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Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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Ein Geheimnis. Etwas, das niemand wissen oder sehen darf. Auch nicht du selbst. Du darfst es auf keinen Fall öffnen. Ich würde es sofort bemerken, weil ich es nämlich auf eine ganz bestimmte Art und Weise eingewickelt habe. Wenn du nach Hause kommst, dann musst du es verstecken – irgendwo, wo es kein Mensch findet. Und du darfst niemandem davon erzählen. Das ist echt wichtig. Du darfst es keinem Menschen sagen. Auch nicht Mom und Dad. Und keiner von deinen Freundinnen. Niemandem. Niemals. Versprichst du mir das? «
    » Okay. Wie lange soll ich es denn behalten? «
    » Ich komme vorbei und hole es ab, sobald die Luft rein ist. Oder ich rufe dich auf dem iPhone an und sag dir, wo du’s hinschicken sollst. «
    » Okay. Ich mach’s auch bestimmt nicht auf. «
    » Versprichst du mir das? « , hakte Tiff noch einmal nach. » Du bist der ehrlichste Mensch, den ich kenne, Tabitha. Ich weiß, dass du deine Versprechen hältst. «
    Tabbie sah ihre große Schwester unverwandt an. Sie wusste nicht, was das Ganze bedeuten sollte, aber es schien wichtig zu sein. » Ich verspreche es. «
    » Sag mir genau, was du versprichst. «
    » Ich verspreche, dass ich dein Päckchen irgendwo verstecke, wo es niemand findet, und dass ich es nicht aufmache und niemandem davon erzähle. «
    » Ganz egal, was sie zu dir sagen? «
    » Ganz egal, was sie zu mir sagen. «
    » Du versprichst es? «
    » Ich verspreche es. «
    Und weil Tabitha es versprochen hatte und weil sie ihre Versprechen immer hielt, tat sie, als sie wieder zu Hause war, genau das, worum ihre Schwester sie gebeten hatte. Sie nahm sich Harold, ihren größten Stoffteddy, der schon Terri und Tiff gehört hatte, trennte die Naht am Rücken auf, zupfte die Füllung heraus und schob das Päckchen so tief wie möglich hinein. Dann nähte sie ihn wieder zu, und zwar so, dass die Stiche nicht mehr zu sehen waren, und setzte den Teddy zurück auf das Bücherregal zwischen den Hasen und den Panda. Durch das Päckchen sah er an ein, zwei Stellen ein klein wenig zu eckig aus, aber sie war sich ziemlich sicher, dass das außer ihr niemand bemerken würde.
    » In ein paar Tagen – sobald ich es brauche – komme ich vorbei und hole es wieder ab. « Das hatte Tiff gesagt. » Und weißt du was, Schnecke? Wenn es so weit ist, dann verschwinde ich aus diesem Kaff. Aus diesem County. Aus diesem ganzen eiskalten Bundesstaat. Das kannst du mir glauben. Ich lasse dieses Drecksloch hinter mir, und zwar auf Nimmerwiedersehen. «
    » Kann ich mitkommen? «
    » Ich wünschte, ich könnte dich mitnehmen « , sagte Tiff. » Aber das wird nicht möglich sein. Ich werde mich wahnsinnig beeilen müssen, und ich weiß ja noch nicht einmal, wo ich hingehe. Nur, dass es dort warm ist. Aber ein Kind im Schlepptau ist wirklich das Letzte, was ich dabei gebrauchen kann. «
    Tabitha hatte erwidert, dass sie dafür Verständnis hätte. Aber in Wirklichkeit hatte sie es nicht verstanden. Sie wäre überhaupt keine Last gewesen. Sie war nie für irgendjemanden eine Last, und irgendwo, wo es warm war – das hörte sich doch wunderbar an. Doch jetzt war Tiff tot und würde sich weder das Päckchen noch sonst irgendetwas wiederholen. Sie würde auch nicht irgendwo hingehen, wo es warm war. Höchstens in die Hölle.
    Tabbie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass Tiff tot war. Alles an ihrer großen Schwester war immer so lebendig gewesen. Tiff war alles gewesen, was Tabitha immer hatte sein wollen und niemals werden würde. Das war ihr klar. Tiff war wunderschön. Klug. Lustig und witzig. Die Vorstellung, dass so jemand tot sein sollte, kam Tabbie verrückt vor. Lächerlich.
    Sie rief sich selbst zur Räson. Jeder konnte tot sein, und wer elf Jahre alt war, sollte wirklich in der Lage sein, das zu begreifen. Tot war tot. So wie Terri seit drei Jahren tot war. So wie Oma Katherine tot war. Und ihr alter Hund Lucy – der war ebenfalls tot. Tabbie hatte ihre Mutter zum Tierarzt begleitet, als Lucy eingeschläfert werden musste. Der Tierarzt hatte die Spritze gesetzt, und dann war Lucy plötzlich nicht mehr lebendig gewesen. Mit elf Jahren wusste man also offensichtlich schon sehr genau, was tot sein bedeutete.
    Aber was passierte eigentlich nach dem Tod? War man dann einfach nicht mehr da? Weg? Puff? Als hätte es einen nie gegeben? Ein gammeliges Stück Fleisch in einer Kiste unter der Erde, die langsam von Käfern und Würmern zerfressen wurde? Oder war Sterben eher so, wie es immer in der Kirche hieß?

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