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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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schrien.
    »Würdest du bitte einfach den Mund halten, Gavin?«

    Murfin schniefte und raschelte mit der leeren Bonbontüte in seiner Tasche. Fry gab sich alle Mühe, ihn zu ignorieren. Natürlich ging jeder auf seine Weise mit so etwas um. Gavin verschanzte sich instinktiv hinter einer schnoddrigen Art. Fry hatte dagegen den Drang, sich auf kleine Details zu konzentrieren, auf Belanglosigkeiten, die man leicht übersah, wenn man nur das Gesamtbild betrachtete.
    Als Erstes galt es herauszufinden, wie viel Beweismaterial vom ursprünglichen Schauplatz erhalten geblieben war und wo jemand seine Finger im Spiel gehabt hatte. Hier, in diesem Haus in der Darwin Street, war auf den ersten Blick zu erkennen, dass viel zu viel herumhantiert worden war. Zunächst einmal hatte sich jemand an der geöffneten Post zu schaffen gemacht, die auf dem Tisch im Flur in einer schmutzigen Wasserpfütze lag. Sie stupste die Umschläge mit dem Zeigefinger an. Einer von ihnen schien Fotos zu enthalten, die vom Entwickeln zurückgekommen waren, ein anderer eine Telefonrechnung von British Telecom. Ganz unten lagen zwei Wahlausweise für die Grafschaftsrat-Nachwahlen im nächsten Monat. Irgendein Lokalpolitiker hatte soeben einen Wähler verloren.
    Umgeben von den Überresten des Alltagslebens einer Familie, hielt Fry einen Moment lang inne und lauschte dem Knarren eines zersplitterten Fensterrahmens und den Wassertropfen, die in einem der Zimmer langsam von der Decke fielen. Sie ließ den Blick über den schmutzigen Teppich zu den Wänden wandern, die völlig verkratzt und zerfurcht waren, nachdem Ausrüstungsgegenstände wie Löschschlauchrollen, Sauerstoffgeräte und Tragbahren an ihnen vorbeigetragen worden waren. Schließlich blieb ihr Blick an dem unpassenden Chromglanz des Schraubenschlüssels hängen, der immer noch darauf wartete, dass ihn jemand in die Hand nahm, um das Rad des Fahrrads wieder zu montieren.
    »Bäh. Wie auf der Marie Celeste mit einer Extraportion Ruß.«

    Fry hatte nicht die Energie, um Gavin dieses Mal zu antworten, geschweige denn, um ihn zum Schweigen zu bringen. Es war noch zu früh am Morgen, und sie war zu deprimiert, dass ausgerechnet sie Bereitschaftsdienst gehabt hatte, als etwas Derartiges gemeldet wurde. Um einen Vorfall wie diesen musste sich Derbyshires E-Division höchstens ein Mal in zehn Jahren kümmern. Selbstverständlich ereigneten sich in Edendale ebenso wie überall sonst Hausbrände, aber es war großes Pech, wenn dabei jemand ums Leben kam. Der heutige Tag war ein besonderer Unglückstag.
    Wenigstens waren die Mauern des Hauses noch intakt. Von der Straße aus war kaum zu erkennen gewesen, dass irgendetwas Schlimmes passiert war, abgesehen von den zersplitterten Fensterscheiben und den Brandflecken an den Stellen, wo die Flammen an den Wänden geleckt hatten. Es hätte sich ebenso gut um die Folgen einer wilden Party handeln können, die außer Kontrolle geraten war. Im Inneren des Hauses bot sich allerdings ein anderes Bild. Ob dieses Bild etwas mit ihr zu tun hatte, musste Fry erst noch herausfinden.
    Fry versuchte, ihre Sinneswahrnehmung zu konzentrieren, als sie der markierten Route folgte, die zu dem Band an der inneren Absperrung führte. Sie nahm wahr, dass es im Flur so ähnlich roch wie in ihrer Küche – nach einer Mischung aus Dampf und verkohltem Speck. Genauso stellte sie es sich vor, wenn sie einmal an der Reihe war, den Löffel abzugeben. Sie würde als Opfer eines defekten Toasters oder eines explodierenden Mikrowellenofens in die Statistik der Küchenunfälle eingehen. Tod in den Wirren des Frühstücks.
    Am Fuß der Treppe bog sie nach rechts ins Wohnzimmer ab, wobei sie darauf achtete, nur auf die Trittplatten zu treten. Nach den Aussagen der Nachbarn zu schließen, waren die Bewohner der Darwin Street Nummer 32 überrascht worden. Lindsay Mullen hatte vor sechs Wochen einen neuen Teppich für ihr Wohnzimmer bestellt. Dieser hatte einen dicken, tiefen
Flor und den cremeweißen Farbton, den Lindsay sich immer gewünscht hatte, obwohl er nach Ansicht ihres Ehemanns unpraktisch war. Er werde leicht verschmutzen, hatte er gesagt. Und er sei eine fürchterliche Geldverschwendung.
    Royal Wilton in Kamillefarben, so lautete die genaue Bezeichnung. Den uniformierten Polizisten zufolge, die die ersten Aussagen zu Protokoll genommen hatten, hatte die Dame im Haus links nebenan damals die gesamte Auseinandersetzung mitgehört, bevor Brian Mullen am Morgen zur Arbeit ging.
    Fry sah

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