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Todesopfer

Todesopfer

Titel: Todesopfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Bolton
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Gegenseitigkeit.«
    Â»Er ist von Unst?«
    Duncan schüttelte den Kopf. »Nein, ich rede vom Gymnasium.« Das war schon logischer. Auf den Shetlands gehen die Kinder der entlegeneren Inseln häufig auf das Gymnasium in Lerwick und wohnen die Woche über entweder im Internat oder bei Verwandten.
    Â»Ist das alles?«, wollte ich wissen.
    Duncan setzte sich auf. Er ließ den Blick an mir hinauf- und hinunterwandern. »Kommst du auch rein?«
    Ich beugte mich vor, tauchte die Hand ins Wasser und zog sie rasch wieder heraus. »Nein.«
    Duncan griff nach dem Massageschwamm und hielt ihn mir hin. Es sah aus wie eine Art Aufforderung. Wenn ich den Schwamm nahm, würden wir Sex haben. Wenn nicht, wies ich ihn damit zurück und würde mich die nächsten paar Tage mit Schmollen und schlechter Laune herumärgern müssen. Ich überlegte kurz. Meine Periode war in allernächster Zeit fällig, aber genau kann man das ja nie sagen. Einen Versuch war es wert. Ich streckte die Hand nach dem Massageschwamm aus. Duncan beugte sich zum Wasserhahn vor und bot mir seinen glatten, kräftigen Rücken dar.
    Â»Ich bevorzuge meine Dienstmägde ja nackt«, bemerkte er.
    Mit der einen Hand begann ich, mit dem Schwamm auf seinem Rücken auf und ab zu rubbeln. Mit der andern knöpfte ich mir das Hemd auf.

5
    Nachdem Duncan und ich uns geliebt hatten, schlief ich tief und fest, bis irgendetwas mich weckte. Im Halblicht unseres Schlafzimmers lag ich da und lauschte Duncans gleichmäßigem Atmen neben mir. Ansonsten herrschte Stille. Und doch hatte ich etwas gehört. Man wacht ja nicht ohne Grund plötzlich aus dem Tiefschlaf auf. Ich horchte angespannt. Nichts.
    Ich drehte mich herum, um auf die Uhr zu sehen: Viertel nach drei und so finster, wie es im Sommer auf den Shetlands nur werden kann, also nicht besonders. Ich konnte alles im Zimmer sehen: die Möbel aus Kirschholz, die fliederfarbenen Lampenschirme, den freistehenden Spiegel, die über eine Stuhllehne geworfenen Kleider. Ein bleiches Leuchten, wie von anbrechender Morgendämmerung, schimmerte um die Rollos.
    Ich stand auf. Der Rhythmus von Duncans Atem änderte sich, und ich erstarrte. Nach ein paar Sekunden ging ich zum Fenster. Langsam, bemüht, kein Geräusch zu machen, zog ich das Rollo hoch.
    Es war nicht gerade die hellste der Inselnächte. Anscheinend regnete es immer noch leicht, doch ich konnte gerade noch alles erkennen: das weiße Polizeizelt, das rot-weiße Absperrband, Schafe auf der benachbarten Weide, die einsame Fichte, die unten in unserem sogenannten Garten wuchs. Charles und Henry, hellwach, die Nasen über den Zaun gestreckt, so wie sie es machen, wenn jemand auf der Wiese nebenan auftaucht. Pferde sind freundlich – und neugierig. Wenn sie jemanden in der Nähe erblicken, kommen sie herüber, um ihn sich näher anzusehen. Wen also betrachteten sie?
    Dann sah ich das Licht.
    Es erschien im Innern des Polizeizeltes, ein schwaches Schimmern,
das kurz hinter der weißen Plane aufleuchtete; es blitzte rasch auf, verschwand dann wieder und erschien abermals. Leuchtete auf, huschte umher, flackerte.
    Etwas liebkoste meine nackte Hüfte. Dann schmiegte sich Duncans warmer Körper von hinten an mich. Er hob mein Haar an, schob es über die Schulter nach vorn und beugte sich herab, um meinen Nacken zu küssen.
    Â»Da ist jemand auf unserer Wiese«, sagte ich. Seine Hände legten sich um meine Taille und glitten aufwärts.
    Â»Wo?« Er schnupperte an der Stelle hinter meinem Ohr.
    Â»In dem Zelt. Da ist eine Taschenlampe. Da.«
    Â»Ich sehe nichts«, sagte er, während seine Hände meine Brüste fanden.
    Â»Kannst du auch gar nicht. Du schaust ja nicht hin.« Ich schob seine Hände weg, und sie fielen aufs Fensterbrett.
    Â»Ist bestimmt die Polizei«, meinte er. »Dunn hat gesagt, sie würden heute Nacht jemanden hierlassen.«
    Â»Wahrscheinlich.«
    Wartend standen wir da und starrten in die Dunkelheit, doch das Licht ließ sich nicht wieder blicken.
    Â»Haben sie ihr wehgetan?«, fragte Duncan nach einer Weile, so leise, dass ich ihn kaum verstehen konnte.
    Ãœberrascht drehte ich mich um und sah ihn zornig an. »Sie haben ihr das Herz herausgeschnitten.«
    Duncans blasses Gesicht wurde kalkweiß. Er trat zurück, und seine Arme sanken schlaff herab. Augenblicklich bereute ich es, so brutal gewesen zu sein. »Hat

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