Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
›Ich liebe dich.‹ Ich konnte es kaum hören, doch es reichte mir. Ich wusste, dass alles in Ordnung käme. Was immer auch passieren würde, wir hatten ja uns.
    Ich kehrte wieder zur alltäglichen Routine zurück. Arbeiten und Softballspielen mit dem Werksteam. Aber die ganze Zeit über schrieb ich ihr Gedichte und schickte ihr Artikel und Briefe. Ich schrieb falsche Absender auf die Umschläge, damit ihr Vater nicht darauf kam, dass sie von mir stammten. Ich versteckte sogar Briefe in den Umschlägen von Informationsbroschüren, die an sie adressiert waren! Keine dumme Idee, oder?
    Hin und wieder hab ich sie auch persönlich gesehen. Als ich sie einmal allein im Drugstore traf, schlich ich mich an sie heran und spendierte ihr eine Tasse Kaffee. Sie sagte, sie wäre so glücklich, mich zu sehen, und gleichzeitig war sie total nervös. Ich wusste auch, warum. Draußen standen die Schläger. Wir konnten uns gerade mal zwei Minuten unterhalten, als einer von ihnen uns entdeckte und ich verschwinden musste. Ich entwischte durch die Hintertür. Danach bemerkte ich diese dunklen Autos, die an meinem Apartment vorbeifuhren oder mir auf der Straße folgten. An der Seite trugen sie die Aufschrift ›MCP‹. Morgan Chemical Products. Sie behielten mich im Auge.
    Eines Tages tauchte dieser Typ im Flur meines Apartments auf und sagte, Morgan würde mir fünftausend zahlen, wenn ich die Stadt verließe. Ich lachte ihn aus. Dann sagte er, es würde Ärger geben, wenn ich mich nicht von Allison fern hielte.
    Plötzlich flippte ich einfach aus. Ich schnappte ihn mir, zog seine Pistole aus dem Halfter, warf sie auf den Boden, stieß ihn gegen die Wand und sagte: ›Du wirst jetzt zu Morgan gehen und ihm erklären, dass er uns in Ruhe lassen soll. Sonst ist
er
derjenige, der Ärger bekommt. Hast du das kapiert?‹
    Dann stieß ich ihn die Treppe runter und warf seine Pistole hinterher. Ich muss sagen, dass ich ziemlich durcheinander war. Ich verstand, wie mächtig dieser Kerl war.«
    »Geld bedeutet Macht«, bemerkte ich.
    »Ja, da hast du Recht. Geld bedeutet Macht. Und Thomas Morgan würde seine ganze Macht einsetzen, um uns auseinander zu halten. Und weißt du, warum? Weil ich eine Bedrohung war. Väter sind eifersüchtig. Schau dir bloß diese Talkshows an. Oprah. Sally Jesse. Väter
hassen
die Freunde ihrer Töchter. Irgendwelche Ödipus-Geschichten. Besonders – das sagte ich ja schon – weil Allison Einzelkind ist. Plötzlich erschien ich auf der Bildfläche: ein Rebell, ein Rumtreiber, der dreizehn Dollar pro Stunde verdiente. Es war wie ein Schlag in sein Gesicht, dass Allison mich dermaßen liebte. Sie wies ihn zurück und alles, für das er stand.« Mankos Gesicht leuchtete vor Stolz über Allisons Mut.
    Dann verschwand das Lächeln. »Doch Morgan war uns immer einen Schritt voraus. Einmal machte ich blau und schlich mich ins Krankenhaus. Ich wartete eine Stunde, aber Allison tauchte nicht auf. Ich fragte, wo sie war. Man sagte mir, sie würde nicht mehr dort arbeiten. Niemand gab mir eine klare Antwort, aber schließlich fand ich diese junge Krankenschwester, die mir erzählte, ihr Vater hätte angerufen und ihnen mitgeteilt, dass Allison eine Weile Urlaub nehmen würde. Punkt. Keine Erklärung. Sie hat nicht mal ihren Spind ausgeräumt. Herr im Himmel! All ihre Reisepläne, all ihre Pläne mit mir – geplatzt, einfach so. Ich rief bei ihr zu Hause an, um ihr eine Nachricht zu hinterlassen, aber er hatte die Nummer geändert und eine dieser, du weißt schon, Geheimnummern bekommen. Ich meine, der Typ war einfach
unglaublich
.
    Und damit hatte er noch immer nicht genug. Als Nächstes greift er mich direkt an. Ich gehe zur Arbeit, und der Vorarbeiter erklärt mir, ich wäre gefeuert. Zu viel unentschuldigtes Fehlen. Das war Blödsinn – ich hatte nicht öfter gefehlt als die meisten anderen auch. Aber Morgan muss ein Freund der Kroegers gewesen sein. Ich war noch nicht lange in der Firma, deshalb wollte sich die Gewerkschaft nicht für mich einsetzen. Ich war draußen. Einfach so.
    Na ja, bei diesem Spiel konnte ich es nicht mit ihm aufnehmen. Also entschloss ich mich, nach meinen eigenen Regeln zu spielen.« Manko grinste, und durch seinen Körper ging ein Ruck. Unsere Knie berührten sich, und ich spürte all die Energie, die in ihm steckte, an meiner Haut pulsieren. »Oh, ich hatte keine Angst um mich. Aber Allison, sie ist so…« Während er nach einem Wort suchte, vollführten seine Hände eine merkwürdige

Weitere Kostenlose Bücher