Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesregen

Todesregen

Titel: Todesregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
angerichtet.
    Ohne je zu zögern oder stehen zu bleiben, um am Boden oder in der Luft zu schnuppern, trottete Virgil bis zur übernächsten Querstraße. Dort bog er nach Osten ein, bergauf in Richtung Chestnut Lane.
    Molly dachte, er würde sie wieder zu einem Haus führen, dessen Wände von etwas Unsichtbarem infiziert waren. Vielleicht entkam die flatternde Horde diesmal ihrer Brutstätte und suchte sich die Nahrung, die sie brauchte.
    Stattdessen ging der Schäferhund schnurstracks auf St. Perpetua zu, eine Kirche an der Ecke Chestnut Lane und Hill Street, deren Turm und Dach im Nebel verschwanden.
    Der Bau war aus Naturstein errichtet, der aus den Bergen der Gegend stammte. Die beiden Eichenholztüren waren
von hübschen Ziergiebeln gekrönt, zwischen denen eine Rosette aus buntem Glas eingefügt war.
    Auch in Nord- und Südwand der Kirche waren Buntglasfenster eingelassen. Durch zwei von ihnen, die sich in der Nähe des Altars befinden mussten, drang ein leicht zitterndes Licht. Es war bei Weitem nicht stark genug, um die dunklen Glasmosaiken in leuchtende Heiligenszenen zu verwandeln, aber es ließ erkennen, dass jemand dort drinnen Schutz gesucht hatte.
    Als Molly und Neil durch den Ort gefahren waren auf der Suche nach Leuten, die sich zum gegenseitigen Schutz zusammengefunden hätten, waren sie auch an St. Perpetua vorbeigekommen. Da hatte der Bau noch verlassen ausgesehen.
    Virgil ging nicht auf das Hauptportal der Kirche zu, sondern auf das offene Tor in dem schmiedeeisernen Zaun, der den angrenzenden Friedhof umgab.
    Dort angelangt, ließ der Hund zum ersten Mal Angst erkennen. Mit nach vorn gestellten Ohren, angehaltenem Atem und eingeklemmtem Schwanz blieb er stehen. Seine Beine zitterten.
    Er zögerte jedoch nur kurz, dann ging er durchs Tor mitten unter die Grabsteine. Widerstrebend folgten ihm Molly, Neil und die Kinder.
    Zwei uralte Eichen, die in dieser Höhe gerade noch gedeihen konnten, überragten den hinteren Teil des Friedhofs. Ihre gewaltigen Kronen waren vom Nebel verhüllt, und die Grabreihen unter ihren Ästen lagen in einem Dunkel aus filigranen, tiefschwarzen Schatten, die das Feld aus violettem Licht durchzogen.
    Der offene Bereich gleich hinter dem Tor jedoch war von dem andauernden anachronistischen Zwielicht einigermaßen erhellt, und man konnte erkennen, dass einige Grabsteine zum Ziel von Vandalen geworden waren. Mehrere einfache Granitplatten, aus Stein gehauene Engel und
Kreuze in verschiedenen Formen – zwei lateinische, ein keltisches, ein Patriarchenkreuz – waren umgestürzt und zerbrochen.
    Auch Gräber waren geöffnet. Nicht sehr viele, etwa zwölf bis fünfzehn von mehreren Hundert.
    Die kleine Abby suchte Mollys Hand und drückte sie fest.
    Auf den Lehmbrocken und der ausgehobenen Erde, die den Rasen bedeckten, lagen Sargdeckel aller Art, aus zersplittertem Holz oder aus verbogenem, zerfetztem Metall.
    Die offenen Gräber war fast randvoll mit schlammigem Wasser. Seidenfetzen von der Auskleidung der Särge schwammen darin, ein fleckiges Kissen mit Spitzenbesatz, auf dem einst der Kopf einer Leiche geruht hatte, ein schwarzer Schuh, verrottende Kleidungsreste, ein paar kleine Knochen, sauber und weiß, hauptsächlich von Fingern und Zehen stammend …
    Der Hund hatte sie hierhergeführt, um ihnen das zu zeigen.
    Molly konnte sich nicht vorstellen, warum.
    Vielleicht erkannte sie aber auch die Bedeutung dieses Frevels, wagte es jedoch nicht, dem logischen Denken dorthin zu folgen, wo es sie hingeführt hätte.

37
    Der Vorraum der Kirche hatte nur ein einziges Fenster, die bunt verglaste, vielblättrige Rosette über den Portalen. Gefiltert durch das rote und goldene Glas, verlor das pflaumenblaue Licht endgültig jede Leuchtkraft.
    Zwischen den mit Mahagoni getäfelten Wänden war es finster. Die Luft roch süß nach Weihrauch und muffig nach Moder.
    Der Hund nieste zweimal und schnaubte, um seine Nase zu reinigen.
    In einer Ecke stieß das Licht von Mollys Taschenlampe auf eine Kolonie von Pilzen, die nicht schwarz und gelb waren, sondern völlig weiß.
    Dieses Exemplar bestand aus zwei Formen, die sich in einer anscheinend zufälligen Mischung ausbreiteten. Zum einen waren es runde, blasenähnliche Strukturen, die sich in vielen verschiedenen Größen zusammendrängten und aussahen, als wären sie zum Platzen voll Flüssigkeit. Sie schwitzten einen glänzenden, milchigen Schleim aus. Zum anderen waren es nicht ganz aufgeblasene, weiche Säckchen, die langsam an- und

Weitere Kostenlose Bücher