Todesreigen
Polizei rufen.«
»Wenn du aufstehst, brech ich dir den Arm. Kannst du so weit folgen?«
Sie nickte verängstigt, aber immerhin dankbar, dass Rich, falls er denn zuhörte, diesen Wortwechsel mitbekommen hatte und wahrscheinlich schon die Polizei rief.
Dalton schaute unter den Baum. »Liegt da auch
mein
Geschenk?« Er wühlte durch die Päckchen und schien enttäuscht, dass auf keinem sein Name stand.
Auch daran erinnerte sie sich: In einem Moment wirkte er völlig normal, im nächsten schien er jeden Bezug zur Realität verloren zu haben. Während ihrer Ehe war er drei Mal in Kliniken eingewiesen worden. Susan erinnerte sich, dass sie Carly erzählt hatte, ihr Vater müsse für monatelange Geschäftsreisen nach Asien fliegen.
»Nichts für mich armen Kerl«, sagte er und trat einen Schritt vom Baum zurück.
Susans Kiefer zitterte. »Tut mir Leid. Wenn ich gewusst hätte…«
»Das war ein Witz, Susan«, sagte er. »Warum solltest du mir etwas schenken? Du hast mich nicht geliebt, als wir verheiratet waren; und jetzt liebst du mich erst recht nicht. Wichtig ist, dass ich
dir
etwas mitgebracht habe. Nach all den Sorgen heute Nachmittag, was mit dir passiert ist, bin ich einkaufen gegangen. Ich wollte das passende Geschenk für dich finden.«
Dalton trank sein Glas aus und füllte es erneut. Er betrachtete sie aufmerksam. »Vielleicht ist es besser, wenn du einfach hübsch zusammengekuschelt da sitzen bleibst, wo du bist. Ich werde es für dich öffnen.«
Ihre Augen wanderten zu dem Päckchen hinüber. Es war nachlässig verpackt – von ihm natürlich –, und er riss das Papier achtlos herunter. Er nahm etwas Zylinderförmiges aus Metall heraus.
»Das ist ein Campingkocher. Carly sagte, das wäre ein neues Hobby von dir. Wandern, die freie Natur… Interessant, dass du während unserer Ehe nie für irgendwelche Unternehmungen zu haben warst.«
»Ich wollte nichts mit
dir
unternehmen«, sagte sie ärgerlich. »Du hättest mich bloß verprügelt, wenn ich ein falsches Wort gesagt oder nicht das getan hätte, was du von mir wolltest.«
Er ignorierte ihre Worte und reichte ihr den Kocher. Einen roten Kanister. Auf der Seite stand
Kerosin
.
»Natürlich«, fuhr Anthony fort, »ist das ein
Nachteil
von Weihnachten… Um diese Jahreszeit passieren viele Unfälle. Hast du diesen Artikel in
USA Today
gelesen? Brände vor allem. Viele Leute sterben bei Bränden.«
Er schaute auf das Etikett mit den Warnhinweisen und zog ein Feuerzeug aus der Tasche.
»Oh Gott, nein! …Bitte, Anthony.«
In diesem Moment hörte Susan das Quietschen eines bremsenden Autos vor der Tür. Die Polizei? Oder war es Rich?
Oder bildete sie es sich nur ein?
Anthony war damit beschäftigt, den Verschluss des Kerosinkanisters zu öffnen.
Ja, auf dem Weg zur Haustür waren unverkennbar Schritte zu hören. Susan betete, dass es nicht Carly war.
Dann klingelte es. Anthony schaute verwirrt zur Tür.
In diesem Augenblick schleuderte Susan das Champagnerglas mit aller Kraft in sein Gesicht. Sie sprang auf und rannte zur Tür. Als sie sich umdrehte, sah sie, wie Anthony nach hinten stolperte. Das Glas war zersplittert und hatte ihn am Kinn verletzt. »Verdammtes Miststück!«, brüllte er und setzte sich in Bewegung.
Doch sie hatte einen guten Vorsprung und riss die Tür auf.
Draußen stand Rich Musgrave mit erschrocken aufgerissenen Augen. »Was ist passiert?«
»Mein Ex!«, keuchte sie. »Er versucht, mich umzubringen!«
»Himmel«, sagte Rich und legte den Arm um sie. »Keine Angst, Susan.«
»Wir müssen weg! Ruf die Polizei!«
Sie nahm seine Hand und machte einen schnellen Schritt in den Vorgarten.
Doch Rich bewegte sich nicht vom Fleck. Was, zum Teufel, hatte er vor? Wollte er sich auf einen
Kampf
einlassen? Jetzt war nicht die Zeit für irgendwelchen ritterlichen Unfug. »Bitte, Rich. Wir müssen verschwinden!«
Dann spürte sie, wie seine Hand sich fest um ihre schloss. Der Griff war furchtbar schmerzhaft. Er schob sie wieder ins Haus. »Hey, Anthony«, rief Rich lachend. »Hast du was verloren?«
Verzweifelt ließ Susan sich aufs Sofa fallen und weinte.
Sie hatten ihr Hände und Füße mit Geschenkband gefesselt, das verbrennen würde, ohne dass man nach dem Feuer irgendwelche Spuren ihrer Fesselung entdecken würde. Bei dieser Erklärung hatte Rich geklungen wie ein Schreiner, der einem Hausbesitzer Heimwerkertipps gibt.
Alles war schon vor Monaten geplant worden, wie ihr Exmann ihr selbstgefällig berichtete. Bereits bei
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