Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
das Haus, aber ich glaube, sie sind nicht über Wohnzimmer und Bad hinausgekommen. Dann ist ihnen das Geld ausgegangen.«
»Wie schade.«
Yates zuckte mit den Schultern.
»Das kommt vor.«
»Das elektrische Tor und die Sicherheitsvorrichtungen sind dann also...«
»Nein, so etwas gab es vorher nicht. Das hat offenbar Miss Shepherd einbauen lassen – was auch sehr vernünftig war. Ich hätte es ihr auch empfohlen, wenn sie mich gefragt hätte.«
Als sie gingen, kamen sie abermals am Immobilienangebot vorbei: ein Schaufenster mit luxuriösen Eigenheimen, ein anderes mit kleinen Doppelhaushälften. »Image«, sagte Hitchens, als sie wieder im Freien standen. »Manchen Leuten ist das sehr wichtig, Ben.«
»Sir?«, sagte Cooper.
»Ist Ihnen das Familienportrait auf Mr. Yates’ Schreibtisch aufgefallen?«
»Ja, natürlich.«
»Gut, denn es sollte Ihnen auch auffallen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Na ja, das Foto war in unsere Richtung gedreht. Wir konnten es sehen, er aber nicht. Sagt Ihnen das nichts?«
Cooper dachte darüber nach. »Wenn ihm seine Familie tatsächlich
so wichtig wäre, hätte das Foto vermutlich andersrum dagestanden, damit er es betrachten kann. Aber es ist zu seinen Besuchern hingedreht – ein Teil der Büroeinrichtung, dazu bestimmt, zu beeindrucken.«
»Genau. Mr. Yates will eine Botschaft vermitteln. Er sagt: ›Seht mich an, ich bin der perfekte Familienmensch. Ihr könnt mir vertrauen. Macht mit mir Geschäfte.‹ Es bedarf nur weniger einfacher Dinge, um ein falsches Image zu kreieren.«
Fry stand am Krankenhausbett und lächelte. »Mr. Mullen, ich habe gehört, Sie werden bald entlassen. Das sind gute Neuigkeiten.«
»Ja, ich fühle mich inzwischen ganz gut. Ich halte es nicht mehr aus in diesem Bett – außerdem habe ich eine Menge zu erledigen. Henry und Moira waren eine große Hilfe, aber da ist noch Luanne. Sie braucht ihren Dad.«
»Ich verstehe. Werden Sie bei Mr. und Mrs. Lowther in Darley Dale wohnen?«
»Ja, bis ich eine andere Lösung finde.«
»Nun, Mr. Mullen, wir müssen Sie bitten, in die Darwin Street zu kommen, sobald Sie sich gut genug fühlen.«
»Ich fange aber nicht an, dort aufzuräumen. Das verkrafte ich einfach noch nicht.«
»Nein, natürlich nicht. Aber wir hätten gerne, dass Sie uns herumführen – Sie sind der einzige Mensch, der mit dem Inventar Ihres Hauses vertraut ist.«
»Inventar? Was zum Beispiel?«
»Das besprechen wir, wenn wir vor Ort sind. Wir haben auch ein paar Fotos, die wir Ihnen zeigen möchten.«
»Doch nicht etwa...?«
»Nein.« Fry schüttelte den Kopf. »Entschuldigung, ich habe mich falsch ausgedrückt. Ich meine Fotos von Gegenständen, die wir in der Nähe des Brandherds sichergestellt haben. Wir müssen unbedingt herausfinden, ob sich im Wohnzimmer
irgendetwas befunden hat, was eigentlich nicht dorthin gehört hätte.«
»In Ordnung. Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen.«
»Wann, denken Sie, wären Sie dazu in der Lage?«
Mullen betrachtete seine bandagierten Hände. »Solange Sie nicht von mir erwarten, dass ich irgendwas unterschreibe, könnte ich es vermutlich gleich tun. Ich bringe das am besten gleich hinter mich, hm?«
Fry verspürte zum ersten Mal das Bedürfnis, ihn anzulächeln. »Vielen Dank, Sir. Ich spreche kurz mit Ihrem Arzt. Wenn ich seine Zustimmung bekomme, machen wir es heute. Okay?«
Eric Grice legte seine Bohrmaschine beiseite und blies Steinstaub von der Wand. Als er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn wischte, blieb ein schmaler Streifen Staub an seiner Schläfe zurück.
»Und ich nehme an, Sie sind baff«, sagte er.
»Baff? Das ist ein interessantes Wort, Mr. Grice. In der Regel sagen die Leute, die Polizei steht vor einem Rätsel.«
»Ja. Aber baff ist schlimmer.«
Hitchens lächelte nicht.
Leute wie Eric Grice belustigten ihn nur selten. »Wir fragen seit Dienstag im Ort herum, wer Kontakt mit Miss Shepherd hatte. Es hätte uns geholfen, wenn Sie sich früher gemeldet hätten.«
»Ich wohne nicht im Ort«, erwiderte Grice. »Meine Schwester wohnt hier, aber sie ist diese Woche im Urlaub. Sie ist auf Jersey. Herbstferien.«
»Und wo wohnen Sie, Sir?«
»In Matlock.«
»Das liegt nicht gerade auf einem anderen Stern.«
»In mancher Hinsicht schon.«
Cooper konnte den angesengten Stein riechen, nachdem
Grice ein Loch in die Wand gebohrt hatte. Es hatte den Anschein, als wollte er ein Spalier befestigen.
»Wissen Sie, es ist doch seltsam, dass
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