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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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deshalb ein Taxi genommen.«
    Carly zuckte die Schultern. »Könnte sein. Daran hab ich nicht gedacht. Sie arbeitet in der Werbebranche und hatte in letzter Zeit furchtbar viel zu tun. Für eine dieser großen Internetfirmen, die Konkurs angemeldet haben. Es war ziemlich aufreibend… Aber ich weiß es nicht genau. Wir haben nicht viel über ihren Beruf gesprochen.«
    Sellitto ließ einen jungen Detective vom Revier aus alle Taxiunternehmen in und um Glen Hollow herum anrufen; heute Morgen war kein Taxi zu Susans Haus bestellt worden. Außerdem riefen sie in ihrer Firma an, doch niemand hatte sie gesehen, und ihr Büro war abgeschlossen.
    Wie Rhyme vorhergesehen hatte, brachte sein dünner Betreuer, der ein weißes Hemd und eine Jerry-Garcia-Weihnachtskrawatte trug, gerade in diesem Moment ein großes Tablett mit Kaffee, Tee und einer riesigen Platte voller Plätzchen und Gebäck ins Zimmer. Er goss jedem ein Getränk ein.
    »Kein Feigenpudding?«, bemerkte Rhyme bissig.
    Sachs fragte Carly: »War Ihre Mom traurig oder launisch?«
    Nach kurzem Nachdenken antwortete sie: »Na ja, mein Großvater – ihr Vater – ist im letzten Februar gestorben. Grandpa war wirklich großartig, und sie war eine Zeit lang ziemlich von der Rolle. Aber bis zum Sommer hatte sie das hinter sich. Sie hat dieses echt coole Haus gekauft und richtig Spaß daran gehabt, alles herzurichten.«
    »Wie steht es mit anderen Menschen in ihrem Leben, Freunde oder Liebhaber?«
    »Klar hat sie ein paar Freunde.«
    »Namen, Telefonnummern?«
    Wieder verfiel die junge Frau in Schweigen. »Ich weiß ein paar Namen. Aber nicht genau, wo sie wohnen. Und Telefonnummern hab ich auch keine.«
    »Hatte sie mit jemandem eine romantische Beziehung?«
    »Ungefähr vor einem Monat hat sie sich von einem Mann getrennt.«
    Sellitto fragte: »Glauben Sie, dass der Kerl ein Problem war? Ein Stalker? Oder sauer wegen der Trennung?«
    Die junge Frau antwortete: »Nein, ich glaube, es war seine Idee. Ganz egal, er hat in L. A. oder Seattle oder irgendwo im Westen gewohnt. Wissen Sie, es war nichts richtig Ernstes. Und dann hat sie angefangen, diesen neuen Typen zu treffen. Vor ungefähr zwei Wochen.« Carly wandte den Blick von Sachs ab und schaute zu Boden. »Die Sache ist so, also ich liebe Mom und alles, aber wir stehen uns nicht wirklich nahe. Meine Eltern haben sich vor sieben, acht Jahren scheiden lassen, und das hat irgendwie einiges verändert… Tut mir Leid, dass ich nicht mehr über sie weiß.«
    Ah, die wunderbare Kleinfamilie, dachte Rhyme zynisch. Genau das war es, was die Seelenklempner auf der Park Avenue reich machte und Polizeireviere auf der ganzen Welt rund um die Uhr mit Anrufen in Atem hielt.
    »Sie machen das gut«, munterte Sachs die junge Frau auf. »Wo ist Ihr Vater?«
    »Er lebt in der City. Im Süden von Manhattan.«
    »Sehen er und Ihre Mutter sich oft?«
    »Nicht mehr. Er wollte, dass sie wieder zusammenkommen, aber Mom war nicht besonders begeistert. Ich glaube, er hat die Idee aufgegeben.«
    »Sehen
Sie
ihn oft?«
    »Ja, das tue ich. Aber er reist ziemlich viel. Seine Firma importiert alles Mögliche, und er reist nach Übersee, um seine Lieferanten zu treffen.«
    »Ist er im Augenblick in der Stadt?«
    »Ja. Ich werde ihn Weihnachten besuchen. Nach Moms Party.«
    »Wir sollten ihn anrufen und fragen, ob er etwas von ihr gehört hat«, schlug Sachs vor.
    Rhyme nickte, und Carly gab ihnen die Telefonnummer des Mannes. »Ich werde mich mit ihm in Verbindung setzen… Okay, los jetzt, Sachs. Auf zu Susans Haus. Carly, Sie fahren mit ihr. Beeilt euch.«
    »Gut, Rhyme. Aber wozu die Eile?«
    Er warf einen Blick aus dem Fenster, als läge die Antwort dort in aller Klarheit vor ihnen.
    Sachs schüttelte perplex den Kopf. Rhyme reagierte manchmal ungehalten, wenn andere nicht so schnell über Dinge stolperten wie er. »Weil der Schnee uns etwas darüber mitteilen könnte, was heute Morgen dort passiert ist.«
    Und wie sooft fügte er auch diesmal eine dramatische Koda hinzu: »Aber wenn er weiter in solchen Mengen fällt, gibt’s keine Geschichte mehr zu entdecken.«
    Eine halbe Stunde später bog Amelia Sachs in eine ruhige, von Bäumen gesäumte Straße in Glen Hollow, Long Island, ein. Drei Häuser vor dem von Susan Thompson hielt sie am Straßenrand.
    »Nein, da drüben wohnt sie«, erklärte Carly.
    »Hier ist es besser«, sagte Sachs. Rhyme hatte ihr eingetrichtert, dass Zugangswege zu und von Schauplätzen eines Verbrechens selbst

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