Todesnacht: Thriller (German Edition)
zukam. Dass dies der Grund für sein zurückhaltendes Benehmen während des Essens gewesen war.
» Was hast du denn vor? Gehst du wieder zurück nach Portland? « , wollte Maggie wissen.
» Nein, ich gebe meine Praxis nicht auf. Nur meine Ehe. Ich richte mir im ersten Stock über der Praxis eine kleine Wohnung ein. Da, wo alles angefangen hat. « Während sie den Rückweg zum Haus antraten, sah Emily sie mit einem traurigen Lächeln an. » So habe ich wenigstens einen kurzen Arbeitsweg. «
Maggie zwang sich in die Gegenwart zurück und ging über den Rasen auf Sam zu. Er saß zwischen Häuschen und Strand auf einem Liegestuhl aus Aluminium, einem dieser billigen, altmodischen Dinger, die mit grün-weißen Plastikbändern bespannt waren. Neben ihm stand ein zweiter, ähnlicher Liegestuhl. Er war leer.
Sam war gekleidet wie in jedem Sommer: Ein blau-weißes Hemd, die oberen drei Knöpfe geöffnet, hing über den Bund seiner Khakishorts. An den Füßen trug er zerschlissene Bootsschuhe. In der linken Hand hielt er ein Glas mit einem – wie es aussah – eisgekühlten Martini. Stoli, erinnerte sie sich, mit einem Hauch Vermouth und zwei winzigen Zwiebeln. Natürlich war es denkbar, dass Sams Geschmack sich in den vergangenen Jahren geändert hatte. Vielleicht hatte er tatsächlich so etwas Radikales wie einen Wechsel von Stoli zu Absolut oder womöglich gar zu Gin vollzogen. Aber irgendwie glaubte sie nicht so recht daran.
Er hielt einen übergroßen Tennisschläger in der rechten Hand und ließ einen abgenutzten Tennisball darauf auf und nieder hüpfen, was den jungen, aufgeregten Springer-Spaniel vor ihm in ein bebendes, kläffendes Nervenbündel verwandelte. Nach dem fünften oder sechsten Aufprall beförderte der ehemalige Kapitän des Exeter-Tennisteams den Ball nach einer eleganten Drehung seines Handgelenks mit einer anmutigen Vorhand und ohne dabei einen Tropfen Martini zu verschütten hoch in die Luft. Dreißig, vierzig Meter entfernt landete er auf dem Rasen und hüpfte in großen Sprüngen zum Strand hinunter. Der Spaniel jagte ihm mit Riesensätzen hinterher.
» Hallo, Sam « , sagte Maggie.
Er hob den Blick und registrierte sie erst jetzt. » Na, so was, wen haben wir denn da? Die wunderschöne Maggie May. «
Diesen alten Spitznamen hatte sie schon lange nicht mehr gehört. » Schön, dich zu sehen « , sagte sie und erwiderte sein Lächeln.
» Die Freude ist ganz meinerseits. « Sam nickte und wandte sich wieder dem Hund zu, der bereits wieder vor ihm stand. Er stellte den Martini ab und zog dem Spaniel den triefenden Ball aus dem Maul.
» Welchem Umstand verdanke ich das Vergnügen? « , erkundigte er sich. Der leichte Südstaatenakzent und die etwas undeutliche Aussprache ließen vermuten, dass er bereits ein paar Gläser intus hatte.
» Hast du vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich? Ich muss etwas mit dir besprechen. «
» Spricht nichts dagegen « , erwiderte er. » Maggie, das ist Willie. Willie, Maggie. Ich glaube, ihr kennt euch noch nicht. «
» Nein « , sagte Maggie. » Stimmt. « Sie ging in die Knie und kraulte den Spaniel zwischen den langen, seidigen Ohren. » Wie alt ist er? «
» Willie ist bei mir eingezogen, kurz nachdem meine einstige Ehefrau – Du erinnerst dich noch an meine einstige Ehefrau? – mir mitgeteilt hat, dass sie … ihre genauen Worte waren, wenn die Erinnerung mich nicht trügt, dass sie es nicht mehr ertragen kann. Und da kam Willie genau zum richtigen Zeitpunkt, um die schmerzliche Leere auszufüllen, die Emilys Auszug in meinem Herzen hinterlassen hat. «
» Schmerzliche Leere? Mein Gott, Sam, jetzt übertreib nicht so maßlos. «
» Es ist mein Ernst, Margaret. Ich habe Emily geliebt, und als sie mich verlassen hat, da hat sie eine schmerzliche Leere in meinem Herzen hinterlassen. «
Wenn Sam Emily tatsächlich so sehr geliebt hatte, dann hatte er eine seltsame Art gehabt, es ihr zu zeigen. Aber Maggie beschloss, den Mund zu halten und gar nicht erst davon anzufangen.
» Jedenfalls « , fuhr Sam fort, » müsste Willie dann so ungefähr, mal überlegen, drei Jahre alt sein. «
Er trank den letzten Rest seines Martinis, schluckte auch die beiden Zwiebeln hinunter, warf den Ball wieder in die Luft und schlug ihn weg, kräftiger als beim ersten Mal. Der Ball hüpfte bis ins Wasser. Willie raste hinterher.
» Darf ich mich setzen? « , sagte Maggie und deutete mit einem Kopfnicken auf den leeren Stuhl neben Sam.
» Aber natürlich, wie
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