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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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in meinem Terminkalender nachschauen.«
    »Wir werden sehen«, wandte sich Sachs mit neckischem Unterton an Susan.
    Mit Tränen in den Augen und einem Mund, der kein Lächeln zustande brachte, bedankte sich Carly bei Rhyme, Sachs und Thom.
    Die beiden Frauen kehrten ins Haus zurück, wobei die Tochter die Mutter auf dem steilen Pfad stützte. Sie schwiegen. Rhyme sah, dass das Mädchen wütend war. Und wie betäubt. Aber sie hatte ihre Mutter nicht allein gelassen, was viele Menschen in dieser Situation sicher getan hätten.
    Mit einem lauten Schnappen, das von der dichten, kalten Luft zu ihnen herübergetragen wurde, fiel die Haustür ins Schloss.
    »Hey, hat jemand Lust, durch die Gegend zu fahren und sich die Dekorationen an den Häusern anzusehen?«, fragte Thom.
    Sachs und Rhyme sahen einander an. Der Kriminalist erklärte: »Ich glaube, wir müssen passen. Warum fahren wir nicht zurück in die Stadt? Schau mal auf die Uhr. Es ist spät. Noch fünfundvierzig Minuten bis Weihnachten. Vergeht die Zeit nicht wie im Flug, wenn man gute Werke tut?«
    »Humbug«, antwortete Thom. Doch seine Stimme klang fröhlich.
    Sachs küsste Rhyme. »Ich seh dich dann zu Hause«, sagte sie und ging zu ihrem Camaro. Schwungvoll schloss Thom die Tür des Vans. Hintereinander machten sich die beiden Wagen auf den Weg über die schneebedeckte Straße.

Ewige Liebe
    »Wenige Menschen, sehr wenige Menschen haben das Glück, eine ganz besondere Art von Liebe zu finden. Eine Liebe, die… mehr ist. Die über alles hinausgeht, was jemals gewesen ist.«
    »Das glaube ich gern.«
    »Das
weiß
ich. Allison und ich, wir gehören in diese Kategorie.« Mankos Stimme senkte sich zu einem diskreten Flüstern. Dabei schenkte er mir sein Kasernen-Kumpel-Grinsen. »Ich hatte einen ganzen Haufen Frauen. Du kennst mich, Frankieboy. Du weißt, dass ich ganz schön rumgekommen bin.«
    Manko war in der Stimmung für einen Auftritt, und mir blieb nichts anderes übrig, als sowohl den Stichwortgeber als auch das Publikum zu spielen. »Das hast du immer gesagt, Mr. M.«
    »Im Rückblick waren einige dieser anderen Mädchen Geliebte. Und einige waren bloß, du weißt schon, für die Nacht. Rums-bums. In der Art. Bevor ich Allison begegnet bin, hatte ich keine Ahnung, was Liebe bedeutet.«
    »Es ist eine transzendente Liebe.«
    »Transzendent.« Er ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen und nickte langsam. »Was bedeutet das?«
    Kurz nachdem ich Manko begegnet war, hatte ich herausgefunden, dass er zwar wenig belesen und generell ziemlich uninformiert war, aber niemals zögerte, zu seiner Unwissenheit zu stehen, ganz im Gegensatz zu vielen klugen Leuten. Diese Eigenschaft hatte mir den ersten Anhaltspunkt dafür geliefert, was für ein Mensch er war.
    »Es bedeutet genau das, was du beschreibst«, erklärte ich. »Eine Liebe, die sich über das erhebt, was man normalerweise sieht und erlebt.«
    »Ja. Das gefällt mir, Frankieboy. Transzendent. Das sagt alles. Genau das haben wir. Hast du mal jemanden so geliebt?«
    »In der Art. Vor langer Zeit.« Das stimmte teilweise. Aber mehr sagte ich nicht. Obwohl ich Manko in mancherlei Hinsicht als Freund betrachtete, lagen Welten zwischen unseren Seelen, und ich wollte mein innerstes persönliches Leben nicht mit ihm teilen. Was ohnehin egal war, denn im Augenblick hatte er mehr Interesse daran, über die Frau zu sprechen, die im Zentrum seines eigenen Universums stand.
    »Allison Morgan. Allison
Kimberly
Morgan. Ihr Vater hat ihr einen Spitznamen verpasst. Kimmie. So ein Blödsinn. Das ist ein Kindername. Und wenn sie eines nicht ist, dann ein Kind.«
    »Klingt irgendwie nach dem Süden.« Ich stamme aus North Carolina und bin mit einer ganzen Horde Sally Mays und Cheryl Annes zur Schule gegangen.
    »Tatsächlich, ja. Aber da kommt sie nicht her. Sie stammt aus Ohio. Ist dort geboren und aufgewachsen.« Manko warf einen Blick auf seine Armbanduhr und streckte sich. »Es ist spät. Fast schon Zeit, sie zu treffen.«
    »Allison?«
    Er nickte und zeigte das typische Manko-Lächeln, bei dem man sämtliche Zähne sah. »Ich meine, du bist auf deine Art ja auch ganz niedlich, Frank, aber wenn ich zwischen euch beiden wählen muss…«
    Ich lachte und unterdrückte ein Gähnen. Es war
tatsächlich
spät – zwanzig nach elf am Abend. Da ich keine Allison hatte, zu der ich nach Hause kommen konnte – und auch sonst niemanden außer einer Katze –, sah ich in Gesellschaft von Freunden oftmals die Uhrzeiger an

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