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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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damit sie schnelleren Zugriff auf ihre Waffe hatte. Sie fand die junge Frau im Hausflur und sah sich nach allen Richtungen um. Abgesehen von dem Klopfen und Brummen der Haushaltsgeräte, war es still. Die Lichter waren eingeschaltet – ein Umstand, den Sachs beunruhigender fand, als wenn es dunkel gewesen wäre; er legte nahe, dass Susan in aller Eile aufgebrochen war. Wenn man entführt wird, schaltet man nicht die Lichter aus.
    Sachs schärfte der jungen Frau ein, in ihrer Nähe zu bleiben, und begann das Haus abzusuchen. Sie betete, dass sie keine Leiche finden würde. Aber nein, sie suchten jeden Fleck nach der Frau ab. Nichts. Und keine Anzeichen für einen Kampf.
    »Niemand am Tatort, Rhyme.«
    »Na, wenigstens etwas.«
    »Ich werde hier schnell nach einem Gittermuster alles absuchen. Vielleicht entdecken wir irgendeinen Hinweis, wohin sie gegangen ist. Sobald ich etwas finde, rufe ich wieder an.«
    Im Erdgeschoss blieb Sachs vor dem Kaminsims stehen und betrachtete eine Reihe gerahmter Fotos. Susan Thompson war eine große, kräftig gebaute Frau mit kurzem blonden, nach hinten gekämmtem Haar. Sie hatte ein angenehmes Lächeln. Die meisten Bilder zeigten sie mit Carly oder mit einem älteren Paar, vermutlich ihren Eltern. Viele waren draußen aufgenommen worden, offensichtlich bei Wander- oder Campingausflügen.
    Sie suchten nach irgendeinem Hinweis darauf, wo die Frau sich aufhalten konnte. Sachs sah einen neben dem Telefon liegenden Kalender durch. Die einzige Notiz im Feld für den heutigen Tag lautete
C hier
.
    Die junge Frau stieß ein trauriges Lachen aus. Waren der einzelne Buchstabe und die knappe Notiz ein Symbol dafür, wie ihre Mutter sie sah? Sachs fragte sich, worin genau die Probleme zwischen Tochter und Mutter liegen mochten. Sie selbst hatte immer eine komplexe Beziehung zu ihrer eigenen Mutter gehabt. »Herausfordernd« war der Begriff, den sie benutzte, wenn sie mit Rhyme darüber sprach.
    »Terminplaner? Palm-Pilot?«
    Carly schaute sich um. »Ihre Handtasche fehlt. Darin bewahrt sie beides auf… Ich versuche noch einmal, ihr Handy zu erreichen.« Der frustrierte, besorgte Blick der jungen Frau verriet Sachs, dass niemand antwortete. »Es stellt gleich auf ihre Mailbox durch.«
    Sachs drückte bei allen drei Telefonen im Haus auf die Wahlwiederholung. Zwei führten zu dem Telefonverzeichnis. Am dritten Apparat landete sie bei der örtlichen Zweigstelle der North Shore Bank. Sachs ließ sich zur Filialleiterin durchstellen und erklärte ihr, dass sie nach Susan Thompson suchten. Die Frau erwiderte, sie wäre vor ungefähr zwei Stunden in der Bank gewesen.
    Als Sachs Carly darüber informierte, schloss diese erleichtert die Augen. »Wohin ist sie von dort gegangen?«
    Die Polizistin gab die Frage an die Filialleiterin weiter, doch die Frau konnte dazu nichts sagen. Stattdessen fragte sie zögerlich: »Rufen Sie an, weil sie sich nicht wohl fühlte?«
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Sachs.
    »Sie sah einfach nicht besonders gut aus, als sie hier war. Dieser Mann, mit dem sie da war… Na ja, er hatte die ganze Zeit seinen Arm um sie gelegt. Ich dachte, sie wäre vielleicht krank.«
    Sachs fragte, ob sie vorbeikommen und mit ihr sprechen könnten.
    »Natürlich. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann.«
    Sachs berichtete Carly, was die Frau gesagt hatte.
    »Sie fühlte sich nicht wohl? Und irgendein Mann?« Die junge Frau runzelte die Stirn. »Wer?«
    »Lassen Sie es uns herausfinden.«
    Doch ehe sie durch die Haustür traten, hielt Sachs einen Moment inne. »Tun Sie mir einen Gefallen«, bat sie die junge Frau.
    »Klar. Was?«
    »Holen Sie sich eine Jacke von Ihrer Mutter. Ich friere schon, wenn ich Sie bloß ansehe.«
    Die Filialleiterin der Bank erklärte Sachs und Carly: »Sie ging nach unten zu ihrem Schließfach und hat anschließend einen Scheck eingelöst.«
    »Ich nehme an, Sie wissen nicht, was sie dort unten gemacht hat?«, fragte die Polizistin.
    »Nein, nein. Mitarbeiter sind grundsätzlich nicht anwesend, wenn Kunden ihre Schließfächer öffnen.«
    »Und dieser Mann? Haben Sie irgendeine Idee, wer er war?«
    »Nein.«
    »Wie sah er aus?«, fragte Sachs.
    »Er war groß. Einsachtundachtzig, einsneunzig. Beginnende Glatze. Hat kaum gelächelt.«
    Die Polizeibeamtin warf Carly einen Blick zu, doch sie schüttelte den Kopf. »Ich hab sie nie mit jemandem gesehen, der so aussieht.«
    Sie befragten die Kassiererin, die den Scheck eingelöst hatte, aber auch mit ihr hatte Susan nur

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