Todesnacht - Booth, S: Todesnacht - Scared to Live
also der Ehemann Ihr Favorit, Diane?«
»Ja, Sir. Die Nachbarn sagen, dass es in der Ehe Probleme gegeben hat. Mr. Mullen ist sogar für eine Weile ausgezogen, allerdings ist nicht klar, wohin er gegangen ist. Sein Alibi für den Zeitraum, in dem das Feuer ausgebrochen ist, erscheint ebenfalls etwas fragwürdig – es stützt sich ausschließlich auf seinen besten Freund, einen Mann namens Jed Skinner. Ich denke, ich kann dieses Alibi womöglich ohne große Probleme sprengen. Aber das muss ich tun, bevor Mr. Mullen aus dem Krankenhaus entlassen wird, damit sich die beiden nicht treffen und ihre Geschichte ausfeilen können.«
Kessen warf einen Blick auf ihren Bericht. »Falls Mr. Mullen doch die Wahrheit sagt, muss es mindestens noch eine andere
Person geben, die sein Alibi untermauern kann: den Taxifahrer, der ihn nach Hause gebracht hat.«
»Leider haben wir den Taxifahrer bislang noch nicht ausfindig gemacht. Aber selbst wenn es uns gelingt, hätte Mr. Mullen genug Zeit gehabt, um den Brand zu legen, sich aus dem Staub zu machen, mit einem anderen Taxi wieder zurückzufahren und anzukommen, nachdem sich das Feuer ausgebreitet hatte. Dann konnte er die Aufmerksamkeit auf seine Ankunft lenken, indem er seine Vorstellung als tragischer Held vor den Augen der Nachbarn gab. Von der Polizei und der Feuerwehr ganz zu schweigen, die ja verpflichtet waren, ihn zurückzuhalten, sodass er gar kein so großer Held sein musste.«
»Was wäre gewesen, wenn er das Ganze falsch geplant hätte und vor der Feuerwehr angekommen wäre?«
»Das Risiko war gering. Vielleicht hatte er Vertrauen in die Notdienste. Oder er hatte noch mehr Vertrauen in seinen Nachbarn und dass dieser den Rauch bemerken würde.«
»Okay, das wäre schon möglich.«
»Ich habe außerdem die Kleidungsstücke konfisziert, die Mr. Mullen am fraglichen Abend getragen hat. Mit Ihrer Erlaubnis würde ich sie gern im Labor untersuchen lassen.«
»Hoffen Sie, auf den Kleidungsstücken Spuren von Brandbeschleuniger zu finden?«
»Ja, Sir.«
»Wie könnte das Motiv aussehen?«
»Ich denke, wenn die Ehe in einer Krise steckte, könnte die Situation vor kurzem eskaliert sein. Falls Mrs. Mullen ihn zum Beispiel aufgefordert hat, auszuziehen, oder die Scheidung eingereicht hat, war er möglicherweise verärgert darüber, dass sie ihm die Kinder wegnehmen wollte. So etwas ist schon häufiger vorgekommen.«
Kessen nickte. »Die Spielverderber-Mentalität: ›Wenn ich die Kinder nicht bekomme, bekommst du sie auch nicht.‹«
»Ja, Sir. Es gibt eine interessante Äußerung von Quinton Downie, dem Brandermittler des Forensic Science Service. Er sagt, dass das Feuer nicht an der naheliegenden Stelle für eine willkürliche Brandstiftung gelegt wurde, sondern dort seinen Ursprung hatte, wo sich das Spielzeug der Kinder im Wohnzimmer befunden hatte. Offenbar wurde es mit Brandbeschleuniger übergossen und der Teppich ebenfalls. Das könnte sich als bedeutsam erweisen. Es verleiht der Tat eine sehr persönliche Note.«
»Und sie wurde von jemandem verübt, der Zugang zum Haus hatte.«
»Ja. Ich bin nicht überzeugt von der Theorie, dass das Seitenfenster gewaltsam geöffnet wurde. In dem Zimmer gibt es keinerlei Anzeichen, die auf ein Eindringen hindeuten. Es handelt sich um ein Fenster zur Küche, und ich würde erwarten, Spuren am Fensterbrett oder auf der Arbeitsplatte zu finden, aber es ist nichts zu sehen. Die Küche sieht völlig unberührt aus.«
»Schuhabdrücke im Freien?«
Fry schüttelte den Kopf. »Nicht mehr, nachdem die Feuerwehr am Werk war.«
Der Detective Chief Inspector machte ein nachdenkliches Gesicht. Er war jedoch kein Mann, der lange brauchte, um eine Entscheidung zu treffen.
»Gut. So, wie es aussieht, haben Sie alles richtig gemacht, Diane. Wir werden die Ermittlungen noch einmal beurteilen, sobald Sie die forensischen Gutachten erhalten. Ich trage fürs Erste die Verantwortung für die Ermittlungen, also halten Sie mich bitte über die Entwicklungen auf dem Laufenden.«
»Vielen Dank, Sir.«
»Sind Sie sicher, dass der Schauplatz von Anfang an vollständig abgeriegelt war und alle potentiellen Beweisstücke sichergestellt wurden? Ich weiß, dass Sie Kriminaltechniker angefordert haben. Das war ein guter Schachzug.«
»Ja, Sir«, sagte Fry. »Alles nach Vorschrift.«
»Dann wollen wir mal hoffen, dass Sie Ihr Gefühl nicht trügt, was den Ehemann betrifft. Wenn wir ihn ausschließen müssen, werden die Karten wieder völlig neu
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