Todesnacht: Thriller (German Edition)

Gedanken an den großen Rottweiler und vor allem an seine Zähne alles andere als witzig.
    » Also gut, was die Sache mit dem Boot angeht: Glauben Sie, dass Pike lügt und Donelda die Wahrheit sagt? «
    » Ja, ganz sicher. «
    » Mit welcher Begründung? «
    » Bis jetzt nur mein Instinkt. Aber damit werde ich mich nicht zufriedengeben. Ich fahre morgen noch mal bei ihnen vorbei und setze Pike unter Druck. Und erkundige mich bei den anderen Einheimischen. Falls einer von ihnen Tiff oder diesen Conor Riordan im Januar auf der Katie Louise gesehen hat, dann finde ich das heraus. «
    » Gut. Sonst noch etwas? «
    » Sobald ich einen hinreichenden Verdacht habe, beantrage ich einen Durchsuchungsbeschluss für das Haus. Mal sehen, ob wir die zehntausend Dollar finden. «
    » Sie glauben, dass er sie im Haus versteckt hat? «
    » Zur Bank wird er sie wohl kaum gebracht haben. «
    Carroll sah nachdenklich aus. » Wissen Sie, was ich nicht verstehe? Warum sollte Pike Stoddard lügen, um jemanden zu schützen, der womöglich seine Tochter ermordet hat? Warum sollte ein Vater das tun? «
    » Sie meinen, abgesehen davon, dass Pike einen Hass auf die Polizei hat und sein erster Impuls ohnehin ist zu lügen? «
    » Ja, genau, abgesehen davon. «
    Maggie zuckte mit den Schultern. » Da gibt es eine ganze Reihe möglicher Gründe. Die Angst vor einer langen Gefängnisstrafe ist wahrscheinlich der plausibelste. Indem er das Geld genommen hat, hat er sich zum Komplizen bei einem der größten Drogendelikte gemacht, die es hier in der Gegend je gegeben hat. Zweitens: Wenn er die zehntausend bekommen hat, dann will er sie wahrscheinlich behalten. Indem wir sie ihm abnehmen, wird Tiff auch nicht wieder lebendig. Drittens: Angst. Wenn er redet und Conor Riordan das spitzkriegt, dann ist er vielleicht bald genauso tot wie Tiff. «
    » Aber er hat doch gesagt, dass er Riordan nie gesehen hat. «
    » Das könnte ebenfalls gelogen gewesen sein. «
    Maggie leerte ihr Bier, fing einen Blick von Damian auf und deutete auf ihr Glas.
    Eine Minute später brachte er Maggies Getränk, das Essen, dazu zwei Extrateller, einen großen Stapel Papierservietten und etliche Feuchttücher.
    » Sie haben gewonnen « , sagte Carroll mit einem Blick auf die Rippchen. » Gesunde Ernährung wird überbewertet … «
    Maggie schob die Platte mit den Rippchen in die Mitte des Tisches, sie schnitten sich jeweils eines ab und fingen an zu essen.

20
    Samstag, 22. August 2009, 21.10 Uhr
    Nachdem sie das Restaurant verlassen hatte, fuhr Maggie auf der Route 1 nach Norden. Als sie ungefähr zehn Minuten unterwegs gewesen war, ertönten die ersten vier Töne von Beethovens Fünfter in ihrer Jackentasche. Die Nummer im Display begann mit 215. Die Vorwahl von Philadelphia.
    » Detective Savage? «
    » Ja? «
    » Hier spricht Detective Louisa DelCastro. Sie hatten um einen Rückruf gebeten? «
    » Ja stimmt. Vielen Dank, dass Sie sich melden. «
    » Gerne. Und nur damit Sie Bescheid wissen: Ich habe vor diesem Anruf mit einem gewissen Sergeant Michael McCabe vom Portland Police Department Rücksprache gehalten, um sicherzustellen, dass Sie wirklich glaubwürdig sind. Er hat mir gesagt, dass Sie vorübergehend für die Maine State Police an einem Mordfall arbeiten. Was kann ich für Sie tun? «
    » Kommt Ihnen der Name Samuel Harkness irgendwie bekannt vor? «
    » Steht er unter irgendeinem Verdacht? «
    » Noch nicht. Aber vielleicht könnten Sie mir erzählen, was sich vor dreieinhalb Jahren in einer Suite des Palomar Hotel zugetragen hat? «
    » Selbstverständlich « , erwiderte Detective DelCastro. » Das kann ich in der Tat. «
    Auf der restlichen Strecke bis nach Machias lauschte Maggie in allen Einzelheiten Sam Harkness’ Abenteuern in der Stadt der brüderlichen Liebe, stellte die eine oder andere Frage und beschloss dann, dass der heutige Abend ein geeigneter Zeitpunkt war, um Emilys Ex einen kleinen Überraschungsbesuch abzustatten.
    Als Maggie ihren Wagen in Sam Harkness’ Einfahrt am Ende der Schoppee Point Road in Roque Bluffs lenkte, spürte sie eine große Vertrautheit und gleichzeitig einen schmerzhaften Stich. Eine Morduntersuchung an einem Ort vorzunehmen, wo man die eigene Kindheit und Jugend verbracht hatte – unter lauter Menschen, mit denen man aufgewachsen war –, konnte sich als knifflige Angelegenheit erweisen.
    Sie stellte sich neben einen alten Nissan Maxima mit dem UMM -Aufkleber auf der Heckscheibe. Das war nicht Sams Auto. Er wäre