Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
erwiderte Fry. »Georgi war dabei.«
»Nein, er hat nicht gesehen, was passiert ist«, sagte Cooper. »Ich habe ihm gesagt, dass er sich auf der Treppe verstecken soll.«
Fry sah Kotsev an, der ihren Blick gelassen erwiderte.
»Ganz im Gegenteil«, sagte er. »Ich habe alles gesehen.«
»Das kann nicht sein«, widersprach Cooper. »Georgi, Sie brauchen nicht...«
»Ich werde erzählen, wie es war, wenn man mich fragt. Ben hat richtig gehandelt. Er war ein Held.«
Cooper errötete, da ihm sowohl die Sentimentalität als auch Kotsevs offenbar unangebrachte Loyalität unangenehm waren.
»Erledigen wir einfach unseren Job, ja?«, sagte er.
Er konnte nicht umhin, Skepsis gegenüber dem zu empfinden, was Fry an diesem Abend in Matlock Bath zu erreichen hoffte. Ein Verdächtiger, der sich inmitten der Menschenmassen frei bewegen konnte und zusammen mit all den Familien durch die Derwent Gardens schlenderte? Nicht auszudenken. Die Gefahr für die Öffentlichkeit machte den Einsatz zu einem Albtraum.
Aus Coopers Sicht hatte Detective Inspector Hitchens die richtige Entscheidung getroffen. Kein verantwortungsbewusster Vorgesetzter hätte das Vorhaben autorisiert, unter solchen Umständen eine Verhaftung durchzuführen. Das Einzige, was sie tun konnten, ohne ein zu großes Risiko einzugehen, war, Mullen zu beobachten – und selbst das war nur aus der Ferne möglich. Also keine Heldentaten. Sie konnten nicht mehr tun, als ihm zu folgen, bis er sich an einer Stelle befand, wo sie die Situation unter Kontrolle hatten. Oh, ja. Und hoffen, dass er ihnen nicht wieder entwischte.
»Oh, und achtet darauf, dass ihr alle in Kontakt bleibt«, sagte Fry. »Dafür haben wir die Funkgeräte dabei.«
»Wie hast du es eigentlich geschafft, Funkgeräte und Ohrhörer zu bekommen, wenn wir inoffiziell hier sind?«, erkundigte sich Murfin.
»Gavin, du hast immer noch nicht gelernt, wann man besser keine Fragen stellt, oder?«
Sie begannen ihre Suche am nördlichen Ende der Ortschaft und teilten sich auf, wobei sie sich jeweils zu zweit den Weg am Fluss und die Einkaufsstraße vornahmen. Der Ort war mittlerweile voll von Menschen. Heute war der letzte Abend des Lichterfestivals, der mit einem Feuerwerk auf dem Gipfel des High Tor seinen Höhepunkt erreichen würde.
Am nächsten Tag begann auf den Heights of Abraham die Winterpause. Die Seilbahn würde den Betrieb einstellen, die Souvenirläden würden schließen, und die Terrassen des Hi Cafés und der Summit Bar würden menschenleer sein. In der Nacht wurden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt, und der Winter konnte beginnen.
Cooper wusste, dass er sich eigentlich hätte freuen sollen, heute Abend etwas zu tun zu haben, da er sich irgendwie ablenken musste. Seit dem Zwischenfall auf dem Turm empfand er einen tiefen Schmerz, den er nur ungern ergründen wollte, einen Zweifel, auf den er nie eine Antwort bekommen würde. Hätte er mehr tun können, um John Lowther zu retten? Wenn er sich anders verhalten hätte, wenn er mehr Abstand gehalten hätte, wenn er Lowther früher gepackt hätte... Obwohl er seine Geschichte seit der Tragödie bereits drei- oder viermal erzählt hatte, wusste er nicht, ob er richtig gehandelt hatte oder nicht. Er nahm an, dass es die Aufgabe anderer Leute war, das zu beurteilen.
»Das erinnert mich mehr an zu Hause«, sagte Kotsev beim Anblick der Menschenmassen.
»Was?«
»Eine großes Fest auf der Straße. Leute, die sich amüsieren. Wenn es noch ein paar Buden gäbe, die Sonnenblumenkerne verkaufen, wäre ich zufrieden.«
»Sie müssen sich leider mit Fish und Chips begnügen.«
Kotsev lachte. » Mnogo vkusno . Köstlich.«
Sie gingen langsam durch den Biergarten hinter dem Midland-Hotel, vom dem aus man auf den Fluss sehen konnte. Gruppen von Menschen scharten sich um den Brunnen in der Nähe des Kriegsdenkmals. Der seichte Fluss war hier von Rosskastanien gesäumt, deren Äste das Wasser berührten. Nicht mehr benutzte, mit Efeu bewachsene Stufen führten zum Ufer hinunter. Am gegenüberliegenden Ufer bildeten Felsbänke ein farbenfrohes Steilufer. Ein altes Keramik-Abflussrohr war neben mehreren Dachschindeln im Schlamm eingebettet.
Die beleuchteten Boote würden von der New Bridge am südlichen Ende des Ortes an den Derwent Gardens vorbei bis zum Pavillon fahren. Auf einer Karte, auf der der Start und das Ziel eingezeichnet waren, hatte irgendein Witzbold auf halber Strecke drei schwarze Striche gezogen und »Bermudadreieck«
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