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Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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überlegte, ob sie die Schlafzimmer im ersten Stock tatsächlich besichtigen musste. Darin waren zwar die Opfer gestorben, doch das Feuer war dort nicht ausgebrochen. Wenn es sich um ein Verbrechen handelte, waren die Beweise sicher hier im Erdgeschoss zu finden.
    Während sie mit sich selbst diskutierte, nahm Murfin ihr die Entscheidung ab, indem er sich langsam die Stufen hinaufschleppte und bei jedem Schritt seufzte. Fry blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Und in gewisser Weise bot sich in den Schlafzimmern gar
kein so schreckliches Bild. Es war deutlich zu erkennen, dass die Flammen nicht bis hierher gelangt waren. Die Möbel waren zwar mit einer Rußschicht bedeckt, ansonsten jedoch beinahe unbeschädigt. Die Bettdecken waren zurückgeschlagen und offenbarten saubere, unversehrte Laken. Beim Anblick des ersten Zimmers, das Fry sich ansah, hätte man ebenso gut denken können, es würde einfach darauf warten, dass Lindsay Mullen nach Hause kam und die Unordnung aufräumte – wären da nicht die Markierungen gewesen, wo ihre Leiche gelegen hatte, nachdem sie mit einer Rauchvergiftung zusammengebrochen war.
    »Hast du die Fotos da, Gavin?«
    Murfin seufzte und reichte ihr die Akte. Fry hatte die Fotos bereits gesehen, bevor sie hergefahren war, und erinnerte sich an den Zustand von Lindsays Leichnam und an den Baumwollpyjama, den sie getragen hatte, dessen hochgeschobenes linkes Hosenbein eine dünne blasse Wade entblößte. Ihr Gesicht, das sie nach rechts gedreht hatte, die linke Wange fest gegen den Boden gepresst, war nur auf den Nahaufnahmen zu erkennen.
    Doch es war nicht Lindsay Mullens Gesicht, an dem Fry interessiert war, sondern die Stellung ihres Körpers, der Winkel ihrer Gliedmaßen. Sie drehte eines der Fotos, um es auf das Zimmer auszurichten, und überprüfte, wo sich die Tür befand. Lindsay hatte aller Wahrscheinlichkeit nach die falsche Richtung eingeschlagen. Es war nicht allzu schwierig, sich vorzustellen, wie sie sich in der Dunkelheit und im dichten Rauch blind und orientierungslos in Panik an den Wänden entlanggetastet hatte, um die Tür zu finden, während ihre Kinder im Zimmer nebenan schrien. Es war überhaupt nicht schwierig. Genau genommen war es erschreckend einfach.
    »Sehen wir uns das nächste Zimmer an, Gavin«, sagte sie.
    »Das ist das Kinderzimmer.«
    »Ich weiß.«

    Dem Ereignisprotokoll zufolge waren Jack und Liam Mullen gestorben, ohne ihre Betten zu verlassen. Sie waren nach Atem ringend aufgewacht und an den Folgen einer Rauchvergiftung gestorben. Vermutlich hatten sie im Sterben nach ihrer Mutter gerufen.
    Das Haus musste zu diesem Zeitpunkt bereits so voller Rauch gewesen sein, dass die Jungen es nie bis zur Treppe geschafft hätten, geschweige denn, durch die Flammen im Flur. Trotzdem war es nicht angenehm, sich in ihrem Zimmer aufzuhalten. Gavin blieb in der Türöffnung stehen. Er wusste, dass die Leichen der Jungen vermutlich einige Zeit hier gelegen hatten, da kein Zweifel daran bestanden hatte, dass für sie jede Rettung zu spät kam. Die Vorschriften der Kommission zur Untersuchung nicht eindeutig natürlicher Todesfälle verlangten, dass Leichname in situ belassen wurden, bis genug forensische Beweise zur Bestimmung der Todesursache gesammelt waren.
    Natürlich handelte es sich bei Hausbränden größtenteils um tragische Unfälle: Kurzschlüsse, eine Zigarette, die hinter das Sofa gefallen war, Kleidungsstücke, die zu nahe an einem elektrischen Heizgerät liegen gelassen wurden. Würde bei plötzlichen Todesfällen nicht automatisch die Kriminalpolizei eingeschaltet werden, wäre Diane Fry überhaupt nicht hier. Die Angaben der Feuerwehr waren in diesem Fall nicht eindeutig – wobei die Feuerwehrleute vor Ort sicherlich andere Prioritäten gehabt hatten, als nach der Brandursache zu suchen.
    Fry hörte ein Rascheln und ein Husten, und als sie sich umdrehte, sah sie einen uniformierten Police Constable am Fuß der Treppe stehen. Er trug eine gelbe reflektierende Jacke und hielt in der einen Hand seinen Helm, während er sich mit der anderen den Schweiß von der Stirn wischte.
    »Detective Sergeant Fry?«, fragte er und sah zu ihr hoch. »Man hat mir gesagt, Sie wären hier. Ich dachte mir, Sie sollten es am besten gleich erfahren...«

    »Was ist denn?«
    »Na ja, wir haben uns noch mal mit den Nachbarn unterhalten. Ich nehme an, wir hätten das schon früher rausfinden sollen, aber wir sind gar nicht auf die Idee gekommen, zu fragen. Sie wissen

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