Todesnacht: Thriller (German Edition)
ihn wieder als Kissen benutzen zu können. Er streckte sich auf seiner Regenplane aus und bat Tabitha, sich ebenfalls wieder schlafen zu legen. Sie könne jetzt nicht mehr schlafen, erwiderte sie, und er bat sie, es wenigstens zu probieren.
Sie schlüpfte zurück in den Schlafsack. » Das nützt aber auch nichts. «
» Also gut. Dann versuch es eben nicht. Leg dich einfach hin, und starr an die Decke. Aber sei leise. Ich muss mir einen Plan ausdenken, und ich kann mich nicht konzentrieren, wenn dauernd jemand dazwischenquatscht. «
» Na gut « , meinte sie. » Ich sag kein Wort. «
Harlan widmete sich seinen Überlegungen. Er musste einen Köder auslegen, der für Riordan unwiderstehlich war, an den er aber mit absoluter Sicherheit nicht herankam. Wenn es nur um die Drogen oder das Geld gegangen wäre, hätte Harlan kein Problem gesehen. Aber falls Riordan wusste, dass Tabitha ihn gesehen hatte und ihn wiedererkennen konnte, dann ließ es sich nicht umgehen, auch sie zum Köder zu machen. Er musste also dafür sorgen, dass sie ihm nicht von der Seite wich. Nur so war sie wirklich sicher.
Als ausgebildetem Scharfschützen war Harlan klar, dass das Haus von Toby Mahlers Opa für das, was er vorhatte, der schlechteste Standort der Welt war. Es stand alleine auf weiter Flur, umgeben von Büschen und Bäumen, sodass der Feind sich – vorausgesetzt, er war nicht unglaublich dämlich oder unglaublich unvorsichtig – von allen Seiten unbemerkt anschleichen konnte. Harlan musste einen besseren Standort für sie finden. Ihm fiel nur ein einziger ein, der so dicht in der Nähe lag, dass Tabitha den Weg bis dorthin schaffen würde.
Er stand auf und durchsuchte das Haus, bis er einen Stift und ein Blatt Papier gefunden hatte, das zumindest auf einer Seite noch unbeschriftet war. Dann ging er in die Küche, wo der Mond ausreichend Helligkeit spendete.
Tabitha schälte sich wieder aus dem Schlafsack und lief ihm nach. » Was machst du denn da? «
Er legte das Blatt Papier auf die Resopalplatte, genau an die Stelle, wo sie Harold operiert hatten. » Ich schreibe einen Text « , erklärte er ihr. Dann hielt er inne. Blickte Tabitha an. » Obwohl … eigentlich wäre es besser, wenn du ihn schreiben würdest. Sonst hört es sich nicht echt an. «
Er gab ihr den Stift.
» Was soll ich denn schreiben? «
» Ruf noch einmal Tiffs Nummer an, und hinterlass ihr eine Nachricht. «
» Und was soll ich ihr sagen? «
Tabitha setzte den Stift auf das Blatt. Setzte ihn wieder ab. » Aber wenn es richtig echt klingen soll, dann darf ich es nicht ablesen. Dann muss ich einfach nur reden. «
Harlan dachte darüber nach. Die Kleine war schlau. In vielerlei Hinsicht schlauer als er. » Okay. Du hast recht. «
» Also, was soll ich sagen? «
» Denk immer daran: Du redest mit Tiff. Ganz vertraulich, nur du und sie, und niemand kann euch hören. Du darfst ihr auf keinen Fall sagen, wo wir sind. Das ist ganz wichtig. Am Anfang kannst du ihr ja erzählen, dass eure Eltern tot sind. Dann sagst du, dass du das Päckchen noch hast und dass du bei mir bist, aber dass du mir noch nichts davon erzählt hast. Dass du es in deinem Teddy versteckt hast. « Harlan grinste. Wenn Riordan das hörte, würde er sich vor Wut in den Arsch beißen. Der dämliche Wichser hätte den Teddy nur aufheben müssen, anstatt wie ein Irrer draufloszuballern, dann hätte er seine gottverdammten Drogen gehabt. Und das Geld obendrein. Und Harlan wäre nur noch Tabitha geblieben, um Riordan aus der Deckung zu locken.
» Was ist denn daran so lustig? « , wollte Tabitha wissen. Sie war der Ansicht, dass sie in einer Situation wie dieser nichts zu lachen hatten.
» Nichts. Tut mir leid. « Harlan wollte ihr nicht auf die Nase binden, dass er gelacht hatte, weil Harold die halbe Rübe abgeschossen worden war. » Als Nächstes erzählst du Tiff, dass wir ständig unterwegs sind, damit die Polizei uns nicht entdeckt. Sag ihr, dass wir uns morgen Abend nach Mitternacht in der alten Sardinenfabrik in Parnell Point verstecken wollen … «
Tabitha starrte Harlan ungläubig an. Die alte Sardinenfabrik war so ungefähr der letzte Ort auf dieser Welt, den sie sich als Versteck ausgesucht hätte. Sie machte ihr Angst und roch eklig und war voller Ratten und Spinnweben. Stank nach Fisch und nach Fäkalien. Sie war einmal zusammen mit Toby dort gewesen, aber sie waren sofort wieder hinausgerannt, kaum dass sie hineingegangen waren. Von den anderen Kindern an der Schule hatte
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