Todesnacht: Thriller (German Edition)
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Sehr sicher, dachte sie, selbst wenn es nur ein einziges Mal ist.
Als sie endlich beide nackt waren, drehte Maggie sich auf den Rücken, und McCabe drang in sie ein. Und während sie sich liebten, empfanden sie eine unbändige Freude darüber, dass sie jetzt endlich auch das Wenige voneinander erfuhren, das sie bislang noch nicht gekannt hatten.
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Dienstag, 25. August 2009, 02.41 Uhr
Moose Island, Maine
Hundertdreißig Kilometer entfernt, im Haus von Toby Mahlers Opa, hallten Conor Riordans Worte vom Vorabend in Endlosschleife durch Harlans Kopf. Tabitha, hatte Riordan gerufen , gib mir Tiffs Päckchen, dann lasse ich dich in Ruhe. Ich verspreche, dass ich dir nichts tun werde. Ich will nur das Päckchen haben. Sonst nichts.
Ich will nur das Päckchen haben. Sonst nichts.
Dreckiger Lügner. Er wollte beides haben: das Mädchen und das Päckchen.
Die Frage, mit der Harlan sich mittlerweile jedoch herumschlug, war: Woher hatte Riordan gewusst, dass es überhaupt ein Päckchen gab? Und woher hatte er gewusst, dass es in Tabithas Besitz war?
Sein erster Gedanke war gewesen, dass Riordan Tiff vor ihrer Ermordung so lange gequält hatte, bis sie es ihm verraten hatte. Aber je länger er darüber nachdachte, desto weniger glaubte er daran. Jeder Verhörexperte, mit dem er im Irak gesprochen hatte – und das waren mehr als nur ein paar gewesen – hatte genau das Gleiche gesagt: Folter funktioniert nicht. Mit Folter bewirkt man nichts als Lügen. Füge jemandem Schmerzen zu, und ab einem bestimmten Punkt fängt praktisch jeder an, dir irgendetwas zu erzählen – nur nicht die Wahrheit. Zumindest nicht, wenn die Wahrheit dem Gefangenen etwas bedeutet. Und schon gar nicht, wenn der Gefangene so widerstandsfähig und stur ist, wie Tiff es war. Nein, je länger er darüber nachdachte, umso sicherer war er sich: Tiff hätte gelogen, gelogen und noch mal gelogen. Sie hätte gelogen bis zum bitteren Ende, ehe sie ihre kleine Schwester verraten hätte. Bis dieses dreckige Arschloch Riordan sie umgebracht hatte. Bis sie tot war und endlich keine Schmerzen mehr spüren konnte.
Von wem also, wenn nicht von Tiff, wusste Riordan von der Existenz des Päckchens?
Harlan lag in der Dunkelheit und ging die verschiedenen Möglichkeiten durch. Wie gerne hätte er jetzt eine Zigarette geraucht. Eine dieser kurzen Camels, die sein Vater seit Ewigkeiten rauchte. Manchmal hatte er dem Alten eine geklaut, gelegentlich sogar ein ganzes Päckchen aus der Stange, die er in seiner Unterwäscheschublade aufbewahrte. Harlan rauchte gern. Er hatte das Gefühl, dass er dabei besser denken konnte. Und im Moment kam es wirklich darauf an.
Also gut, sagte er zu sich selbst. Nur drei Leute wussten, dass Tabitha das Päckchen hatte. Tiff. Tabitha. Und ich selbst. Und er wusste, dass er selbst zu niemandem ein Sterbenswörtchen gesagt hatte.
Wenn Tiff ebenfalls geschwiegen hatte, dann blieb nur noch Tabbie übrig.
War es denkbar, dass das Mädchen jemandem davon erzählt hatte? Jemandem, der es vielleicht weitererzählt hatte?
Aber sie hatte Tiff versprochen, dass sie es für sich behalten würde, und hatte auch ihm gegenüber immer wieder darauf beharrt: Versprochen ist versprochen.
Harlan setzte sich auf, stützte sich auf den Ellbogen und schob sich bis dicht vor Tabithas Gesicht. Sie hatte die Augen geschlossen. Atmete langsam und gleichmäßig. Sie wirkte so jung und unschuldig, dass es ihm fast das Herz brach. Er war froh, dass sie endlich eingeschlafen war. Aber er musste eine Antwort haben, und zwar jetzt gleich. Er rüttelte sie wach.
» Was ist los? « Ihre Stimme klang verschlafen und griesgrämig. Sie schlug die Augen auf. » Was willst du? «
» Setz dich mal hin. Ich muss dich was fragen. «
» Jetzt? «
» Ja, jetzt. «
Tabitha setzte sich auf und rieb sich übers Gesicht. Suchte ihre Brille. Setzte sie auf. » Wie viel Uhr ist es? «
» Drei Uhr. «
» Nachts? «
» Ja. «
» Was ist passiert? «
» Bist du dir absolut sicher, dass du mit niemandem über das Päckchen gesprochen hast, das Tiff dir gegeben hat? Außer mit mir? «
» Ja, hab ich doch schon gesagt. Ich hab’s Tiff versprochen und hab es niemandem erzählt. Bloß dir. «
» Was ist mit deiner Mutter oder deinem Vater? Hast du ihnen gegenüber irgendetwas erwähnt? «
» Nein. Die wären ausgeflippt und hätten mich gezwungen, ihnen das Päckchen zu geben. Ich hab’s niemandem gesagt. «
» Also gut, Tabitha, schau mich an. Du musst jetzt scharf
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