch Lowther blickte nicht ein einziges Mal nach unten.
»Er ist jetzt schon eine ganze Weile da oben«, sagte der Themenpark-Angestellte. »Eine Besucherin ist auf ihn aufmerksam geworden. Sie hat gesagt, er würde sich seltsam verhalten.«
»In Ordnung. Vielen Dank.«
»Kann ich noch irgendwas für Sie tun?«
Cooper warf einen Blick auf den Betonsockel, auf dem der Turm stand, und auf die kantigen Felsblöcke, die in den Fuß eingearbeitet waren. »Im Moment könnten Sie uns am besten helfen, indem Sie die Leute auffordern, sich vom Turm fernzuhalten. Und zwar ein gutes Stück – bis dort zum Spielplatz.«
Der Mann folgte Coopers Blick und wurde blass. »Sie glauben doch nicht, er könnte...?«
Doch Cooper legte ihm die Hand auf die Schulter. »Wenn Sie sich bitte einfach darum kümmern würden, dass die Leute ein Stück zurückgehen, Sir.«
»Selbstverständlich.«
Georgi Kotsev untersuchte den Eingang zum Turm. Dieser hatte einen Rundbogen und erinnerte an den Eingang zu einer Kirche, war allerdings so schmal, dass es den Anschein hatte, als könne Kotsev sich nur mit Mühe hindurchzwängen. Schilder auf beiden Seiten des Eingangs warnten Besucher, auf der Treppe Vorsicht walten zu lassen. Und sie nannten den Namen des Gebäudes, der in dieser Situation geradezu absurd erschien: Victoria Prospect Tower – Victoria-Aussichtsturm. Die Aussicht darauf, was ihn oben erwartete, machte Cooper Angst.
»Die örtlichen Gegebenheiten haben es in sich«, stellte Kotsev fest.
»Sie könnten nicht schlimmer sein.«
Bevor Cooper auf den Turm zuging, rief er in der Zentrale an und meldete die Situation. Unterstützung war unterwegs, und es sah so aus, als würde er sie auch brauchen. Doch es würde dauern, bis sie hier war.
Als Cooper abermals zur Brüstung
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