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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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absichtlich so eng gesteckt, dass die Polizei immer nur
reagieren konnte und nicht in der Lage war, eine aktive Strategie zu entwickeln.
Wie ein guter Schachspieler nutzte er das Tempo des ersten Zuges. Es kam entscheidend
darauf an, immer genügend Vorsprung vor seinen Verfolgern zu besitzen. Und den hatte
er.
    Außerdem
versuchte er, die nächsten Züge seiner Gegner zu antizipieren, was ihm bislang auch
recht gut gelungen war. Als leidenschaftlicher Perfektionist hatte er darüber hinaus
einen pfiffigen Notfallplan entwickelt, um auf alle nur erdenklichen Eventualitäten
sofort reagieren zu können. Doch bis jetzt lief alles prima.
    Schmunzelnd
startete er Mariekes Laptop. Das neutrale Hintergrundbild hatte er durch das Foto
einer angriffslustigen Atrax Robustus ersetzt.
    »Hallo,
meine wunderschöne Todesbotin«, flötete er. »Wir beide wissen, wie gefährlich du
bist und dass dein Gift ein Kind in 15 Minuten töten kann. Bei Erwachsenen dauert
es natürlich entsprechend länger, auch die Schmerzen, auch die Krämpfe, auch die
Verzweiflung. Aber das wissen diese naiven Herzchen im Bunker nicht, noch nicht.«
    Der Spider
zitterte vor Erregung. »Ja, wie du bin auch ich eine Killerspinne«, sagte er mit
bebender Stimme, »allerdings eine zweibeinige. Auch ich bin ein Monster, das seine
Opfer töten, auflösen und aussaugen wird«, jubilierte er und rieb sich die Hände.
»Und keiner kann mich stoppen, keiner. Ich werde erst zufrieden sein, wenn die Königin
im Netz hängt.«
    Er tippte
›Emmalein‹ in die Startseite der FSN-Community.
    »Schön,
dass Mariekes Zugang noch immer nicht gesperrt ist. Na ja, wahrscheinlich wollen
die Bullen das nicht«, murmelte er. »Wäre aber auch egal, denn die liebe Jessica
hat mir ja ihr Passwort verraten. Zwar nicht ganz freiwillig. Aber wie sagt man
so schön: Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg.«
    Ein blechernes
Kichern.
    »Dieses
Codewort kennt außer ihr niemand. Das hat sie jedenfalls behauptet. Falls das nicht
stimmt, werde ich«, sein Blick huschte hinüber zu den Terrarien, »besser gesagt,
werden wir sie wohl für diese Lüge bestrafen müssen. Nicht wahr, meine achtbeinigen
Freunde?«
    Der Spinnenliebhaber
trank einen großen Schluck Kaffee. Anschließend durchstöberte er Mariekes Gruppen
bei FSN. Seine Stimmung wurde immer besser, geradezu euphorisch.
    »Na, wen
suchen wir uns denn diesmal aus?«, säuselte er vor sich hin. »Wie wär’s denn mit
den ›Sportlichen Mädels‹?« Er klickte den entsprechenden Link an und wartete ungeduldig,
bis sich die Seite aufgebaut hatte.
    »Wow, 138
Mitglieder hat diese Gruppe«, stieß der Spider begeistert aus. »Na, da wird ja wohl
hoffentlich auch ein süßes, sportliches Zuckerpüppchen für mich dabei sein. Natürlich
nehmen wir nur eine mit einer besonders knackigen Figur.«
    Er klatschte
in die Hände. »Aber zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen«, rief er aus und sprang
wie von der Tarantel gestochen in die Höhe.
    Es dauerte
nur ein paar Sekunden, bis die Heißklebepistole ihre Betriebstemperatur erreicht
hatte. Hochkonzentriert zog der Spider dünne Plastikwürste über Conny Faulhabers
Kopfhaare.
    In die Mitte
des Pappkartons, der als Träger des Spinnennetzes fungierte, hatte er zuvor mit
Filzstift ein rotes Kreuz aufgemalt. Zufrieden betrachtete er sein Werk. Nun gab
er zwei Tropfen Uhu auf die Spinnfäden und klebte die kleinen schwarzen Plastikmücken
darauf.
    Eigentlich
eine völlig überflüssige Prozedur, denn genauso gut hätte er die beiden Mücken ja
auch in den flüssigen Kunststoff hineindrücken können. Das wäre nicht nur einfacher,
sondern auch sicherer gewesen.
    Aber es
hätte die Polizei nicht verwirrt. Und eben darum ging es dem Spider.
    Als der
Klebstoff angetrocknet war, zog er die Mücken ab und legte sie neben sein vermeintliches
Kunstwerk. Anschließend schob er das Spinnennetz in den frankierten und an Wolfram
Tannenberg adressierten Umschlag.
    »So, und
euch beide werden die Bullen erst beim zweiten Blick in die Tüte entdecken«, lachte
er hell auf. »Ein weiteres Überraschungspaket.«
    Er grunzte
amüsiert. »Ach, was werden sich diese blöden Bullen wohl wieder für unnötige Gedanken
darüber machen, weshalb ich für meine Plastikmücken normalen Kleber benutzt
habe. Diese Idioten suchen immer nach dem Sinn von allem, was ein Verbrecher tut.
Dabei besteht der Sinn des Ganzen nur darin, dass sie diesen Sinn suchen .
Das bindet ihre Arbeitskraft und verschafft mir wertvolle

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