Todesreigen
nach Luft.
»Dann weiß die Polizei aber, dass es kein Unfall war.«
»Nein, nein, ich werd sie einfach…« Er legte sich selbst die Hand um die Kehle. »Du weißt schon. Nach dem Brand kommt niemand mehr darauf, dass sie vorher erwürgt wurde.«
Anthony zuckte die Schultern. »Also gut.« Er nickte Rich zu, der hinter Susan trat, und vergoss die restliche Flüssigkeit um sie herum.
»Oh nein, Anthony, tu das nicht! Bitte… Gott, nein…«
Ihre Worte erstickten, als sie spürte, wie Richs große Hände sich um ihren Hals legten und zudrückten.
Als das Sterben begann, erfüllte ein Dröhnen ihre Ohren. Dann kam die Dunkelheit. Und schließlich wurde ihr Gesichtsfeld von riesigen Lichtblitzen erfüllt. Immer heller und heller.
Was bedeuteten diese Blitze, fragte sie sich und wurde immer ruhiger, während ihren Lungen die Luftzufuhr abgeschnitten wurde.
Stammten die Blitze von ihren absterbenden Gehirnzellen?
Stammten sie von dem brennenden Kerosin?
Oder, dachte sie in einem Anfall von Wahnsinn, war es der Abglanz des Himmels? Eigentlich hatte sie nie richtig an den Himmel geglaubt… Aber vielleicht…
Doch dann wurden die Lichter schwächer. Und auch das Dröhnen. Und plötzlich atmete sie wieder. Luft strömte in ihre Lungen. Sie spürte ein schweres Gewicht auf Hals und Schultern. Etwas bohrte sich in ihr Gesicht, stechend.
Sie schnappte nach Luft und blinzelte, als ihre Augen wieder sehen konnten. Ein Dutzend Polizisten, Männer und Frauen, füllte den Raum. Sie trugen die schwarzen Uniformen, die man aus dem Fernsehen kannte, und schwere Gewehre. Auf diese Gewehre waren Lampen montiert; das waren die Lichter gewesen, die sie gesehen hatte. Die Polizisten hatten die Tür eingetreten und Rich Musgrave gepackt. Beim Versuch zu fliehen, war er gestürzt; dabei hatte seine Gürtelschnalle ihr Gesicht verletzt. Man legte ihm Handschellen an und zerrte ihn zur Tür hinaus.
Einer der schwarz gekleideten Polizisten und dieser mit einer kugelsicheren Weste geschützte weibliche Detective, Amelia Sachs, richteten ihre Waffen auf Anthony Dalton. »Auf den Boden, sofort, Gesicht nach unten!«, schnauzte sie ihn an.
Der Schrecken im Gesicht ihres Exmannes wich selbstgerechter Empörung. Und schließlich zeigte er ein wahnsinniges Lächeln. »Legen Sie Ihre Waffen weg.« Er hielt ein Feuerzeug nahe an die mit der brennbaren Flüssigkeit getränkte Couch, nicht weit von Susan entfernt. Ein kurzer Druck seines Daumens, und das Sofa würde sich in ein Flammenmeer verwandeln.
Ein Polizist machte eine Bewegung auf die Frau zu.
»Nein!«, brüllte Dalton. »Bleiben Sie weg von ihr.«
Er hielt das Feuerzeug noch näher an die Flüssigkeit und presste den Daumen an das Rädchen des Feuerzeugs.
Der Polizist hielt inne.
»Sie werden jetzt wieder rausgehen. Ich will, dass jeder diesen Raum verlässt, außer… Ihnen«, sagte er zu Sachs. »Sie werden mir Ihre Pistole geben, und dann gehen wir zusammen hier raus. Oder ich fackele uns alle ab. Ich werd es tun. Ich werd es, verdammt noch mal, tun!«
Die rothaarige Frau ignorierte seine Worte. »Das Feuerzeug auf den Boden, sofort! Und dann legen Sie sich mit dem Gesicht nach unten hin. Los! Sonst schieße ich!«
»Nein, das werden Sie nicht. Das Mündungsfeuer Ihrer Waffe wird die Dämpfe entzünden, und dann fliegt hier alles in die Luft.«
Die Polizistin ließ ihre schwarze Pistole sinken. Angesichts seiner Worte runzelte sie die Stirn. Sie warf dem Polizisten neben ihr einen Blick zu und nickte. »Er hat Recht.«
Sie blickte sich um, nahm ein Kissen von einem alten Schaukelstuhl und hielt es vor die Mündung ihrer Waffe.
Dalton verzog das Gesicht, ließ sich auf die Couch fallen und wollte gerade das Feuerzeug anzünden. Doch die Polizistin hatte die richtige Idee gehabt. Bei ihren drei Schüssen durch das Kissen hindurch gab es kein Mündungsfeuer. Susans Exmann wurde rückwärts gegen den Kamin geschleudert.
Der Rollx-Van parkte am Bordstein. Der Storm-ArrowRollstuhl, inzwischen von Schleifen und Fichtenzweigen befreit, stand auf der absenkbaren Plattform im Schnee. Lincoln Rhyme trug den dicken Parka, auf dem Thom bestanden hatte, allen Protesten des Kriminalisten zum Trotz, der angekündigt hatte, er werde den Van sowieso nicht verlassen.
Doch als sie bei Susan Thompsons Haus angekommen waren, hatte Thom entschieden, dass Rhyme ein bisschen frische Luft nicht schaden konnte.
Zuerst murrte er, dann aber willigte er ein, sich draußen auf dem Boden absetzen
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