Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live

Titel: Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
Vom Netzwerk:
Glasscheiben zwischen Fenstern im venezianischen Stil verziert. Über den Fenstern befand sich ein Kuppeldach mit Fensterläden, und auf dem Mauerwerk prangte Sir Richards Name in stolzen Großbuchstaben.
    Einer der späteren Anbauten der Spinnerei war zu einem Parkhaus umgebaut worden. Cooper fuhr eine Rampe hinauf und parkte auf dem Dach neben einem Seiteneingang zum Einkaufszentrum. Auf der anderen Seite der Mauer sah er das konvexe Wehr, das gebaut worden war, um einen Felsvorsprung am anderen Flussufer auszunutzen. Von dort aus floss das Wasser in einen sogenannten » goyt «, einen schnell fließenden Kanal, der die Wasserräder der Spinnerei angetrieben hatte.
    »Was suchen wir hier, Ben?«
    »Eva Hooper. Sie hat einen Laden im Erdgeschoss.«
    Murfin öffnete die Tür zur Ladenpassage. »Mmm, Gebäck.«
    Insgesamt gab es vier offen angelegte Verkaufsetagen, die wie in einem altmodischen Kaufhaus von einem zentralen Treppenhaus zugänglich waren. Jede Etage war in mehrere Einheiten unterteilt, in denen Designer-Bekleidung zum Discount-Preis, Möbel, Lebensmittel und Golfausrüstung verkauft wurden. Die Spinnerei-Uhr hing noch immer im Erdgeschoss an der Wand, doch aus irgendeinem Grund war sie um zwölf Uhr mittags stehen geblieben. In der untersten Etage war ein Restaurant untergebracht, durch dessen Fensterfront man auf den Fluss blickte. Auf dem Wasser hatte sich ein Fleck mit braunem Schaum gebildet, als hätte jemand etliche Liter Kaffee verschüttet.
    »Gavin, warum suchst du nicht nach den Büros und fragst nach dem Filmmaterial aus den Überwachungskameras? Über dem Haupteingang hängt eine Kamera.«
    »In Ordnung.«

    Cooper hatte auf dieser Etage Wegweiser zum Textilmuseum gesehen. War Miss Shepherd vielleicht bei ihrem Nachmittagsausflug dort gewesen, vor ihrem Besuch im Aquarium? Vielleicht hatte Arkwrights Vermächtnis ja irgendeine Bedeutung für sie gehabt. Genau genommen, wäre sie sogar alt genug gewesen, um früher hier in der Spinnerei gearbeitet zu haben. Hatte sie noch einmal die Schreckgespenster von damals aufgesucht und ein letztes Mal alte Erinnerungen aufs Neue durchlebt?
    Cooper schüttelte sich. Er stellte sich vor, Rose Shepherd habe eine Art Vorahnung gehabt, dass sie bald sterben würde. Doch man konnte den Zeitpunkt seines Todes nicht voraussagen, es sei denn, man litt an einer tödlichen Krankheit. Oder man hatte vor, Selbstmord zu begehen. Das war die einzige Möglichkeit, wie man sich wirklich sicher sein konnte.
    Das Museum erreichte man, indem man die Einkaufspassage verließ und durch einen hallenden Raum mit unebenem Holzboden ging, der unter den Füßen knarrte und nachgab, nachdem er jahrzehntelang von Arkwrights Spinnereiarbeitern benutzt worden war. Hier gab es Spulen und Schiffchen und andere Andenken an die Textilindustrie zu kaufen, in der einst so viele Menschen beschäftigt gewesen waren.
    An einer Treppe, die nach unten zu den Spinnerei- und Webereihallen führte, sah er einen Mann, der Geld einsammelte.
    »Geben Sie hier Eintrittskarten aus?«, erkundigte er sich.
    »Nein. Sie bekommen eine Broschüre mit einem Wegweiser durch die Räume des Museums. Sehen Sie?«
    »Haben Sie letzten Samstag hier gearbeitet?«
    »Am Nachmittag.«
    »Können Sie sich erinnern, ob diese Frau das Museum besucht hat?«
    Der Mann betrachtete Coopers Foto.
    »Nein, tut mir leid.«

    In den Räumen darunter ratterten zwei riesige Maschinen unbeaufsichtigt vor sich hin, und in Nischen in der Wand waren Unmengen von Schiffchen gestapelt. Es gab geflochtene Körbe und hölzerne Handwagen sowie Regale, die voll mit altem Werkzeug und Zubehör waren. Eine uralte Schreibmaschine, verstaubte Kartons. Cooper konnte Schmieröl riechen und das Tuckern der Webstühle hören, während unter dem Glasdach der Hallen Lederriemen über Spinnräder liefen. Bei einer winzigen Kabine schien es sich um das Büro eines Aufsehers zu handeln, auf dessen Schreibtisch staubige, noch immer aufgeschlagene Hauptbücher lagen und eine Brille mit Metallgestell aus einem uralten Etui hervorlugte. Wegweiser für Besucher deuteten auf eine Tür in der Ferne, die zum Spulenraum führte.
    Cooper drehte wieder um. »Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben«, sagte er.
    In einer abgelegenen Ecke der Einkaufspassage fand er Eva Hooper. Sie verkaufte in ihrem Laden Drucke von Peak-District-Landschaften, folkloristische Souvenirs, Töpferwaren, Lederwaren und Edelsteine. Und natürlich eine Auswahl an Postkarten, Kalendern

Weitere Kostenlose Bücher