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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hübner
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zu. Wir sind nicht länger bereit, das hinzunehmen. Es ist an der Zeit, sich dagegen zu wehren.«
    »Indem ihr selbst mordet?«, keuchte Bondek.
    »Im Mittelalter war man der Ansicht, dass man Böses nur mit Bösem bekämpfen konnte. Eine Maxime, die uns sehr gut gefällt, da sie unserer Meinung nach die einzig wirksame ist. Und die Zeit ist gekommen, diese alten Werte wiederzubeleben.«
    »Diesen Quatsch glaubt ihr doch nicht ernsthaft«, stöhnte Bondek und rang sich ein Lächeln ab. »Dieses ganze Affentheater hier ist letztendlich nur eine Maskerade, hinter der ihr euren Fremdenhass auslebt. Im Grunde seid ihr doch nichts anderes als Rassisten.«
    Die Gestalt wischte mit dem behandschuhten Finger über die blutbeschmierte Haut unterhalb des metallenen Gürtels und hielt ihn anschließend vor Bondeks Augen. »Wenn das unser einziges Motiv wäre, dann wärst du längst Tod, Bondek! Denn dann würde mich dein deutscher Pass aufgrund deines verseuchten Blutes wenig beeindrucken.« Der blutbeschmierte Finger der Gestalt wanderte höher und malte ein rotes Kreuz auf Bondeks schweißgetränkte Stirn. »Ich habe nur etwas gegen Fremde, die über uns herfallen und der Meinung sind, dieses Land wäre ein Selbstbedienungsladen zum Nulltarif. Und ich habe etwas gegen vorlaute Besserwisser, die sich mit ihrem losen Mundwerk auf die Seite dieser Gottlosen stellen.« Der verhüllte Kopf der Gestalt näherte sich Bondeks Gesicht, und er glaubte, so etwas wie einen Schnabel daraus wachsen zu sehen. »Du solltest also lieber deine Klappe halten, wenn du nicht willst, dass das hier noch schmerzhafter für dich wird.«
    Bondek stöhnte auf, als die Schrauben auf ein Zeichen der Gestalt weiter angezogen wurden. Dabei verrutschte die Kutte, und Bondek konnte für einen kurzen Moment etwas auf dem freigelegten Arm der Gestalt erkennen, bevor der Stoff es wieder verdeckte.
    »Was ... was habt ihr mit mir vor?«
    »Du hast uns öffentlich beleidigt und lächerlich gemacht. Daher werden wir nach unserer Maxime Gleiches mit Gleichem abstrafen. Ich hoffe für dich, du wirst ein reuiger Sünder sein und die Buße hinnehmen, die wir dir auferlegen. Als Erstes wirst du einen Folgeartikel veröffentlichen, in dem du einiges über uns richtigstellst. Du wirst die Öffentlichkeit über unsere wahren Motive aufklären. Du wirst den Leuten sagen, dass wir die letzte Instanz sind, die sie vor dem Abschaum beschützt, der plündernd und mordend in unser Land strömt, während Politik und Polizei so tun, als ginge sie das nichts an. Du wirst ihnen sagen, dass wir ihnen den Krieg erklären und sie wie Schaben zertreten werden. Wir holen uns einen nach dem anderen, zerstören ihre Strukturen und Organisationen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das ist die Botschaft, die wir für diese Wucherer haben. Und du wirst sie überbringen. Aber zunächst wirst du für deine Überheblichkeit büßen.«
    Die Gestalt wandte sich ab und ging zu dem Tisch, auf dem nach Bondeks getrübter Wahrnehmung mindestens ein Dutzend Kerzen flackerten. In Wahrheit waren es vermutlich weniger, und Bondek sah sie nur doppelt, denn ihr Licht reichte nicht aus, um den Raum zu erhellen. In einiger Entfernung konnte er die Konturen eines Pfeilers erkennen, der sich zur dunklen Decke emporhob. Vermutlich befanden sie sich in einem alten Kellergewölbe. Hinter dem Tisch glaubte Bondek an der Seite einige Käfige am Boden zu erkennen, in denen sich etwas bewegte. Es schimmerte schwarz.
    Raben, dachte er benommen. Das sind Raben. Du hast dir ihr Krähen nicht eingebildet.
    »Trink das«, sagte die Gestalt, die plötzlich wieder vor ihm stand und ihm ein Glas mit einer klaren Flüssigkeit an den Mund hielt.
    Bondek weigerte sich und drehte den Kopf weg. Er spürte, wie die beiden anderen von dem stählernen Gürtel abließen und sich an seinen freihängenden Füßen zu schaffen machten.
    »Ich wäre an deiner Stelle nicht so voreilig«, sagte die Gestalt, deren Stimme Bondek durch seine getrübte Wahrnehmung so wenig menschlich erschien wie ihr offensichtlich perverses Vergnügen an Schmerzen. »Ich biete dir eine Art Gnadenakt an, so wie es Henker im Mittelalter hin und wieder getan haben, indem sie die Verurteilten von ihren Qualen frühzeitig erlösten. Oftmals wurden sie von Angehörigen dafür bezahlt. Gelegentlich kam es aber auch vor, dass es einfach ein Akt der Menschlichkeit war.« Die Gestalt packte Bondek am Kinn und drehte seinen Kopf wieder in Richtung des Glases. »Ich rate dir

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