Todesnacht: Thriller (German Edition)
durchaus Ärzte, die gegen das Gesetz verstoßen. Darum sagte sie: » Bitte überleg dir, was du am Abend des sechsten Januar gemacht hast. Kann sein, dass Kollegen von mir sich danach erkundigen werden. «
» Am sechsten Januar? Was war denn am sechsten Januar? «
Maggie ging nicht auf ihre Frage ein. » Das war der Mittwoch nach dem Neujahrswochenende. «
Emily dachte nach, aber sie brauchte nur wenige Sekunden. » Ah, das ist kein Problem. Ich bin an jedem ersten Mittwoch im Monat bei meiner Literaturgruppe in der Porter Library. Im Januar haben wir über Rückkehr nach Missing von Abraham Verghese gesprochen. Es war mein Vorschlag, darum habe ich das Treffen geleitet. «
» Wie viele Leute waren außer dir noch da? «
» Sieben oder acht. «
Maggie schrieb sich die Namen auf. » Okay. Und jetzt könntest du mir erzählen, was gestern Abend passiert ist. Alles, woran du dich erinnern kannst. «
» Wo soll ich anfangen? «
» Am Anfang. «
Emily zeigte auf einen Krug auf ihrem Nachttisch. » Da sind kleine Eisstücke drin. Könntest du mir bitte einen Becher voll davon geben? «
Maggie reichte ihr den Plastikbecher, und Emily steckte sich ein paar größere Stücke in den Mund und fing an zu lutschen. Nachdem die ersten geschmolzen waren, fuhr sie fort: » Also gut. Angefangen hat alles, als ich Tiffany Stoddard zum ersten Mal gesehen habe. «
» Wann war das? «
» Gestern Abend, so gegen acht. « Im Verlauf der folgenden zwanzig Minuten erzählte Emily Maggie die ganze Geschichte. Wie die junge Frau zu ihr in die Praxis gekommen war. Ihr von Schlägen gezeichnetes Gesicht. Wie sie ausgesehen und welche Kleidung sie getragen hatte. Wie Em sich ihre Prellungen angesehen und die gebrochene Nase gerichtet hatte. Wie sie Em nicht hatte verraten wollen, wie sie hieß, woher sie kam und wer sie verprügelt hatte.
» Hast du sie gefragt, wieso sie dir das alles verschwiegen hat? «
» Sie hat gesagt, dass der Kerl, der sie zusammengeschlagen hat, sie sonst wahrscheinlich umbringen würde. Aber dann hat sie sich verbessert. Nicht wahrscheinlich, hat sie gesagt, sondern dass er sie ganz sicher umbringen würde. Und mich auch. «
» Das hat sie gesagt? Wortwörtlich? Dass er sie und dich umbringen würde? «
» Ja. Zuerst habe ich gedacht, sie übertreibt. Aber sie war so absolut überzeugt davon, dass ich mir irgendwann gedacht habe, vielleicht stimmte es tatsächlich. Dass sie vielleicht wirklich mit dem Tod bedroht wurde. «
» Und wie ging es weiter? «
» Dann sagte sie, dass sie schwanger sei. «
» Moment mal « , unterbrach Maggie. » Tiffany Stoddard war schwanger? «
» Hat sie jedenfalls behauptet. Ich hatte keine Gelegenheit mehr, sie gründlicher zu untersuchen, aber sie hat erzählt, dass ihre Periode ausgeblieben sei und dass der Schwangerschaftstest positiv war. Und dass sie eigentlich nicht wegen ihrer Verletzungen zu mir gekommen sei, sondern weil sie wollte, dass ich die Schwangerschaft beende. «
» Aber du machst doch gar keine Abtreibungen, soweit ich weiß. «
» Stimmt. Aber in einigen wenigen Fällen habe ich schon mal Medikamente verschrieben, die eine Schwangerschaft im Anfangsstadium beenden. Und davon hat sie irgendwie erfahren. «
» Woher? «
» Sie hat behauptet, ein Bekannter habe ihr davon erzählt und gesagt, dass sie sich an mich wenden soll. «
» Was für ein Bekannter? «
» Das habe ich sie auch gefragt, aber auch das wollte sie mir nicht sagen. «
Maggie hob die Hand. » Warte mal kurz, ja? « , sagte sie. Dann suchte sie ihr Handy und rief Terri Mirabito an. Terri war Assistentin in der Rechtsmedizin des Bundesstaates Maine und außerdem eine gute Freundin.
» Hi, Mag? Was gibt’s? «
» Obduzierst du die junge Frau, die ihr heute Morgen reinbekommen habt? Tiffany Stoddard? «
» Ja, sieht ganz danach aus. Hab schon gehört, dass du dich mit den Staties zusammengetan hast. «
» Ach ja? Wer erzählt denn so was? «
» Emmett Ganzer. Aber so richtig glücklich scheint er nicht darüber zu sein. «
» Na ja, das ist nicht mein Problem « , erwiderte Maggie. » Wann fängst du an? «
» Morgen früh, gleich als Erstes. Was kann ich für dich tun? «
» Ich hab gerade erfahren, dass Stoddard möglicherweise schwanger war. «
» Aber bestimmt noch nicht lange. «
» Im Frühstadium. Sechs Wochen vielleicht? «
» Interessant. Glaubst du, dass der werdende Vater sie umgebracht hat? «
» Ja, könnte sein. Hör zu, falls du in ihr einen Fötus
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