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Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition)

Titel: Todesnetz: Tannenbergs zwölfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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Freiräume.«
    Der Spinnenexperte
verschloss das Kuvert mit einem Tesafilmstreifen. Danach schlenderte er eine Weile
gedankenversunken durch sein Arbeitszimmer. Ab und an blieb er vor einem der postergroßen
Fotos stehen, mit denen er die Wände dekoriert hatte. Seine Augen suhlten sich förmlich
in den selbst geschossenen Aufnahmen.
    Welche grandiosen
Gottesgeschöpfe ihr doch seid, schwärmte er im Stillen. Keine andere Tierart auf
diesem Planeten ist so ästhetisch und faszinierend wie ihr.
    Er warf
einen Blick auf den Futterplan, den er auf einer Pinnwand neben der Zimmertür angebracht
hatte. »Ach, heute ist ja die Brachypelma albopilosum dran«, murmelte er.
    Mit einem
kleinen Netz fing er eine Wüstenheuschrecke ein und entließ sie in einem anderen
Terrarium wieder in die Freiheit. Einer trügerischen Freiheit allerdings, denn die
dunkelbraune Kraushaarvogelspinne nahm sie sofort ins Visier.
    »Und nun
suchen wir uns aus diesem Internetkatalog eine hübsche Sportlerin aus, die mit uns
joggen gehen will«, sagte er zu einer schwarzen Witwe, die er gerade behutsam auf
den mit Rindenmulch ausgelegten Boden einer Transportbox absetzte.
    »So, mein
Schätzchen, damit du nicht so alleine bist, bekommst du Gesellschaft«, verkündete
er und fischte eine suppentellergroße Kamelspinne aus einem anderen Terrarium.
    »Aber natürlich
werde ich euch durch eine Glaswand trennen.« Wieder dieses hüstelnde Kichern. »Schließlich
sollt ihr nicht übereinander herfallen und euer Gift zum Töten eines Artgenossen
benutzen. Das wäre eine maßlose Verschwendung.«
    Grinsend
kehrte er zu Mariekes Laptop zurück und schrieb eine kurze Mail an eine gewisse
Natalie Himmer. Sie klagte so sehr über ihre Einsamkeit, dass ihm aus Mitleid ganz
warm ums Herz wurde.
    Eine halbe
Stunde später saß der Spider im Stadtpark auf einer kalten Edelstahlbank und mimte
den sonnenhungrigen Parkbesucher, der seine Eindrücke mit einer digitalen Videokamera
festhielt.
    Von hier
aus hatte er freie Sicht auf die nur etwa 50 Meter Luftlinie entfernte und in einer
schmucken Gründerzeitvilla untergebrachte kirchliche Kindertagesstätte. Das herrschaftliche
Sandsteingebäude war von einem weitläufigen Grundstück umgeben, das von einer hohen
Mauer eingefriedet wurde. Auf der Sandsteinmauer thronte ein hoher Metallzaun mit
sichelförmig gebogenen Spitzen.
    Der Spider
vertrieb sich die Wartezeit, indem er die anderen Parkbesucher mit dem Teleobjektiv
auf seinen kleinen Monitor zoomte. Am meisten faszinierte ihn ein Punkerpärchen,
das sich von der Pirmasenser Straße her in sein Blickfeld schob.
    Die beiden
führten einen zotteligen Hund aus, der wie ein Langhaardackel auf Stelzen aussah.
In aller Seelenruhe beobachteten sie das Tier, wie es mitten auf dem Kinderspielplatz
sein Geschäft erledigte. Anschließend ging das Punkerpärchen einfach weiter, ohne
sich um die stinkende Hinterlassenschaft ihres Hundes zu kümmern.
    Das war
nun wirklich völlig inakzeptabel, fanden drei junge Mütter, die sich mit ihrem Kinderwagenkonvoi
aus Richtung des ehemaligen Hallenbadgeländes näherten. Gemeinsam stimmten sie ein
wütendes Protestgezeter an. Eine der Frauen zückte ihr Handy und drohte damit, die
Polizei zu verständigen. Die Punker grölten ein paar Schimpfwörter zurück, reckten
die Mittelfinger empor und rannten dann einfach weg.
    In diesem
Moment tauchte im Augenwinkel des Spiders die kleine Emma auf. Im Schlepptau hatte
sie Marieke und Kurt, der kurz zuvor an der Mauerecke der Beethovenstraße eine
kleine Schnüffelpause eingelegt hatte.
    Ausgelassen
hüpfte Emma neben ihrer hochschwangeren Mutter her und trällerte dabei ein Liedchen.
Marieke schob ihren dicken Bauch durch das quietschende schmiedeeiserne Tor, das
von zwei, aus Eisenstäben kunstvoll zusammengeschweißten Türmchen flankiert wurde.
    Im Grundstück
befestigte sie Kurts Leine am Gitterzaun. Einen Befehl musste sie ihm nicht erteilen,
denn der tapsige, bärenartige Mischlingshund legte sich an dieser Stelle immer automatisch
ab. Obwohl er einen recht trägen Eindruck erweckte, ließ er die beiden nicht aus
den Augen, während sie die Sandsteintreppe hinaufkletterten und in der herrschaftlichen
Villa verschwanden.
    Der Spider
hatte genug gesehen. Er klappte die Digitalkamera zu, steckte sie in die Jacke und
machte sich frohgemut auf zu neuen Taten.
     
    Conny Faulhaber kam langsam zur
Besinnung. Zuerst versuchte sie, sich zu bewegen. Doch Arme und Beine gehorchten
nicht den Befehlen

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