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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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schon begonnen, das Haus zu dekorieren. Aus der Küche schlugen Susan Kochgerüche entgegen. Hatte das Mädchen ein Abendessen zubereitet? Das hatte sie bisher noch nie getan. Sie warf einen Blick ins Wohnzimmer und kniff überrascht die Augen zusammen. Carly hatte den Raum wunderschön geschmückt: Girlanden, Schleifen, Kerzen. Auf dem Kaffeetisch stand ein großes Tablett mit Käse und Crackern, eine Schüssel Nüsse, Obst und zwei Gläser neben einer Flasche kalifornischem Sekt. Das Mädchen war neunzehn, doch wenn sie zu zweit zu Hause waren, ließ Susan sie Wein trinken.
    »Schatz, wie wunderschön!«
    »Mom«, rief Carly und trat ins Zimmer. »Ich hab dich nicht kommen hören.«
    Das Mädchen trug eine Backform. Darin befanden sich heiße Kanapees. Sie stellte sie auf den Tisch und umarmte ihre Mutter.
    Susan schlang die Arme um das Mädchen und ignorierte die Schmerzen ihres morgendlichen Sturzes. Sie entschuldigte sich für das Versehen mit der Nachricht und für die großen Sorgen, die sie ihrer Tochter bereitet hatte. Das Mädchen aber lachte nur.
    »Ist es wahr, dass der Polizist im Rollstuhl sitzt?«, fragte Susan. »Und sich nicht bewegen kann?«
    »Er ist kein Polizist mehr. Er ist eine Art Berater. Aber, ja, er ist gelähmt.«
    Carly erzählte ihr von Lincoln Rhyme und davon, wie man sie und Musgrave aufgespürt hatte. Dann wischte sie sich die Hände an ihrer Schürze ab und zog sie aus. »Mom, ein Geschenk möchte ich dir schon heute Abend geben.«
    »Heute? Fangen wir mit einer neuen Tradition an?«
    »Vielleicht.«
    »Na gut…« Dann ergriff Susan den Arm des Mädchens. »In diesem Fall möchte ich dir zuerst ein Geschenk machen.« Sie nahm ihre Handtasche vom Tisch, griff hinein und holte die kleine Samtschachtel heraus. »Das hab ich heute Morgen aus dem Schließfach genommen.«
    Sie überreichte ihrer Tochter die Schachtel. Als die junge Frau sie öffnete, weiteten sich ihre Augen. »Oh, Mom…«
    Es war ein alter Diamant- und Smaragdring.
    »Der gehörte…«
    »Grandma. Ihr Verlobungsring.« Susan nickte. »Du solltest etwas Besonderes bekommen. Ich weiß, dass es dir in letzter Zeit nicht so gut ging, Schatz. Ich hab zu viel gearbeitet. Ich war zu Jake nicht besonders nett. Und ein paar von den Männern, mit denen ich ausgegangen bin… Na ja, ich weiß, dass du sie nicht besonders mochtest.«
    Mit einem leisen Lachen fügte sie hinzu: »Natürlich hab
ich
sie auch nicht besonders gemocht. Ich hab mir vorgenommen, mich in Zukunft nicht mehr mit Verlierern abzugeben.«
    Carly runzelte die Stirn. »Mom, du hast dich nie mit Verlierern abgegeben… Höchstens mit halben Verlierern.«
    »Das ist noch schlimmer! Ich hab nicht mal einen reinrassigen, vollblütigen Verlierer gefunden!«
    Carly umarmte ihre Mutter nochmal. Dann steckte sie den Ring an ihren Finger. »Er ist so schön.«
    »Frohe Weihnachten, Schatz.«
    »Jetzt ist es aber Zeit für dein Geschenk!«
    »Ich glaube, unsere neue Tradition gefällt mir.«
    »Setz dich«, wies ihre Tochter sie an. »Schließ die Augen. Ich geh raus und hole es.«
    »In Ordnung.«
    »Setz dich gleich da vorn auf die Couch.«
    Sie nahm Platz und kniff die Augen fest zusammen.
    »Nicht schauen!«
    »Nein.« Susan hörte, wie die Haustür sich öffnete und wieder schloss. Als sie wahrnahm, wie kurz darauf ein Wagen angelassen wurde und losfuhr, runzelte sie die Stirn. War es Carly? Fuhr sie weg?
    Dann aber hörte sie Schritte hinter sich. Das Mädchen musste durch die Küchentür zurück ins Haus gekommen sein.
    »Na, darf ich die Augen jetzt aufmachen?«
    »Klar«, sagte eine Männerstimme.
    Susan schreckte überrascht auf. Sie drehte sich um und starrte ihren Exehemann an. Er trug ein großes Päckchen mit einer Schleife.
    »Anthony…«, begann sie.
    Dalton setzte sich auf einen Stuhl ihr gegenüber. »Es ist lange her, stimmt’s?«
    »Was machst du hier?«
    »Als Carly dich für vermisst hielt, bin ich zum Haus von diesem Cop gefahren, um ihr beizustehen. Wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Wir sind ins Reden gekommen und, na ja, das ist ihr Weihnachtsgeschenk für dich und mich: dass wir heute Abend zusammenkommen und sehen, was passiert.«
    »Wo ist sie?«
    »Sie ist zu ihrem Freund gefahren, um dort zu übernachten.« Er lächelte. »Wir haben den ganzen Abend für uns. Nur wir beide. Wie in alten Zeiten.«
    Susan wollte aufstehen. Doch Anthony war schnell auf den Beinen und schlug ihr mit der Handfläche klatschend ins Gesicht. Sie fiel zurück auf

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