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Todesnacht: Thriller (German Edition)

Todesnacht: Thriller (German Edition)

Titel: Todesnacht: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Hayman
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noch breiter aus.
    » Apropos Polizei. Einer von Carrolls Beamten hat vorhin etwas für dich abgegeben. « Er gab ihr einen großen orangefarbenen Umschlag. Die Fallakten. Sie würde sie sich oben in ihrem alten Kinderzimmer zu Gemüte führen, entweder vor oder nachdem sie ein paar Stunden geschlafen hatte.
    » Wie geht’s Anya? « , erkundigte sie sich.
    » Gut. Genau wie Trevor, Cathy und den Mädchen. «
    » Und Harlan? «
    » Schwer zu sagen. Ich bekomme ihn kaum zu Gesicht. «
    Während der gesamten Schulzeit hatten Maggie und ihre Brüder – der eine älter, der andere jünger – als unabhängig gegolten; ein Euphemismus für ungestüm und nicht zu bändigen. Trevor war vier Jahre älter als Maggie und damals eindeutig der Anführer ihrer Bande gewesen. Mittlerweile hatte er an der UMM ein Betriebswirtschaftsdiplom erworben und eine Frau geheiratet, die er am College kennengelernt hatte. Trev und Cathy wohnten nur wenige Querstraßen entfernt in der North Street. Ihre beiden Mädchen waren sechs und zehn Jahre alt und Johns einzige Enkel. Bis jetzt zumindest. Vielleicht auch für immer, dachte Maggie angesichts der Entwicklung, die ihr sogenanntes Liebesleben in jüngster Zeit genommen hatte.
    Trevor hatte einen guten Job als Betriebsleiter bei Clement’s Wild Blueberries, einem der größten Heidelbeerverarbeiter der Vereinigten Staaten. So wie in Detroit einstmals Autos und im Silicon Valley Computerchips hergestellt wurden, so brachte die harte, steinige Erde des Washington County Heidelbeeren hervor, Milliarden und Abermilliarden davon, jeden Sommer.
    Harlan, der Jüngste der drei, war ebenfalls ganz in der Nähe gelandet. Mit der Schule hatte er nie viel anfangen können – » Der Junge hat Lernprobleme « , wie Joanne ihren engsten Freundinnen im Flüsterton anvertraut hatte – und war nach der Highschool zu den Marines gegangen. Er hatte zwei Einsätze im Irak mitgemacht, zuerst bei einer Sondereinsatztruppe, dann als Scharfschütze. Bei der Schlacht von Ramadi war ein Granatsplitter in seinen Schädel eingeschlagen. Er hatte es überlebt, wenn auch nur knapp. Die Ärzte am Naval Medical Center in Bethesda hatten den Splitter entfernt, und nach vielen Monaten in der Reha war Harlan nach Hause zurückgekehrt.
    Jetzt war er einunddreißig und immer noch ein wilder Junge, der mit den Worten seines Vaters » viel zu oft in den falschen Kneipen rumhängt und mit den falschen Frauen rummacht – besonders für den Sohn eines Polizisten. «
    Niemand wusste genau, wovon Harlan eigentlich lebte – abgesehen von den paar Kröten, die er gelegentlich beim Billard im Musty Moose in der Main Street gewann. Die meisten gingen davon aus, dass er alle möglichen Gelegenheitsjobs hatte, mal hier, mal da, wie viele andere im Washington County auch. Heute Hummerfischer, morgen Bauarbeiter, übermorgen Holzfäller. Ein bisschen was von allem; was sich eben gerade anbot. Aber niemand wusste etwas Konkretes. Joanne Savage hatte Harlans Mangel an Ehrgeiz auf die Traumatisierung im Krieg zurückgeführt. PTBS , posttraumatische Belastungsstörung, so hatte sie es genannt, und vielleicht war dies ja wirklich die Hauptursache, aber Maggie war, schon bevor Harlan in den Krieg gezogen war, klar gewesen, dass er der ungezähmteste der Savages war und dies auch bleiben würde.
    Sie folgte ihrem Vater durch das Untergeschoss in die Küche, wo Anya gerade mit dem Abwasch beschäftigt war. Nachdem sie sich die Hände abgetrocknet hatte, begrüßten sich die beiden Frauen mit einer Umarmung. Die Küche war unverändert geblieben, seit Anya das Kommando übernommen hatte. Dieselben Haushaltsgeräte, die Maggie noch aus ihrer Kindheit kannte. Derselbe Eichentisch. Dieselben Resopalplatten. Maggie hatte sogar das Gefühl, dass der Duft ihrer Mutter noch im Raum hing. Aber das war mit Sicherheit Einbildung. Joanne Savage war seit vier Jahren tot, und Maggie glaubte nicht an Gespenster.
    Savage goss sich einen Kaffee ein. » Ich warte draußen auf dich. « Dann ging er wieder auf die Veranda.
    » Möchtest du vielleicht etwas essen? « , erkundigte sich Anya.
    » Nein, danke. « Sie war immer noch satt vom Frühstück im WaCo.
    » Etwas zu trinken? Einen Kaffee vielleicht? Tee? «
    » Eistee wäre toll, wenn du welchen hast. «
    Sie sah zu, wie Anya den alten grünen GE -Kühlschrank öffnete. Er ist nicht einfach nur grün, verstehen Sie? Er ist avocadofarben. Maggie hatte immer noch die Stimme ihrer Mutter im Ohr, wie sie sich über

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