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Todesreigen

Titel: Todesreigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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er nach draußen konnte. Aber darauf würde er sich einlassen. Das wusste ich. Und ich würde seinen Namen und seine Adresse aufschreiben, um ihm klar zu machen, dass ich wusste, wo er und seine Familie wohnten. Aber das war nur ein Grund, warum ich ihn gehen lassen würde. Was den Rest anging, war ich selbst nicht sicher. Es hatte jedenfalls mit dem zu tun, was gerade passiert war. Es war eine Angelegenheit zwischen ihm und mir.
    »Wir fühlen Sie sich?«, fragte er.
    Ich wollte ihm nicht zu viel offenbaren. Oh nein. Aber ich konnte mir nicht verkneifen, zu sagen: »Als dieses Auto vorbeikam… Ich dachte, Sie würden abhauen. Aber Sie waren fair zu mir.«
    »Und Sie waren auch fair, Jack.« Dann sagte er: »Gießen Sie uns noch eine Runde ein.«
    Ich füllte die Gläser bis zum Rand. Wir stießen an.
    »Auf Sie, Jack. Und aufs Vertrauen.«
    »Aufs Vertrauen.«
    Ich schüttete meinen Whisky hinunter. Als ich den Kopf wieder senkte und durch die Nase einatmete, um meinen Kopf klar zu bekommen, nun… In diesem Moment erwischte er mich. Mitten ins Gesicht.
    Der Hurensohn war gut. Er warf das Glas niedrig, damit ich, auch wenn ich mich duckte – was ich natürlich tat –, die Flüssigkeit in die Augen bekam. Mann, es brannte höllisch. Ich konnte es nicht glauben. Ich heulte vor Schmerz auf und tastete nach dem Messer. Aber es war zu spät. Er hatte genau vorausberechnet, wie ich reagieren würde. Was ich unternehmen würde. Er rammte mir sein Knie gegen das Kinn und schlug mir mehrere Zähne aus. Ich landete auf dem Rücken, bevor ich das Messer aus der Tasche ziehen konnte. Dann ließ er sich mit dem Knie auf meinen Bauch fallen – in dem Moment wurde mir klar, dass ich mir nicht die Mühe gemacht hatte, seine Füße wieder zu fesseln – und nahm mir den Atem. Ich lag da wie gelähmt und versuchte, irgendwie Luft zu bekommen. Doch ich bekam keine Luft. Die Schmerzen waren unerträglich, aber noch schlimmer war das Gefühl, dass er mir nicht vertraute.
    Ich flüsterte: »Nein, nein, nein! Ich wollte es doch tun, Mann. Sie verstehen es nicht! Ich wollte Sie laufen lassen.«
    Ich konnte nichts sehen und auch kaum etwas hören, so stark war das Dröhnen in meinen Ohren. Ich keuchte: »Sie verstehen nicht, Sie verstehen nicht.«
    Mann, der Schmerz war heftig, so heftig…
    Weller musste irgendwie das Klebeband von seinen Händen gelöst haben, durchgekaut vielleicht, denn jetzt rollte er mich herum. Ich spürte, wie er meine Hände fesselte, mich packte und zu einem Stuhl hinüberschleifte und mir auch die Füße und Beine fesselte. Er holte Wasser und spritzte es in mein Gesicht, um mir den Whisky aus den Augen zu waschen.
    Er setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber. Dann starrte er mich lange an, während ich immer noch versuchte, zu Atem zu kommen. Er nahm sein Glas und goss noch einen Scotch ein. Ich schreckte zurück, weil ich dachte, er würde ihn mir wieder ins Gesicht schütten. Aber er saß bloß da, nippte an seinem Glas und starrte mich an.
    »Sie… Ich wollte Sie laufen lassen.
Wirklich

    »Ich weiß«, sagte er. Er wirkte immer noch ganz ruhig.
    »Sie wissen es?«
    »Ich habe es in Ihrem Gesicht gesehen. Ich war jahrelang Verkäufer, erinnern Sie sich? Ich weiß, wann ich ein Geschäft unter Dach und Fach habe.«
    Ich bin ziemlich kräftig, vor allem, wenn ich wütend bin. Und ich versuchte mit aller Kraft, das Band durchzureißen, aber es war unmöglich.
    »Fahren Sie zur Hölle!«, brüllte ich. »Sie haben gesagt, Sie würden mich nicht verpfeifen. Sie mit Ihrem verdammten Gerede über Vertrauen…«
    »Schsch«, flüsterte Weller. Er lehnte sich zurück und legte ein Bein über das andere. Völlig entspannt. Er musterte mich von oben bis unten. »Dieser Kerl, den Ihr Freund in dem Drugstore erschossen hat… der Kunde an der Ladentheke?«
    Ich nickte langsam.
    »Er war mein Freund. Meine Frau und ich verbringen das Wochenende in seinem Haus. Mit den Kindern.«
    Ich starrte ihn bloß an. Sein Freund? Was redete er da? »Ich wusste nicht…«
    »Seien Sie still«, sagte er ganz ruhig. »Ich habe ihn viele Jahre gekannt. Gerry war einer meiner besten Freunde.«
    »Ich wollte nicht, dass jemand stirbt. Ich…«
    »Aber es
ist
jemand gestorben. Und das war Ihre Schuld.«
    »Toth…«
    Er flüsterte: »Es war Ihre Schuld.«
    »Na gut, Sie haben mich verarscht. Rufen Sie die Bullen. Bringen wir es hinter uns, Sie verdammter Lügner.«
    »Sie verstehen es wirklich nicht, oder?« Weller schüttelte den

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