Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
Vom Netzwerk:
Komponente des Knochengewebes, der Hydroxylapatit, von den Huminsäuren aufgelöst. Was zurückbleibt, ist das Knochenkollagen, das dann zusammenschrumpft und die ursprüngliche Form des Knochens verzerrt. Was außerdem geschieht, ist, dass Finger- und Fußnägel«, er warf mir einen schnellen Blick zu, »auch wenn sie erhalten bleiben, sich vom Körper
ablösen. Ich habe Knochenproben genommen und ihre Zähne untersucht, und ich kann mit einiger Gewissheit sagen, dass keinerlei Anzeichen für diesen Prozess zu finden sind. Ihre Nägel sind alle intakt. Allein deswegen würde ich sagen, dass sie nicht länger als eine Dekade vergraben war, wahrscheinlich weniger als fünf Jahre.«
    Â»Sieht aus, als könnten Sie doch noch als Verdächtige gelten, Miss Hamilton«, knurrte Gifford hinter mir. Ich entschied mich, das zu ignorieren.
    Renney schaute erschrocken zu ihm auf. »Nein, nein, das glaube ich wirklich nicht.« Er senkte den Blick wieder und blätterte in seinen Notizen. »Es gibt da noch ein bisschen mehr, was ich Ihnen erläutern muss. Ah ja, als ich gehört habe, dass die Leiche gebracht wird, habe ich schnell mal nachgeschaut, was im Internet über Miss Hamiltons Dorf steht. Tresta heißt es doch, glaube ich?«
    Er wartete auf eine Bestätigung. Ich nickte.
    Â»Schön. Also, ich wollte sehen, ob es dort schon öfter Torffunde gegeben hat. Dem war nicht so, aber ich habe etwas sehr Interessantes herausgefunden.«
    Er wartete darauf, dass wir reagierten. Ich fragte mich, wer von uns das tun würde. Mir selbst war wirklich nicht nach Reden zumute.
    Â»Und was?«, fragte Gifford ungeduldig.
    Â»Im Januar 2005 hates eine gewaltige Sturmflut gegeben. Schwere Sturmböen und dreimal Hochwasser. Die Deiche – was an Deichen da ist – sind gebrochen, und das ganze Gebiet war mehrere Tage lang überflutet. Das Dorf wurde evakuiert, und Dutzende Stück Vieh sind ertrunken.«
    Ich nickte. Man hatte Duncan und mir davon erzählt, als wir das Haus gekauft hatten. Das Ganze war als Ereignis geschildert worden, das alle tausend Jahre einmal wiederkehrte, und wir hatten uns nicht den Kopf darüber zerbrochen.
    Â»Inwiefern wäre das relevant?«, wollte ich wissen.
    Â»Wenn ein Torfmoor«, antwortete Renney, »entweder von Meerwasser
oder durch sehr schwere Regenfälle überflutet wird, werden seine gewebeerhaltenden Funktionen beeinträchtigt. Weichteile, Muskelgewebe, innere Organe fangen an zu zerfallen, und die Skelettierung setzt ein. Wäre unsere Tote im Boden gewesen, als sich dieser Sturm ereignet hat, dann müsste sie in sehr viel schlechterem Zustand sein, als es der Fall ist.«
    Â»Zweieinhalb Jahre«, meinte Gifford nachdenklich. »So langsam grenzen wir das Ganze ein.«
    Â»Das muss alles erst noch bestätigt werden«, gab Dunn zu bedenken.
    Â»Selbstverständlich, selbstverständlich«, sprudelte es beflissen aus Renney heraus. »Außerdem habe ich mir ihren Mageninhalt angesehen. Sie hat ein paar Stunden vor ihrem Tod gegessen. Es waren Spuren von Fleisch und Käse vorhanden, möglicherweise auch Überreste von Körnern, vielleicht von Vollkornbrot. Und noch etwas anderes; ich habe eine Weile gebraucht, um es zu identifizieren.«
    Er legte eine Pause ein. Niemand sagte etwas, doch diesmal reichte ihm unsere gebannte Aufmerksamkeit wohl.
    Â»Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich um Erdbeersamen handelt. Beeren konnte ich nicht entdecken, die werden sehr schnell verdaut, aber was die Samen betrifft, bin ich mir ziemlich sicher. Was für mich auf einen Tod im Frühsommer hindeutet.«
    Â»Erdbeeren kann man doch das ganze Jahr bekommen«, wandte ich ein.
    Â»Genau«, bestätigte Renney und sah hocherfreut aus. »Aber diese Samen sind ungewöhnlich klein. Weniger als ein Viertel der Größe von normalen Erdbeersamen. Was darauf hindeutet …«
    Er sah mich an. Ich erwiderte dumpf seinen Blick, ohne den leisesten Schimmer, worauf er hinauswollte.
    Â»Wilde Erdbeeren«, sagte Gifford leise.
    Â»Genau«, bestätigte Renney noch einmal. »Winzig kleine wilde Erdbeeren. Man findet sie überall auf diesen Inseln, aber die Erdbeerzeit ist sehr kurz. Weniger als vier Wochen.«
    Â»Ende Juni, Anfang Juli«, sagte Gifford.

    Â»Frühsommer 2005«, warf ich ein und dachte im Stillen, dass ich Stephen Renney falsch

Weitere Kostenlose Bücher