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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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habe gesagt, ich bringe die Kaufurkunde morgen auf dem Revier vorbei.« Duncan erhob sich wieder. In der Hand hielt er einen Teller mit einem halb gegessenen Hühnchen.
Er ging zum Tisch, stellte es ab und kehrte zum Kühlschrank zurück. »Tora, wir müssen jetzt versuchen, das zu vergessen.«
    Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Stunden hatte jemand mir das gesagt. Vergiss die Tatsache, dass du heute Nachmittag eine Leiche – der sowohl das Herz als auch ihr neugeborenes Baby fehlte – in der Wiese hinter deinem Haus ausgebuddelt hast.
    Â»Duncan, die graben die ganze Wiese um. Die suchen nach anderen Leichen. Ich weiß ja nicht, wie’s dir geht, aber mir wird es nicht leichtfallen, das zu ignorieren.«
    Duncan schüttelte den Kopf, so wie ein wohlwollender Vater es tut, wenn sein Kind sich übermäßig aufgeregt hat. Er bereitete einen Salat zu, und es gefiel mir gar nicht, wie sein Messer in eine rote Paprikaschote schnitt.
    Â»Es gibt keine anderen Leichen, und morgen Abend sind sie fertig.«
    Â»Woher willst du das wissen?«
    Â»Die haben Geräte, mit denen sie so was feststellen können. Frag mich nicht, wie das genau funktioniert. Wahrscheinlich verstehst du mehr davon als ich. Anscheinend strahlt verwesendes Fleisch Wärme aus, und diese Dinger kriegen das mit. So ähnlich wie Metalldetektoren.«
    Nur dass diese möglichen Leichen da draußen im Torf begraben lagen. Sie verwesten nicht. »Ich dachte, sie müssten die ganze Wiese umpflügen.«
    Â»Offenbar nicht. Die Wunder der modernen Technologie. Sie haben das Gelände schon einmal abgesucht und nichts gefunden. Nicht mal ein totes Kaninchen. Morgen wiederholen sie das Ganze, nur um sicherzugehen, dann sind sie weg. Willst du was trinken?«
    Ich füllte einen Krug mit Leitungswasser und tat Eiswürfel aus der Tiefkühltruhe hinein. Ein Vorteil daran, auf den Shetlandinseln zu leben, war, dass wir ein Vermögen an Mineralwasser sparten. Ach ja, und der Räucherlachs war hier auch ziemlich gut. Abgesehen davon tat ich mich schwer.
    Â»Den Eindruck hat Detective Sergeant Tulloch mir aber nicht vermittelt. Sie hat gemeint, sie würden eine ganze Weile hier sein.«

    Â»Na ja, also, wenn ich mal zwischen den Zeilen lese, dann denke ich, DS Tulloch neigt manchmal dazu, ein bisschen übers Ziel hinauszuschießen. Ist ein bisschen sehr versessen darauf, sich zu profilieren, und hat keine Angst, in der Zwischenzeit ein paar Pferde scheu zu machen.«
    Diesen Eindruck hatte ich von Dana Tulloch ganz und gar nicht gehabt. Sie war mir wie jemand erschienen, der sich nicht in die Karten schauen ließ.
    Â»Du scheinst ja bei einem einzigen Telefonat sehr enge Freundschaft mit DI Dunn geschlossen zu haben.«
    Â»Oh, wir kennen uns von früher.«
    Ich hätte es wissen müssen. Es ärgerte mich ein wenig, dass man Duncan, der bei der Entdeckung der Leiche keine Rolle gespielt hatte, sehr viel mehr Informationen zukommen ließ als mir, nur weil er von den Inseln stammte.
    Wir setzten uns. Ich bestrich ein Stück Brot mit Butter. Duncan nahm sich eine große Portion kaltes Huhn. Das Fleisch sah teilweise noch rosa aus, und Saft war daran zu Glibber geronnen. Bei diesem Anblick meldete sich die Übelkeit, gegen die ich im Obduktionsraum angekämpft hatte, zurück. Na toll, nach fast fünfzehn Jahren in der Medizin wurde ich plötzlich zimperlich. Ich nahm mir Salat und ein bisschen Käse.
    Â»Waren irgendwelche Reporter hier, als du nach Hause gekommen bist?«, wollte ich wissen. Bei meinem Eintreffen war das Grundstück verlassen gewesen, mit Ausnahme eines einsamen Streifenpolizisten, der Wache hielt. Ich hatte mich für einen Ansturm der Presse gewappnet und war angenehm überrascht, niemanden vorzufinden. Duncan schüttelte den Kopf. »Nö. Dunn versucht, das Ganze unter Verschluss zu halten. Kriegt offenbar Druck von seinem Vorgesetzten. Denkt, es sei vielleicht schlecht fürs Geschäft, wo doch gerade die Sommersaison für die Touristen beginnt.«
    Â»Mein Gott, nicht schon wieder. Das Gleiche hat mir Gifford gerade erzählt. Schlecht für die Klinik-PR. Ich glaube, ihr müsst euch mal über eure Prioritäten klar werden. Das hier ist doch
nicht die Volksrepublik von Shetland. Ihr seid der Welt da draußen gegenüber ein kleines bisschen verantwortlich.«
    Duncan hatte aufgehört zu essen. Er sah

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